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Olympia: Wie Barshim und Tamberi einst Geschichte schrieben


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Hochspringer teilten sich Gold bei Olympia 2021
Sie haben Geschichte geschrieben


Aktualisiert am 26.07.2024Lesedauer: 4 Min.
Mutaz Barshim (r.) und Gianmarco Tamberi: Sie haben sich 2021 Gold geteilt – der Moment des Entschlusses.Vergrößern des Bildes
Mutaz Barshim (r.) und Gianmarco Tamberi: Sie haben sich 2021 Gold geteilt – der Moment des Entschlusses. (Quelle: IMAGO/Andrew Nelles/imago-images-bilder)

Jeder Athlet hat bei Olympia den Traum von Gold. Die Hochspringer Mutaz Barshim und Gianmarco Tamberi haben vor drei Jahren die Sportwelt mit einem besonderen Entschluss begeistert.

Aus Paris berichtet Melanie Muschong

Im Sport geht es ums Gewinnen. Bei den Olympischen Spielen erst recht. Die Athletinnen und Athleten trainieren ihr ganz Leben auf diesen einen Moment hin: auf eine Medaille vor Weltkulisse. Der Traum von Olympia-Gold kann pro Disziplin nur eine Triumphierende oder einen Triumphierenden hervorbringen. Eigentlich.

Denn der katarische Hochspringer Mutaz Essa Barshim und der Italiener Gianmarco Tamberi haben in Tokio vor drei Jahren bewiesen, dass es auch anders geht. Sie haben gezeigt, dass bei Olympia nicht immer nur einer ganz oben stehen muss – sondern, dass man sich den Erfolg auch teilen kann.

"Ein Traum, der wahr geworden ist"

Als beide Hochspringer die 2,37 Meter übersprungen hatten und beide die 2,39 Meter nicht schafften, wäre es eigentlich in ein Stechen um Gold gegangen. Der Wettkampfrichter sprach mit den Athleten und auf einmal sprangen sich Tamberi und Barshim in die Arme und jubelten beide. Als der Wettkampfrichter noch nicht einmal fertig erklärt hatte, welche Optionen es in diesem Fall gebe, hatten Tamberi und Barshim schon beschlossen, sich die Goldmedaille zu teilen. Sie wollten nicht ins Stechen gehen und riefen damit einen unvergesslichen Moment in Tokio hervor.

Tamberi sank zu Boden. Barshim ballte die Fäuste. Dann rannten sie zu ihren Trainern, jubelten und holten ihre Flagge. Der katarische Dreifach-Weltmeister sagte damals t-online: "Ich bin überglücklich. Niemand hat entschieden, wir haben uns einfach nur angeschaut. Er (Tamberi, Anm. d. Red.) ist einer meiner besten Freunde. Es ist wie ein Traum, der wahr geworden ist."

"Wollten es beide so sehr"

Auch Tamberi erklärte t-online damals in der Mixed-Zone, dass er niemals mit einem anderen Athleten Gold geteilt hätte, dass es jedoch mit seinem Freund Barshim der perfekte Moment war: "Mutaz und ich haben uns angeschaut und mussten anfangen zu lachen und haben uns umarmt. Wir haben nicht einmal geantwortet. Wir wollten es beide so sehr, wir sind sehr gute Freunde und haben die gleiche Verletzung durchgemacht. Wir haben es uns beide erträumt und es ist passiert, es ist eine magische Nacht."

Beide Athleten hatten in ihrer Karriere bereits einen Knöchelbruch überstanden. Tamberi lief 2021 auch mit einem Teil seines Gipses durch die Mixed-Zone. Auf dem Gips stand: "Road to Tokio". Er hatte ihn als Glücksbringer dabei und wurde nicht enttäuscht.

Auch drei Jahre später erinnern sich die Athleten noch gerne an den unvergesslichen Moment in Tokio zurück. Mutaz Essa Barshim sagt t-online im Olympiajahr: "Die olympische Goldmedaille ist der Höhepunkt der sportlichen Leistung und symbolisiert Jahre der Hingabe, harte Arbeit und Aufopferung. Die Goldmedaille mit einem Freund zu teilen, war eine unglaublich besondere und bedeutungsvolle Erfahrung."

Der katarische Hochspringer hebt hervor, dass es dabei nicht nur um die Goldmedaille an sich ging: "Es geht um mehr als nur um den Sieg; es geht darum, den Weg, die Reise, die Kämpfe und die Triumphe mit jemandem zu teilen, der die Hingabe und die harte Arbeit versteht, die nötig sind, um dieses Niveau zu erreichen. Es war ein Moment der puren Freude und Kameradschaft."

Und auch einer, der die Verbindung der zwei Freunde zusätzlich gestärkt hat, wie Barshim verrät: "Der gemeinsame Gewinn der Goldmedaille hat unsere Bindung vertieft. Wir hatten schon vorher eine besondere Verbindung, aber ein so großer Erfolg hat uns noch näher gebracht. Wir teilen ein einzigartiges Verständnis für den Weg des anderen und einen tiefen Respekt vor der Hingabe des anderen für diesen Sport."

Die Erfolgskurve des Italieners Tamberi ging seit 2021 steil nach oben. Tamberi nahm 2023 erstmals an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft teil und gewann Gold in Budapest.

Mission Titelverteidigung in Paris

Barshim sicherte sich die Bronzemedaille und hat damit neben drei Gold- und einer Silbermedaille seine Edelmetallserie bei Weltmeisterschaften komplett gemacht. In der Mixed-Zone in Budapest wirkte er jedoch nicht verärgert, sondern freute sich über seinen dritten Platz.

Barshim erklärte danach: "Ich betrachte dieses Bronze als Geschichte. Bei jedem Wettkampf ist unser Ziel Gold und der Sieg, aber das ist der Sport. Mit dieser Bronzemedaille bin ich der einzige Athlet in der Geschichte des Hochsprungs, der fünf Medaillen bei Weltmeisterschaften gewonnen hat, und ich bin sehr stolz."

In diesem Sommer werden beide Athleten in Paris wieder an den Start gehen. Sie haben sich mit 2,33 Metern bereits für die Spiele qualifiziert und wollen den Titel verteidigen. Barshim sagt stolz: "Wie immer ist es mein Ziel, mein Bestes zu geben. Ich strebe danach, mein hohes Niveau zu halten, neue Rekorde aufzustellen und die nächste Generation von Athleten zu inspirieren. Ob es darum geht, Titel zu verteidigen, Rekorde zu brechen oder einfach bei jedem Wettkampf mein Bestes zu geben, mein Ziel bleibt dasselbe – der beste Athlet zu sein, der ich sein kann."

Verwendete Quellen
  • Eigener Kontakt zu Mutaz Essa Barshim 2024
  • Eigenes Gespräch mit Mutaz Essa Barshim und Gianmarco Tamberi in der Mixed-Zone bei Olympia 2021
  • Eigene Beobachtungen der Olympischen Spiele vor Ort in Tokio 2021
  • Eigene Beobachtung der Leichtathletik-WM vor Ort in Budapest 2023
  • Eigenes Gespräch mit Mutaz Essa Barshim bei der Leichtathletik-WM vor Ort in Budapest 2023
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