Australian Open Final-Krimi: Jannik Sinner krönt furiose Aufholjagd
Zuerst dominiert Daniil Medwedew das Endspiel. Dann aber dreht der Italiener auf – am Ende jubelt der 22-Jährige.
Jannik Sinner ist Sieger der Australian Open 2024. Im Finale von Melbourne setzte sich der Italiener am Sonntag nach Zwei-Satz-Rückstand noch mit 3:6, 3:6, 6:4, 6:4 und 6:3 gegen den Russen Daniil Medwedew durch und gewann dank dieser Energieleistung nach 3:44 Stunden das erste Grand-Slam-Turnier seiner Karriere.
Medwedew hatte sich im Halbfinale gegen den Deutschen Alexander Zverev durchgesetzt, Sinner mit einer ganz starken Leistung den Topfavoriten und Weltranglistenersten Novak Djokovic ausgeschaltet. Im Endspiel aber konnte der 22-Jährige zunächst nicht an seine überragende Form aus dem letzten Match anknüpfen, kämpfte sich aber zurück und krönte dann seine Aufholjagd mit dem Titel.
Der Südtiroler war zwei Wochen lang der dominante Spieler und war bis zum Halbfinale ohne Satzverlust geblieben. Für Medwedew war es in Melbourne dagegen die dritte Niederlage in einem Finale. Schon 2021 gegen Novak Djokovic und 2022 gegen Rafael Nadal musste sich der Weltranglisten-Dritte geschlagen geben. Gegen Nadal gab er dabei vor zwei Jahren wie jetzt gegen Sinner einen 2:0-Satzvorsprung noch aus der Hand.
So lief das Finale
Sinner war die Nervosität im bislang wichtigsten Spiel seiner Karriere deutlich anzumerken. Der Italiener kassierte ein frühes Break und leistete sich ungewöhnlich viele leichte Fehler. Medwedew drückte zwei Tage nach seinem Marathon-Match gegen Zverev dagegen aufs Tempo. Der Russe hatte im vorherigen Turnierverlauf gut sechs Stunden länger auf dem Platz gestanden als Sinner, der nur im Halbfinale gegen Djokovic einen Satz abgegeben hatte. Medwedew war deshalb daran interessiert, schnelle Punkte zu machen und den Druck auf Sinner hochzuhalten.
Das gelang ihm zwei Sätze lang auf eindrucksvolle Art und Weise. Den ersten Durchgang holte er sich nach gerade einmal 36 Minuten. Auch im zweiten Satz nahm er Sinner zweimal den Aufschlag ab und zog schnell auf 5:1 davon. Gegen Djokovic hatte Sinner im gesamten Spiel keinen einzigen Breakball zugelassen. Nun hatte er in zwei Sätzen bereits drei Breaks kassiert und schaute verzweifelt zu einem Trainer Darren Cahill auf die Tribüne.
Der erfahrene Coach versuchte, Sinner zu beruhigen und ihm Mut zuzusprechen. Und in der Tat fing der Davis-Cup-Champion des vergangenen Jahres nun endlich an, seine Form zu finden. Sinner verkürzte auf 3:5, wehrte einen Satzball von Medwedew ab und holte selbst einen Breakball. Doch Medwedew überstand die kritische Phase und holte sich auch den zweiten Satz.
Sinner blieb am Drücker
Sinner war nun aber endlich im Finale angekommen. Der 22-Jährige leistete sich weniger Fehler und agierte deutlich druckvoller. Zugleich waren Medwedew die Strapazen der vergangenen Spiele anzumerken. Sinner bestimmte fortan die Ballwechsel und holte sich unter dem Jubel der Zuschauer den dritten Satz.
Der Italiener blieb am Drücker und erspielte sich zu Beginn des vierten Durchgangs einige Break-Chancen. Doch Medwedew hielt dagegen und fand immer noch einen Weg, seinen Serve zu halten. Bis zum 4:5 – dann schaffte Sinner das Break und erzwang einen Entscheidungssatz. Dort war Medwedew dann komplett am Ende seiner Kräfte. Sinner schaffte das Break zum 4:2 und holte sich wenig später den Titel.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa