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Ein fatales Signal für Olympia: IOC empfiehlt Start von Russen


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Umstrittene IOC-Entscheidung
Provokation gegen den Frieden


Aktualisiert am 30.03.2023Lesedauer: 1 Min.
Russische Eishockeyspieler bei Olympia 2018: Sie sangen die russische Nationalhymne als die Olympische Hymne lief.Vergrößern des Bildes
Russische Eishockeyspieler bei Olympia 2018: Sie sangen die russische Nationalhymne als die Olympische Hymne lief. (Quelle: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON)

Das IOC hat die Empfehlung gegeben, dass russische und belarussische Athletinnen und Athleten wieder in den Weltsport zurückkehren können. Was heißt das für Olympia?

Es ist die Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC): Russische und belarussische Athletinnen und Athleten können in den Weltsport zurückkehren – unter Bedingungen. Das hat die Exekutive des IOC unter der Führung von Präsident Thomas Bach entschieden (mehr zu der IOC-Entscheidung lesen Sie hier).

Inmitten des Angriffskrieges gegen die Ukraine ermöglicht Bach Russland und seinem engsten Verbündeten, auf die prestigereiche Sportbühne zurückzukehren. Der IOC-Präsident betont zwar, dass die Entscheidung nicht für Paris 2024 gelte, doch wäre ein Nein zu den milliardenschweren IOC-Events eine völlige Abkehr von der bisherigen Linie und damit unvorstellbar.

Das führt schon jetzt zu der Frage: Sollten russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler an den Olympischen Spielen teilnehmen dürfen?

Pro
Patrick DiekmannLeitender Redakteur Außenpolitik

Lasst sie doch kommen!

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein Verbrechen. Mit kollektiven Strafen helfen wir aber vor allem einem: Wladimir Putin.

Denn wenn alle russischen Sportler ausgeschlossen werden, stärkt das nur die Wagenburgmentalität innerhalb der russischen Bevölkerung. Bedeutet: Die Menschen stützen Putin, weil der Kremldespot ihnen vor Augen führt, dass die Welt gegen ihr Land ist. Mit einem Ausschluss würde der IOC Putin also Munition für sein Narrativ liefern. Das wäre falsch.

Klar: Putin könnte russische Siege inszenieren, aber Proteste gegen den Krieg während der Wettkämpfe würden seiner Propaganda auch schaden. Außerdem waren wir im Westen einig: Wir wollten vor allem die Verantwortlichen für Putins Krieg effektiv bestrafen. Das gilt auch für den Sport.

Sollten also Sportler unter neutraler Flagge an Olympia teilnehmen dürfen, die sich nachweislich von Putin, dem Krieg und vom Doping distanzieren? Eindeutig ja, wenn die Bedingungen vom IOC überwacht werden. Das schafft Anreize, auf Distanz zu Putin zu gehen. Es ist fair gegenüber den Sportlern, die ihr Leben lang für Olympia trainiert haben und gleichzeitig ist es ein Stoppschild für die Menschen, die die russische Invasion unterstützen. Das ist der richtige Weg.
Bei dieser Olympia-Entscheidung geht es um mehr als Symbolpolitik. Ein Ausschluss aller russischen Sportler würde den Ukrainern nicht helfen. Letztlich ist es gut, wenn Russen aus Putins Propagandablase herauskommen, mit Menschen in Europa in Dialog treten. Der Westen hat im Angesicht von Putins Krieg die besseren Argumente. Deshalb: Lasst sie doch kommen!

Kontra
Melanie Muschong
Melanie MuschongSportredakteurin

Nein, das wäre ein fatales Signal

Das IOC gibt den Weg für russische und belarussische Sportler auf der Weltbühne frei. Trotz Bedingungen ist das ein fatales Signal.
Nicht nur in der aktuellen Lage, sondern auch im Hinblick auf Paris 2024. Wer glaubt, das IOC würde seine Linie bis dahin ändern, irrt sich. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe kurz vor einigen Qualifikationen war genau gewählt.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch unter Neutralität startende russische Athletinnen und Athleten sehr wohl ihre Hymnen sangen. So passiert in Pyeongchang 2018, während die Olympische Hymne lief. Und das, obwohl es aufgrund des Dopingskandals 2014 untersagt war. Konsequenzen? Gab es keine. In Russland wurden die Sportler gefeiert. Warum sollte sich nun etwas ändern? Bestes Beispiel ist die Uefa, die sich der Empfehlung, Teams auszuschließen, bereits widersetzt hat. Belarus darf in der EM-Qualifikation starten.
Es ist Zeit, die Empfehlung des IOC als das zu sehen, was sie ist: Eine Provokation gegen den Frieden. Russische und belarussische Sportler an den Spielen teilhaben zu lassen, entspricht zudem nicht dem Olympischen Gedanken. Nicht dem friedlichen Wettbewerb, der von keinen kriegerischen Auseinandersetzungen gestört werden soll. Die Ukraine denkt bereits über einen möglichen Boykott nach. Dass Putin den Krieg für die Zeit der Spiele aussetzen würde, scheint utopisch.
Zwar sind die Sportler, die ihr Leben lang für diesen Wettbewerb trainieren, dann zu bedauern. Doch mehr noch die ukrainische Bevölkerung, die Putins Brutalität tagtäglich erfahren muss. Zigtausende Menschen wurden gefoltert und sind unschuldig gestorben. Ein Ausschluss aller russischen Sportler bei Olympia wäre das einzig Richtige – und ein wichtiges Zeichen an die Welt.

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