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Handball-WM 2023 | Pascal Hens über seinen "Pommes"-Spitznamen


Interview
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Handball-Legende Pascal Hens
"Das ärgert mich"

  • Jannik Meyer
InterviewVon Jannik Meyer

Aktualisiert am 19.01.2023Lesedauer: 5 Min.
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Pascal Hens: 2017 beendete er seine aktive Handballkarriere. (Quelle: IMAGO/Oliver Zimmermann)

Pascal Hens hat eine große Handballkarriere hingelegt, wurde 2007 Weltmeister. Nun ist er TV-Experte bei der Weltmeisterschaft – und spricht mit t-online über das Turnier.

Der Start in die Handball-WM ist der deutschen Nationalmannschaft gelungen. Zum Auftakt gab es in der Vorrunde drei Siege. Nun warten in der Hauptrunde Argentinien, die Niederlande und Norwegen.

Pascal Hens wurde 2007 Weltmeister im eigenen Land. "Pommes", wie er genannt wird, ist einer der besten Spieler der jüngeren Vergangenheit des deutschen Handballs. Der 2,03-Meter-Mann verfolgt die WM in Polen und Schweden als Experte beim privaten TV-Sender Eurosport.

Im Interview mit t-online spricht Hens unter anderem über das bisherige Abschneiden der deutschen Mannschaft und deren Aussichten im Turnier. Es geht aber auch um die vielen Absagen, mit denen Trainer Alfred Gislason in der Vorbereitung auf ein großes Turnier immer wieder umgehen musste. Außerdem klärt er über seinen Spitznamen "Pommes" auf.

Herr Hens, die Handballweltmeisterschaft geht in ihre heiße Phase. Wie ist Ihr Eindruck vom deutschen Team?

Pascal Hens: Im Vorfeld gab es einige Fragezeichen: Wie stabil ist die Abwehr, seit wichtige Spieler wie Patrick Wiencek oder Hendrik Pekeler nicht mehr im Team stehen? Wie gut funktioniert das Angriffsspiel mit Juri Knorr in der Mitte, der eine gute Hinrunde bei den Rhein-Neckar Löwen gespielt hat? Auch ich war bei Juri etwas skeptisch, weil die Nationalmannschaft etwas ganz Anderes ist als der Vereinssport. Da hast Du viel weniger Zeit zum Einspielen, musst schnell funktionieren. Aber die Jungs bereiten Spaß und sind mutig.

Das Gruppenspiel gegen Serbien wurde allerdings nur sehr knapp gewonnen.

Das war extrem wichtig für die junge Mannschaft. In den letzten Jahren wurden die meisten engen Spiele verloren. Gegen eine starke serbische Mannschaft haben die Jungs gut standgehalten. Aus so einem Spiel nimmt man eine Menge Selbstvertrauen mit – und natürlich vier Punkte für die Hauptrunde.

In welchen Bereichen muss sich das DHB-Team noch steigern?

Über den Angriff brauchen wir uns keine Gedanken zu machen, das sieht richtig gut aus. Aber in der Abwehr hat man schon gesehen, dass die Abläufe noch nicht so klar sind. Da müssen wir uns auf jeden Fall steigern.

Juri Knorr gilt als eines der größten Talente des deutschen Handballs. Wie wichtig ist er fürs Team?

Juri ist seit einem halben Jahr der Spielgestalter bei den Rhein-Neckar Löwen, das tut ihm gut. Er hat die Grundvoraussetzungen, ein überragender Mittelmann zu werden. Er ist genau der Typ Spieler, über den wir im Vorfeld gesagt haben: So einen brauchen wir jetzt wieder. Juri will in entscheidenden Situationen der Anführer sein. Er macht mit seinen 22 Jahren natürlich auch den einen oder anderen Fehler, wird aus diesen aber lernen.

Bei der EM im letzten Jahr gab es Corona-bedingt einige Absagen, auch vor dieser WM haben Spieler abgesagt, ohne verletzt zu sein. Wie beurteilen Sie das?

Ich stecke nicht in der Haut der einzelnen Spieler und kenne die Beweggründe nicht. Deswegen möchte ich keinen Spieler an den Pranger stellen.

Aber?

Bei uns war das früher anders. Als wir für die Nationalmannschaft nominiert wurden, war es ein Gefühl des puren Stolzes. Da hat niemand aus diesem oder jenem Grund abgesagt.

Weil solche Absagen auch den Job des Bundestrainers komplizierter machen, oder?

Absolut. Alfred Gislason muss häufig rotieren und hat nur selten alle Spieler zusammen. Er hat ständig andere Leute dabei, so kann sich eine Mannschaft nicht einspielen. Was mich besonders ärgert: Bei anderen Nationen ist das nicht so.

Warum?

Ein Spieler von Dänemark beispielsweise würde nie eine Weltmeisterschaft absagen. Der weiß genau: Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich um die Medaillen mitspiele. Bei Deutschland ist das anders. Da sehen manche Spieler vielleicht mehr die Strapazen als die Erfolgsaussichten auf eine gute WM.

Vor der WM sagten Sie, dass Deutschland an die Top-Nationen noch nicht herankomme. Hat sich nach dem bisherigen Turnierverlauf etwas an Ihrer Einschätzung geändert?

Wir haben auch gegen Serbien gewonnen, die meiner Meinung nach unterschätzt sind und in der Vorbereitung gegen den amtierenden Europameister Schweden gewonnen haben. Nichtsdestotrotz fehlt uns noch etwas zu den Top-Nationen. Da dürfen wir uns nicht blenden lassen. Es gibt noch andere Kaliber wie Schweden, Dänemark oder Frankreich. Um diese Nationen zu schlagen, muss alles zusammenpassen. Dafür brauchen wir vor allem eine stabilere Abwehr.

Als Nächstes spielt Deutschland unter anderem gegen die Niederlande und Norwegen. Ein Gradmesser, wohin es gehen kann?

Die Niederlande haben in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht, haben auch bisher starke Ergebnisse erzielt. Gegen Norwegen sind wir in meinen Augen leichter Außenseiter, aber auch da ist was möglich.

Wie würden Sie ein Aus in der Hauptrunde beurteilen?

Ein Hauptrunden-Aus wäre nach der Vorrunden-Performance eine große Enttäuschung. Das Viertelfinale ist das nächste große Ziel.

Geht danach vielleicht noch mehr?

Erst einmal ist es wichtig, die Hauptrunde zu überstehen. Dann kommt es darauf an, welchen Gegner man im Viertelfinale bekommt. Deswegen wäre es gut, die Hauptrunde mit einer guten Platzierung abzuschließen. Dann wird der Viertelfinal-Gegner leichter sein.

Bob Hanning meinte zuletzt, das schwache Abschneiden Deutschlands bei der Fußball-WM könne eine große Chance für den Handball sein. Die TV-Quoten geben ihm bisher recht. Sehen Sie das auch so?

Ich bin kein Freund davon, mich an Misserfolgen anderer deutscher Teams hochzuziehen und zu sagen: Jetzt ist unsere Stunde gekommen. Jedes Turnier ist für den Handball eine Chance. Wichtig ist, dass wir erfolgreich sind und ein Feuer bei den Leuten entfachen.

So wie bei dieser WM?

Deutschland gewinnt drei Spiele, steht in der Hauptrunde – und ist im Handball-Fieber. Das ist geil für den Sport. Ich freue mich, wenn wir ein großes Turnier mit hoher medialer Präsenz haben. Wir haben nächstes Jahr eine Heim-EM – umso wichtiger ist es, jetzt Euphorie zu entfachen.

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Zuletzt würden wir gerne noch mit einem Mythos aufräumen. In Deutschland kennen Sie viele Fans unter dem Namen "Pommes". Woher kommt der eigentlich?

Als ich bei Eintracht Wiesbaden vom Jugend- in den Herrenbereich gewechselt bin, habe ich erstmals Krafttraining absolviert. Damals hat ein Kollege von mir zu einem anderen gerufen: "Leg ihm mal ein paar Gewichte mehr auf", und der andere rief zurück: "Guck ihn Dir doch mal an mit seinen Pommes-Ärmchen. Wie soll der mehr Gewichte heben?" Das fanden alle lustig, sodass sie mich in der Trainingseinheit abends Pommes genannt haben. Danach hat sich das etabliert.

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Pascal Hens
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