Durchwachsenes WM-Finale Bitter: Johannes Vetter verpasst Speer-Gold
Der Weltmeister erwischt keinen glücklichen Tag zum Ende der Leichtathletik-WM in Doha und kann seinen Titel nicht verteidigen. Vetter selbst äußert sich bereits zu seiner Vorstellung.
Johannes Vetter sackte kurz enttäuscht auf der Tartanbahn zu Boden, dann schnappte er sich aber doch die schwarz-rot-goldene Flagge und marschierte in die Fankurve: Zwei Jahre nach seinem WM-Triumph von London hat der deutsche Speerwurf-Rekordler die erfolgreiche Titelverteidigung verpasst und sich mit Bronze begnügen müssen. Die Medaille am Abschlusstag der Meisterschaften in Doha war nach einer schwierigen Saison ein Trostpflaster – auch wenn Vetters Weite aus der Qualifikation locker zu Gold gereicht hätte.
Der 26-Jährige kam in einem durchwachsenem Finale nur auf für ihn enttäuschende 85,37 m – mehr als vier Meter weniger als am Vortag (89,65). Gold sicherte sich überraschend Anderson Peters aus Grenada (86,89) vor dem Esten Magnus Kirt (86,21). "Ich habe heute nicht unbedingt Gold verloren, sondern Bronze gewonnen", sagte Vetter im ZDF: "Es war ein heftiges Jahr." Julian Weber aus Mainz belegte in Doha Rang sechs (81,26).
Verkorkste WM für die deutschen Speerwerfer
Für die deutschen Speerwerfer, die mit einem Dreifachtriumph geliebäugelt hatten, war es eine insgesamt verkorkste WM. Olympiasieger Thomas Röhler und der deutsche Meister Andreas Hofmann waren bereits in der Qualifikation gescheitert.
Vetter verpasste die Chance, zum erst zweiten Mehrfach-Champion unter den Speerwerfern nach dem tschechischen Weltrekordler Jan Zelezny (1993, 1995 und 2001) zu werden. Damit riss auch die deutsche Siegesserie bei Großereignissen, nachdem Röhler Olympia-Gold 2016 sowie den EM-Titel 2018 geholt hatte und Vetter 2017 Weltmeister geworden war.
Vetter startete mit einem schwachen Versuch diesseits der 80-Meter-Marke in den Wettkampf, machte ihn ungültig. Versuch Nummer zwei war längst nicht perfekt und flog viel zu weit nach rechts hinaus, reichte aber dann zu Bronze – danach lief aber kaum noch etwas zusammen, die folgenden Versuche waren deutlich kürzer.
Vetter: "Versuche, aus Scheiße Gold zu machen"
Vetter hatte einen schweren Weg nach Doha hinter sich, Verletzungen bremsten ihn immer wieder aus, vor allem der Fuß seines linken Stemmbeins machte Ärger. Die auch im Hinblick auf Olympia 2020 dringend nötige Operation verschob Vetter auf kurz nach der WM, die er ansonsten hätte sausen lassen müssen. Aufgrund der Schwächung dieses für einen Speerwerfer so entscheidenden Körperteils verlief die Vorbereitung aber alles andere als ideal.
"Ich sage es mal salopp: Ich versuche in diesem schwierigen Jahr, aus Scheiße Gold zu machen", sagte Vetter dem SID: "Mein Körper ist in diesem Jahr mein größter Gegner." Bundestrainer Boris Obergföll, der auch Vetters Heimcoach ist, meinte: "Ihm fehlen dadurch rund 1000 Würfe, und es fehlt vor allem die Wettkampfroutine."
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Vetter stellte sich trotzdem der Herausforderung: "Vielleicht ist der Wille auch größer als der körperliche Verstand", sagte er. Kurz vor der WM erzielte Vetter in Minsk beachtliche 90,03 m, im Qualifikations-Durchgang von Doha sprach er dann das nächste Machtwort: 89,65 m, souveräne Tagesbestweite – Vetter, das merkte die Konkurrenz - war voll da.
Als Vetter um die Medaillen kämpfte, saß Röhler durchaus wehmütig auf der Tribüne des Khalifa International Stadiums. "Der Fehler ist allein bei mir zu suchen, da müssen wir nicht über das Klima oder Bodenbeläge sprechen. Es war einfach nicht mein Tag", sagte der 28-Jährige.
- Nachrichtenagentur SID