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Leichtathletik-WM – Malaika Mihambo: "Dann könnte es für mich weiter gehen"


Interview
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Malaika Mihambo
"Dann könnte es für mich auch weiter gehen als 7,16 Meter"

InterviewVon Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Malaika Mihambo: Die weltbeste Weitspringerin will in Doha die Goldmedaille holen.Vergrößern des Bildes
Malaika Mihambo: Die weltbeste Weitspringerin will in Doha die Goldmedaille holen. (Quelle: Laci Perenyi/imago-images-bilder)
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In der Leichtathletik ist Deutschland verglichen mit den USA, Jamaika oder China eine kleine Nation. Doch im Weitsprung ist eine Deutsche die Nummer eins: Malaika Mihambo.

Am Sonntag zählt es für Malaika Mihambo. Dann geht die deutsche Weitspringerin an den Start bei der Leichtathletik-WM. Sie ist die große Favoritin auf die Goldmedaille, führt aktuell die Weltrangliste an. Mit 7,16 Metern sprang sie bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin im August sogar die Weltjahresbestleistung.

Kein Wunder, dass die Hoffnungen beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) groß sind, wenn der Name Malaika Mihambo fällt. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen ist sie das neue Aushängeschild der deutschen Leichtathletik. Mit t-online.de sprach sie über ihre neue Rolle und die gestiegenen Erwartungen.

t-online.de: Frau Mihambo, ist die Anzahl Ihrer Termine im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen?

Ja, es ist mehr geworden. Aber das kommt auch mit den Leistungen. Und ich stehe in den letzten Monaten unangefochten an Nummer eins der Weltrangliste. Interviews sind immer eine gute Möglichkeit, das zu reflektieren. Und es ist insgesamt einfach sehr schön aktuell.

Wie würden Sie dieses Jahr insgesamt beschreiben?

Es ist besser gelaufen, als ich es erhofft habe. Ich starte meist ohne große Erwartungen in eine Saison. Aber dass es so gut laufen würde, hätte ich nicht gedacht. Gleichzeitig sehe ich, dass es immer noch genug Stellschrauben gibt, an denen ich drehen kann. Ich habe einfach viel gelernt.

Was haben Sie denn gelernt?

Ich habe auf vielen verschiedenen Ebenen Dinge gelernt. Ich habe mental sehr viel an mir gearbeitet, habe vermehrt meditiert und es in mein tägliches Programm genommen. Dazu habe ich auch viele neue Trainingsinhalte kennengelernt und hatte dabei eine größere Herausforderung, weil sich meine Trainingspartnerin verletzt hatte und ich allein trainieren musste. Es waren viele neue Situationen, die ich so noch nicht kannte und die mich weitergebracht haben. Ich kenne mich selbst besser und habe mein Selbstbild klarer definiert.

Wie sieht denn Ihr Selbstbild aus?

Oftmals hat man innere Leit- oder Glaubenssätze, die nicht sinnvoll sind für eine Athletin. Das kann mich hindern in meinem Sport. Deswegen habe ich diese Leitsätze überarbeitet.

Sie sind erst vor kurzer Zeit Ihre persönliche Bestweite gesprungen. Sind Sie von sich selbst überrascht, dass Sie zu solchen Weiten fähig sind?

Ich bin zuletzt in Brüssel mehrmals vor dem Brett abgesprungen und trotzdem bei über sieben Metern gelandet. Daran konnte ich sehen, auf was für einem Niveau ich aktuell bin. Es wäre schade, wenn ich dieses Potenzial bei der WM nicht ans Brett bringen könnte. Denn dann könnte es für mich auch weiter gehen als 7,16 Meter.

Gibt es einen bestimmten Wert, den Sie überschreiten wollen?

Zunächst waren es die sieben Meter. Aber seitdem ich die überwunden habe, schaue ich in die ewige deutsche Bestenliste und würde mich gerne an Helga Radtke (7,21 Meter, Anm. d. Red.) auf Platz zwei vorbeischieben. Ich habe auf jeden Fall das Leistungsvermögen dazu. Aber ich weiß auch, dass an solch einem Tag alles passen muss.

In den letzten Jahren war meist Gina Lückenkemper das Gesicht der deutschen Leichtathletik. Seit den Deutschen Meisterschaften hat sich das Blatt etwas in Ihre Richtung gewendet. Nehmen Sie das auch so wahr?

Das hängt hauptsächlich mit den Leistungen zusammen. Aber ich will das auch nutzen und meine Vorbildfunktion wahrnehmen. Ich will meine Sportart in den Medien vertreten, aber auch international ein Gesicht für den Weitsprung sein. Das gibt mir die Chance, anderen Erwachsenen und Jugendlichen meiner Sportart etwas zurückzugeben.

Wenn eine junge Weitspringerin auf Sie zukommt und Sie um Rat fragt, was würden Sie ihr mitgeben?

Es ist immer wichtig, den Glauben an sich selbst zu entwickeln. Man muss sich selbst kennenlernen, die eigenen Potenziale entdecken und einsetzen. Ich habe inzwischen auch eine eigene Sportgruppe mit Grundschulkindern, denen ich viel geben will.


Inzwischen sind Sie aber nicht mehr "nur" im Weitsprung aktiv, sondern auch im 100-Meter-Sprint. Wie kam es dazu?

Der Sprint war ein großer Schwerpunkt in meinem Training. Für den Weitsprung ist es sehr wichtig, schnell zu laufen. Anhand der biomechanischen Analysen meiner Sprünge haben wir erkannt, dass ich auch die höhere Geschwindigkeit in meinen Anläufen auch auf das Brett bekomme. Daraus ergeben sich die verbesserten Weiten. Aber ich habe den Sprint auch so sehr geliebt. Nur wurden diese Dinge natürlich als erste Wettkämpfe gestrichen, wenn ich mich verletze.

Beim Weitsprung liefern Sie Ihre Leistung komplett allein ab, beim 100-Meter-Sprint sind sieben andere Läuferinnen auf der Bahn. Wie beeinflusst Sie das?

In erster Linie ist es anders, weil ich im Weitsprung loslaufen kann, wann ich will, beim Sprint nicht. Das ist der größte Unterschied für mich. Dass andere auf der Bahn sind, finde ich super. Ich trainiere ja oft allein. Da ist es schön, noch andere neben mir zu haben.

Wie sehen Sie die Entwicklung der deutschen Leichtathletik insgesamt?

Gerade dieses Jahr ist die Mannschaft leider recht klein und durch diverse Ausfälle noch weiter dezimiert. Der internationale Wettkampf ist aber eben auch hart. Leistungen, die auf europäischer Ebene gut sind, sind es im weltweiten Vergleich womöglich nicht mehr. Da stellt sich die Frage: Woran liegt das? Liegt es an der Suche nach Talenten? Liegt es an der Förderung? Das sind Fragen, die vielleicht auf der nächsten sportpolitischen Ebene beantwortet werden müssen. Vielleicht reicht es aber auch, einen kleineren Kader zu haben, der dafür mehr Qualität hat. Das werden wir jetzt sehen.

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