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Gelähmte Claire Lomas läuft den London-Marathon


Leichtathletik
Gelähmte Claire Lomas läuft Marathon

t-online, ost

09.05.2012Lesedauer: 2 Min.

Es war der Lauf ihres Lebens. Dabei kann Claire Lomas eigentlich gar nicht mehr laufen. Dennoch meisterte die 32 Jahre alte Engländerin, die seit einem Reitunfall unterhalb der Arme gelähmt ist, dank eines Roboteranzugs am Dienstag den London Marathon. 16 Tage nach dem Start erreichte sie gegen 12.50 Uhr nach den 42,195 Kilometer das Ziel. Als letzte der 36.000 Starter. Doch ihre Zeit als auch ihr Ergebnis waren absolut nebensächlich.

Hunderte Menschen hatten Lomas auf der Zielgeraden gefeiert, waren extra gekommen, um sie auf den letzten ihrer rund 80.000 Schritte zu bejubeln."Das letzte Stück war wirklich einfach. Jeder hat mich angefeuert, die Stimmung hat mich förmlich ins Ziel getragen", wird die 32-Jährige in britischen Medien zitiert.

Leute flippen bei ersten Schritten aus

Schon der Start in den Marathon war für die Britin etwas ganz besonderes. "Es war einfach unglaublich. Die Leute sind ausgeflippt, als ich meine ersten Schritte gemacht habe - an diesen Moment werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern", sagte sie damals. Es sind eben diese emotionalen Augenblicke, die Lomas Kraft geben, sie stark machen. Denn es gab auch Tiefpunkte für die Mutter einer Tochter.

Bei einem Turnier 2007 stürzte die Vielseitigkeitsreiterin schwer, brach sich die Wirbelsäule und ist seitdem gelähmt. Sie brauchte lange, um mit ihrem Schicksal klarzukommen. "Wenn man sein Leben den Pferden widmet, dann geben einem die Pferde Träume und Herausforderungen. Nach meinem Unfall hatte ich keine Herausforderungen mehr", sagte Lomas in "pferdeplus.com". Bis sie sich entschied, den Marathon zu laufen.

35 Kilo schwer, 50.000 Euro teuer

Als wäre die Distanz nicht schon für einen gesunden Menschen schwierig genug, stellte sich Lomas der Aufgabe – obwohl sie ihr ganzes Gewicht und ihre Balance nur mit zwei Krücken und der Kraft ihrer Arme und Schultern kontrollieren muss. Schritt für Schritt. Schritt für Schritt ging es vorwärts. Dank des sogenannten Re-Walk-Anzugs.

Das rund 50.000 Euro teure Wunderwerk der Technik sendet durch Sensoren Impulse aus, die das batteriebetriebene und 35 Kilogramm schwere Gerät in Bewegung setzen. Lehnt sich Lomas nach vorne, geht es vorwärts. Lehnt sie sich zurück, bleibt sie stehen. Meistens jedenfalls. "Der Anzug ist sehr sensibel. Wenn ich mich zu wenig bewege, stoppt er. Und das für jemanden zu dosieren, der kein Gefühl hat, ist sehr schwierig", berichtete die Marathon-Läuferin. Und es kostet Kraft. Viel Kraft.

Nach den etwa drei Kilometern Tagespensum war Lomas, die durch ihre Aktion in den vergangenen Tagen rund 130.000 Euro für die Organisation "Spinal research" sammelte, stets ausgelaugt. Sie benötigte intensive physiotherapeutische Betreuung nach jeder Etappe. Und nicht selten Schmerzmittel.

Keine offizielle Auszeichnung

Aufgeben - das kam für sie aber nicht in Betracht. Täglich stellte sie sich wieder der Herausforderung. Fing an der Stelle an, an der sie am Vortag aufgehört hatte. Schritt für Schritt. Schritt für Schritt ging es wieder vorwärts. Bis ins Ziel.

Dass die 32-Jährige weder eine offizielle Auszeichnung des Veranstalters erhielt noch in den Ergebnislisten auftaucht (Teilnehmer müssen das Rennen noch am selben Tag beenden), war ihr in diesem Moment egal. Sie war einfach nur überglücklich. Schließlich hatte Claire Lomas den wohl tapfersten Marathon der Geschichte gemeistert.

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