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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Darts-Überraschung Florian Hempel Vor fünf Jahren war er noch Profi-Handballer
Die Darts-WM 2022 hat ihre erste große Sensation – und sie kommt aus Deutschland. Florian Hempel warf am Dienstag einen der Topfavoriten raus. Dabei fing er erst vor vier Jahren mit Darts an.
Wenn die Sportler im Alexandra Palace von London die Bühne betreten, laufen Rocksongs, Technobeats und seit Neuestem auch Brings. Denn der deutsche Darts-Profi Florian Hempel läuft zu dem Lied "Kölsche Jung" der Kölner Band ein. So auch am Dienstagabend, als er sensationell den Belgier Dimitri Van den Bergh aus dem Turnier warf. Die Nummer fünf der Welt galt als einer der Topfavoriten auf den WM-Titel in dieser Saison und musste nun schon nach der 2. Runde die Segel streichen.
Hempel war im Interview nach dem Match mit DAZN überglücklich: "Ich darf jetzt noch ein drittes Mal wiederkommen. Die Vorfreude war riesig, die wird auch am 27. Dezember wieder riesig sein." Dann trifft er auf den Australier Raymond Smith und hat gute Chancen. Für das Erreichen der 3. Runde gibt es knapp 30.000 Euro. Eine stattliche Summe, die sich steigert, wenn er das Achtelfinale erreichen sollte.
Ein spontanes Turnier ändert alles
Dass er tatsächlich mal vor einem Millionenpublikum um viel Geld spielen würde, war vor vier Jahren noch nicht abzusehen. Mit Freunden spielte der 31-Jährige in der WG auf einem "Acht-Euro-Ding von Lidl oder Aldi", sagte er "Bild". Im Urlaub trainierte er intensiv. Etwas zu intensiv, denn die Pfeile gingen kaputt. Im lokalen Dartsshop erfuhr er von einem Turnier, an dem er spontan teilnahm. "Ich hab mir das dann erklären lassen. Ich hatte keine Ahnung davon, dann hab ich alle Spiele gewonnen. Alle haben mich gefragt: 'Wie lange spielst du schon?' Ich dann: 'Seit Montag ...'", so Hempel zu "Bild".
Sportlichen Wettbewerb kennt Hempel auch aus einer anderen Sportart. Denn der 1,96 Meter große Darts-Newcomer war bereits Profi-Handballer, stand 2010/11 für den Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV im Tor. 2016 war er noch in der Oberliga aktiv, ehe er seine Karriere beendete. Zu "Sport1" sagte er: "Ich habe 2016 mit dem Handball aufgehört und danach wollte ich erst mal ein halbes Jahr etwas anderes machen. In zehn Jahren Profisport hatte ich viel verpasst und wollte das nachholen."
Erst danach zog er nach Köln in die besagte WG, in der er mit dem Dartssport in Kontakt kam. Der Druck im Mentalsport war für ihn kein Problem: "Der Handball kommt mir da schon zugute, ich kenne es, im Mittelpunkt zu stehen und mit Emotionen klarzukommen."
Das bewies er auch am Dienstag, als er nach der 1:0-Führung den Ausgleich hinnehmen musste. Hempel ließ sich vom Jubel Van den Berghs nicht beeindrucken – und holte den Sieg. Somit verbringt er Weihnachten nicht in Köln, sondern im Hotel in London: "Muss ich ja letztendlich. Ich wusste, worauf ich mich einlasse."
- Nachrichtenagentur dpa
- Bild: "Vor vier Jahren startete Hempel mit Acht-Euro-Scheibe"