Sport Pistorius schreibt in London olympische Sport-Geschichte
Oscar Pistorius hat bei den Olympischen Spielen in London Geschichte geschrieben: Als erster an beiden Beinen amputierter Läufer ist er bei Olympia an den Start gegangen. Und das überaus erfolgreich: Der Sprinter qualifizierte sich prompt über 400 Meter für das Halbfinale. Jetzt will er sogar eine Medaille - und anschließend auch bei den Paralympics starten.
Mit Sonnenbrille, smart lächelnd und auf seinen zwei Carbon-Prothesen stehend winkte Pistorius noch einmal, bevor er seine historische Runde im Olympiastadion lief. "Ich war so nervös", sagte der 25-jährige Südafrikaner nach seiner viel diskutierten Premiere. "Ich wusste nicht, ob ich weinen sollte oder nicht. Es war ein Auf und Ab der Gefühle." (Alle Entscheidungen und Ergebnisse finden Sie im t-online.de-Live-Ticker)
Teilnahme 2008 in Peking noch verweigert
Als der "Blade Runner" unter dem frenetischen Jubel der 80.000 Zuschauer auf Bahn 6 in den Startblock stieg, hatte Pistorius seine Emotionen wieder im Griff und zog als Vorlauf-Zweiter mit 45,44 Sekunden problemlos in das Halbfinale. Besser war in seinem Lauf nur Luguelin Santos, der 45,04 Sekunden schnell lief. "Es war einer der aufregendsten Momente meines Lebens", sagte Pistorius. "Ich danke meinem Team, das mir vertraut hat."
Pistorius hatte 2008 gegen das Startverbot durch die IAAF vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS mit Erfolg geklagt. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF wollte ihm die Teilnahme an seinen Titelkämpfen und den Olympischen Spielen in der Annahme verweigern, dass Prothesen einen Vorteil verschaffen würden.
"Man hat mich getestet: Es gibt keinen Vorteil!"
"Viele behinderte Athleten laufen bei Wettbewerben und den Paralympics mit den gleichen Prothesen wie ich. Bisher ist kein anderer damit unter 50 Sekunden gelaufen", hielt er immer wieder dagegen. Pistorius verwies darauf, dass er seit 2004 mit den gleichen "Blades" renne. Seine Bestzeit steht bei 45,07 Sekunden - und die komme nicht von ungefähr. "Ich trainiere härter als 95 Prozent meiner Konkurrenten", betonte Pistorius. "Ich glaube an Fairness. Man hat mich getestet, es gibt einfach keinen Vorteil."
Bei der Weltmeisterschaft 2011 in Daegu war er bis ins Einzel-Halbfinale gekommen und hatte mit der südafrikanischen Staffel Silber gewonnen. Nun will er mit dem Sprint-Quartett seines Landes auch olympisches Edelmetall gewinnen. Es wäre die zweite Teammedaille für einen behinderten Sportler bei den London-Spielen. Der sehbehinderte Bogenschütze Im Dong-Hyun aus Südkorea hatte im Mannschafts-Wettbwerb Bronze gewonnen. 1948 und 1952 gewann der Ungar Karoly Partyka im Schießen jeweils Gold. Er hatte seine rechte Hand bei einer Granaten-Explosion verloren.
Pistorius will nach den Sommerspielen auch bei den Paralympics in London an den Start gehen will. Bei den Spielen der Behinderten 2008 in Peking gewann er Gold über 100, 200 und 400 Meter. Seine Karriere will er nach dem London-Doppelstart fortsetzen und bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro weitermachen.