Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Von wegen Ausverkauf Dreht Leverkusen den Spieß jetzt einfach um?
Das Bayern-Interesse an mehreren Leverkusen-Spielern ist bekannt. Mit bis zu drei Titeln im Rücken könnte der Deutsche Meister allerdings zurückschlagen.
Der FC Bayern steuert auf das Ende einer titellosen, enttäuschenden Saison zu – und muss mit ansehen, wie Bayer Leverkusen noch zwei Finalspiele absolviert, in der Europa League und im DFB-Pokal. Dazu hat Borussia Dortmund in der Champions League gegen Real Madrid die Chance, den europäischen Thron zu besteigen.
Fans und Experten fragen sich: Wird der FC Bayern so massiv zurückschlagen, wie sie es vom deutschen Rekordmeister gewohnt sind nach einer schwachen Saison? Werden die Münchener neben einem neuen Trainer auch neue Stars holen, womöglich die Bundesliga-Konkurrenz kaputtkaufen? Werden sie auch in Dortmund und insbesondere Leverkusen wildern, in diesem Sommer Bayers Vize-Kapitän Jonathan Tah abwerben und im kommenden Toptalent Florian Wirtz und Trainer Xabi Alonso?
Die Leverkusener Verantwortlichen begegnen den Spekulationen bislang mit Demut und Gelassenheit. Sie betonen sogar, wie abhängig sie davon sind, immer mal einen Spieler für viel Geld zu verkaufen, so wie einst Kai Havertz für 100 Mio. Euro an den FC Chelsea. Allerdings hat Bayer durch die aktuell so erfolgreiche Saison auch viel Geld eingenommen und durchaus einige Vorteile im Vergleich mit dem FC Bayern: die Ruhe im Verein, den begehrtesten Trainer Europas, einen vorbildlichen Teamspirit. Das führt zu der Frage:
Muss Leverkusen den Spieß jetzt umdrehen?
Ja, Leverkusen hat eine historische Chance
Leverkusen hat alles, was der FC Bayern gerne hätte: einen Toptrainer für die nächste Saison, einen perfekt zusammengestellten Kader, einen herausragenden Teamspirit, Ruhe im Klub, die deutsche Meisterschaft und die Chance auf das Triple.
Damit verbunden ist eine historische Chance.
Bayer kann nicht nur dauerhaft Konkurrent von Bayern bleiben, sondern dem Rekordmeister für die nächsten Jahre richtig wehtun und Titel klauen. Dafür muss allerdings Schluss sein mit Vorsicht und Demut. Leverkusen muss den Spieß umdrehen, in den Attacke-Modus schalten und Bayern mit den eigenen Waffen schlagen.
Natürlich kann Bayer in den nächsten Jahren noch Stars verkaufen bei entsprechend horrenden Angeboten z.B. aus England – aber auf keinen Fall an Bayern. Die Lösung: ein öffentlichkeitswirksam verhängtes Bayern-Verbot. Damit wäre auch bei Alonso und Wirtz Ruhe, und zwar längerfristig.
Nachdem schon Niklas Süle ablösefrei von Bayern zu Dortmund gegangen ist: Warum sollte sich Leverkusen nicht um Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Thomas Müller bemühen? Allein die Anfrage wäre ein Statement, sollte sich das vom Gehalt her als utopisch herausstellen.
Und dann braucht es natürlich eine Titel-Ansage an Bayern: "Jetzt ist Schluss mit Eurer Vorherrschaft." Da bekommt selbst Uli Hoeneß am Tegernsee Fracksausen.
Nein, das wäre der falsche Weg
Bayer Leverkusen tut auch nach dieser spektakulären Saison gut daran tiefzustapeln. Kein ausgerufenes Titel-Ziel, keine wahnwitzige Transferträumerei und schon gar nicht der Großangriff auf den FC Bayern bringen den Verein weiter. Sondern einzig kontinuierliche Arbeit. Denn nur wenn Ruhe im Klub ist, sind Erfolge wie in der aktuellen Spielzeit auch zukünftig möglich.
Bei bodenständigen Führungskräften, wie Leverkusen sie hat, besteht auch keine große Gefahr, dass man sich übernimmt. Das geht mit Simon Rolfes und Xabi Alonso einfach nicht. Denn beide wissen, dass so ein Vorhaben zum Scheitern verurteilt wäre.
Bayern München ist und bleibt der größte und wichtigste Verein Deutschlands. Der Erfolg des Klubs ist über Jahrzehnte hinweg gewachsen, und nur durch eine Saison Durststrecke wird sich nicht alles zum Negativen verändern. Bayern hat am meisten Geld, Strahlkraft und Erfahrung auf Topniveau.
Und außerdem können sich die Bayer-Bosse ja auch an den schlechten Entwicklungen der Vergangenheit orientieren. Häufig ging es nach hinten los, wenn die Führung deutscher Vereine sich mit den Bayern angelegt hat. So erlebten es die Bremer, die Dortmunder, auch schon die Leverkusener. Es ist der falsche Weg.
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