Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Hansi Flick und sein DFB-Plan Jetzt gibt er die Nationalelf der Lächerlichkeit preis
Der Bundestrainer sortiert etablierte Spieler aus und setzt auf neue, frische Gesichter. Ein mutiger Schritt, der nicht nur auf Gegenliebe stößt. Ist Flick auf dem richtigen Weg?
Hansi Flick hat am Freitag bei seiner Kadernominierung für die kommenden beiden Länderspiele gegen Peru (25. März) und drei Tage später gegen Belgien für einige Überraschungen gesorgt. Der Bundestrainer verzichtet auf etablierte Topspieler wie Thomas Müller, Leroy Sané (beide Bayern München) und Antonio Rüdiger (Real Madrid). Gleichzeitig setzt er auf fünf Debütanten: Mergim Berisha (FC Augsburg), Kevin Schade (FC Brentford), Marius Wolf (Borussia Dortmund), Felix Nmecha (VfL Wolfsburg) und Josha Vagnoman (VfB Stuttgart).
"Uns ist im Hinblick auf die Heim-EM 2024 wichtig, dass wir einen guten Kader präsentieren können. Dafür ist es wichtig, dass wir nach Alternativen suchen, diese fördern und ihnen auch die nötige Zeit geben", so erklärte Flick seine Entscheidungen. Ein mutiger Schritt, der anschließend von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus heftig kritisiert wurde.
"Man muss Hansi selbst fragen, was er sich dabei gedacht hat. Wollen die Spieler eine Pause? Brauchen sie eine Pause? Diese Süles, Sanés, und wie sie alle heißen. Müller und Gündogan waren ja von vornherein schon weg, aber ich bin immer noch der Meinung, dass die Nationalmannschaft etwas Besonderes sein muss", sagte Matthäus gegenüber Sky. "Es sind bis zur Europameisterschaft, glaube ich, zwölf Spiele und es fehlen jetzt wichtige Spieler. Es kommen jetzt welche nach, die man eigentlich gar nicht kennt und die auch im Verein nicht den Stammplatz haben, den man haben sollte, um für die Nationalmannschaft nominiert zu werden."
Ist Flick auf dem richtigen Weg?
Ja, denn er hat nur ein Ziel vor Augen
Hansi Flick nimmt keine Rücksicht auf große Namen, denn er hat nur ein Ziel vor Augen: die EM 2024 im eigenen Land. Dafür muss er nun möglichst viele verschiedene Spieler testen – und natürlich auch mal Größen zu Hause lassen. Und das ist auch kein Problem: Er weiß ja ganz genau, was Leroy Sané und Antonio Rüdiger fußballerisch können. Die neuen Spieler wie Berisha und Wolf hingegen kann er sich nun aus nächster Nähe anschauen und bewerten, mit ihnen in Ruhe ins Gespräch gehen.
Die Aktion hat zwei weitere Vorteile: Zum einen holt Flick neue, frische Fußballer näher ans DFB-Team heran. Das könnte ihnen zusätzlichen Aufwind geben. Und zum anderen setzt er die etablierten Spieler mit der neuen Konkurrenz unter Druck. Flick macht alles richtig. Denn nach der desaströsen WM in Katar ist ein großer Umbruch nötig. Er sorgt endlich für echten Konkurrenzkampf.
Und außerdem muss er mit seinem Team bis zum nächsten großen Turnier kein einziges Pflichtspiel mehr bestreiten. Das bedeutet, dass er völlig frei und ohne großen Druck all das testen kann, was er für nötig hält. Und das ist wichtig. Denn am Ende wird er am deutschen Abschneiden bei der Heim-EM gemessen. Und nicht an irgendwelchen Testpartien.
Nein, Flick gibt die Nationalelf der Lächerlichkeit preis
Was ist eigentlich eine Nationalmannschaft? Eigentlich sollte sie doch eine Auswahl der besten Fußballer eines Landes sein, oder? Abzüglich der zwei, drei Spitzenspieler, die vielleicht nicht zur Spielidee des Trainers passen, zu alt sind oder charakterlich schwierig. Auf jeden Fall müsste sie doch eine Truppe sein aus großen Namen, starken Persönlichkeiten, genialen Technikern und klugen Strategen.
Deshalb muss die zugegebenermaßen sehr brisante Frage erlaubt sein, was zur Hölle Hansi Flick aus der deutschen Nationalmannschaft macht und ob er sie zugrunde richten möchte.
Mit der Nominierung von Spielern wie Malick Thiaw, Mergim Berisha, Felix Nmecha und Kevin Schade führt Flick den Gedanken einer Nationalelf ad absurdum. Mit Josha Vagnomann, einem Ersatzspieler des VfB Stuttgart, gibt er sie der Lächerlichkeit preis.
Früher zitterten die Gegner vor den großen Namen und dem deutschen Status der Turniermannschaft, heute sind sie erstaunt über ihre Mittelmäßigkeit. Und selbst die Fans der Nationalelf müssen die Spieler erstmal googeln, weil sie die Namen noch nie gehört haben. Vielleicht ist dabei der einzige Trost, dass es nach den katastrophalen Jahren zuletzt kaum noch Fans gibt. Hansi Flick hat mit seiner Arbeit zumindest keine neuen gewinnen können.
Kaum vorstellbar, dass sich überhaupt noch jemand für Länderspiele gegen Peru oder Belgien interessiert. Nach dem peinlichen Vorrundenaus bei der WM 2022 müsste Flick es wirklich besser wissen.
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