Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.WM-Titel in greifbarer Nähe Eine schwachsinnige Debatte
Noch zwei Siege fehlen Lionel Messi, um seine Karriere mit dem WM-Titel zu krönen. Wäre er dann größer als Maradona? Eine schwachsinnige Frage.
Guten Morgen aus Doha,
Vermutlich werden Sie Twitter kennen, diesen Kurznachrichtendienst aus dem Internet, bei dem sich jede und jeder anmelden kann, um seine Meinungen über Gott und die Welt kundzutun. Auch bei der WM in Doha nutze ich Twitter. Zum einen, da es für uns Journalisten ein wichtiges Recherchetool ist. Zum anderen, um einen groben Eindruck zu bekommen, wie die Menschen in Deutschland die WM verfolgen.
Als am Freitagabend Bastian Schweinsteiger in der ARD über Lionel Messi sprach und in einem Nebensatz erwähnte, dieser könne bei dem Gewinn eines WM-Titels "größer als Maradona" werden, da war die Empörung groß – also bei Twitter. Lionel Messi würde niemals an Maradona heranreichen, schrieben diverse Nutzer. Andere hielten Statistiken entgegen, wonach rein auf dem Papier "La Pulga", also Messi, der größere sei.
Wissen Sie, was ich von solchen Diskussionen halte? Gar nichts. Es ist nämlich komplett egal, wer der "Größere" ist, weil es ein menschengemachtes Konstrukt ist, generationsübergreifend die Leistungen von Ausnahmekönnern miteinander vergleichen und anhand einer Bestenliste einordnen zu wollen.
Diese schwachsinnige Debatte kennt man aus dem Tennissport. Rafael Nadal, Novak Djokovic oder doch Roger Federer: Wer ist denn nun der GOAT, der "Greatest of all Time (Größte aller Zeiten)"? Es ist mühselig, darüber zu debattieren, da die subjektive Wahrnehmung auch immer von Emotionen und persönlichen Gefühlen, die man mit einer Person verbindet, geleitet wird.
So wird für mich, der ihn als kleines Kind aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten verehrte, Zinédine Zidane immer der größte Fußballer sein – ohne, dass ich ihn mit anderen vergleichen wollen oder Ihnen diese persönliche Ansicht aufdrücken wollen würde. Messi ist Messi, Zidane ist Zidane – und Maradona Maradona. Sie merken, ich liebe Tautologien.
Ach, und Cristiano Ronaldo gibt es natürlich auch noch. Der ist gestern mit Portugal ausgeschieden, hat das letzte WM-Spiel seiner Karriere gemacht und im Kabinengang bittere Tränen vergossen. Aber über den wollte ich nicht auch noch schreiben. Ohnehin konzentriert sich sowieso schon viel zu viel auf die "Superstars". Lesen Sie doch lieber den Nachbericht meines Kollegen Benjamin Zurmühl über die Marokkaner, die am Samstag Geschichte geschrieben haben.
WM-Anekdote
Wie Sie vermutlich mittlerweile wissen, beträgt der Zeitunterschied zwischen Katar und Deutschland zwei Stunden. Hier in Doha beginnen die Abendspiele nicht um 20, sondern erst um 22 Uhr. Das führt dazu, dass die Partien – auch aufgrund der üppigen Nachspielzeit – erst gegen Mitternacht abgepfiffen werden. Kommt es zur Verlängerung wie bei Argentinien gegen die Niederlande, entsprechend noch später.
Die späten Uhrzeiten schlagen sich natürlich auch auf den Schlafrhythmus der Journalistinnen und Journalisten vor Ort nieder. Als ich also die Tage nach einem solch späten Spiel meinen Platz im Bus nach Hause einnahm, schaute ich nach links. Die Fotografen, die neben mir saßen, schienen alle äußerst erschöpft zu sein – und nutzten die halbe Stunde im Bus für ein Nickerchen.
Heutige WM-Spiele
Spielfrei
Weitere Hinweise
Beim Viertelfinale zwischen Argentinien und den Niederlanden ist es in der Nacht auf Samstag zu einem tragischen Vorfall gekommen. Der US-Journalist Grant Wahl war auf der Tribüne zusammengebrochen – und verstarb noch in der Nacht im jungen Alter von 48 Jahren.
Wahl hätte am Samstagabend auch im Al-Bayt-Stadion bei der Partie England gegen Frankreich im Stadion sitzen sollen. Doch sein Platz blieb leer. Stattdessen zierten ein Porträt und Blumen dessen leeren Platz. Ruhe in Frieden, Grant Wahl.
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