Ex-Bundestrainer Joachim Löw offenbart: "Ich bin in ein Loch gefallen"
Bei der WM in Brasilien feierte Joachim Löw den größten Erfolg seiner Trainerkarriere. Die Zeit danach war für den heute 64-Jährigen emotional.
Dreieinhalb Jahre ist das Aus von Joachim Löw als Bundestrainer nun her. Seitdem hat sich der Weltmeister-Coach erholt, Spiele besucht und die Zeit beim DFB reflektiert. Bereits im vergangenen Herbst hatte Löw in einem Interview mit SWR Sport zugegeben, dass ein Rücktritt nach der WM 2018 die richtige Entscheidung gewesen wäre. Weiterzumachen, sei "sicherlich ein Fehler" gewesen. "Nach so einer Geschichte hätte ich sagen müssen, ich mache den Weg frei."
Der "Kicker" sprach Löw nun in einem Interview auf die Zeit nach der WM 2014 an. Auf die Frage, ob er schon damals an einen Rücktritt gedacht habe, antwortete der 64-Jährige: "Das hatte ich nach dem Endspiel in Rio nicht in Erwägung gezogen. Alle unsere Ziele waren erreicht worden. Und auch in den EM- und WM-Turnieren haben wir ja bereits viel erreicht und sind weit gekommen, oft bis ins Halbfinale. Wir waren in der Weltspitze und einige Jahre lang die Benchmark für andere."
Zugleich habe er das Ganze erst einmal verarbeiten müssen. "Dann habe ich reflektiert und bin in der Woche nach der Euphorie in ein Loch gefallen. Ich habe mich gefragt: Brenne ich noch? Mir fehlten zu dem Zeitpunkt zunächst neue Impulse, neue Ideen", so Löw, der erklärte: "Ich hatte jahrelang auf eine Philosophie hingearbeitet, und wir, das ganze Trainerteam und Oliver Bierhoff, sind uns gegen alle Widerstände treu geblieben. Dann musste ich auf einmal neue Wege gehen, neue Reize setzen."
Damit habe er sich aber schwergetan. Löw habe Selbstzweifel bekommen, die zündende Idee fehlte ihm. Aber: "Die positive Energie und der Anspruch, das Team auf diesem Niveau zu halten, waren immer vorhanden."
"Zwei, drei Jahre später habe ich es erkannt"
Es folgte die EM 2016, bei der Deutschland noch einmal das Halbfinale erreichte, doch im Anschluss begann eine Negativserie mit dem Debakel bei der Weltmeisterschaft in Russland und der enttäuschenden EM 2021. Löw erinnert sich: "Das Vorrunden-Aus in Russland war ein Tiefschlag, aber diese Schmach wollten Oliver Bierhoff und ich ausmerzen. Da waren eine Jetzt-erst-recht-Einstellung und ein Schuss Wut, den wir in positive Energie umsetzen wollten. Zwei, drei Jahre später habe ich erkannt, dass es der richtige Zeitpunkt gewesen wäre."
Löws Blick geht inzwischen klar nach vorn. Schon seit mehr als einem Jahr ist er auf der Suche. Sein Ziel: die WM 2026. Anfang letzten Jahres hatte Löw bei Welt TV gesagt: "Was allerdings für mich schon auch ein Ziel ist, die WM 2026, Amerika, Kanada, Mexiko. Das fände ich schon spannend." Ein konkretes Team gibt es aber noch nicht.
- kicker.de: "Löw: Ich hätte den Weg freimachen sollen"
- t-online.de: "Joachim Löw bedauert späten DFB-Rücktritt: ‚Das war sicherlich ein Fehler‘"