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Alexander Nübel tritt mit seinem DFB-Debüt das Erbe von Manuel Neuer an


Neuers Erbe
Ein cleverer Schachzug


11.10.2024 - 14:18 UhrLesedauer: 5 Min.
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Alexander Nübel (l.) und Manuel Neuer: Der 28-jährige Nübel gilt als Kronprinz des Weltmeister-Torhüters. (Quelle: IMAGO/Steve Bauerschmidt)

Mit seinem DFB-Debüt ist Alexander Nübel an einem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Damit tritt er das große Erbe von Manuel Neuer an.

Sein großer "Traum", wie Alexander Nübel selbst sagt, wird nun also in Erfüllung gehen. Am Freitagabend (20.45 Uhr) in Zenica wird er gegen Bosnien und Herzegowina zum ersten Mal mit der Nummer eins auf seinem Trikot im Tor der deutschen Nationalmannschaft stehen.

"Ich freue mich extrem darauf", sagte der 28-Jährige im RTL-Interview mit Blick auf sein DFB-Debüt. Nachdem er die frohe Kunde von Bundestrainer Julian Nagelsmann erhalten hatte, habe er direkt seinen Eltern Bescheid gegeben, verriet er. Und natürlich noch jemandem: der sozusagen 92 Jahre alten Großmutter seines Erfolgs. "Meine Oma", sagte Nübel, "hat viel Fußball gespielt mit mir im Garten, das war mega geil, echt schön." Und der Start einer Karriere, die laut Nübel mit seinem DFB-Einstand jetzt "das i-Tüpfelchen, die Krönung" erhält.

Nübel, der seit vielen Jahren als Kronprinz von Weltmeister und Welttorhüter Manuel Neuer gilt, sieht sich "am vorläufigen Höhepunkt" seiner Karriere angekommen. Das sei aber "hoffentlich noch nicht das Happy End", wie der momentan vom FC Bayern an den VfB Stuttgart ausgeliehene Torhüter betonte.

Nübel tritt jetzt Neuers Erbe an

Nach Neuers Rücktritt aus der Nationalelf tritt er jetzt tatsächlich dessen Erbe an – wenn auch vorerst nur als Teilzeit-Torwart. Denn Bundestrainer Julian Nagelsmann hat in Abwesenheit seines schwer am Knie verletzten Stammtorhüters Marc-André ter Stegen (Riss der Patellasehne) nun eine Art Jobsharing für Nübel und Oliver Baumann vorgesehen. Der 34 Jahre alte Schlussmann von Hoffenheim wird am Montag in München gegen die Niederlande sein Nationalelfdebüt feiern – und dann das prestigeträchtige Trikot mit der "1" auf dem Rücken von Nübel übernehmen.

Allerdings hat sich Nagelsmann für die WM 2026 bereits auf ter Stegen festgelegt – trotz dessen Verletzung. Einen echten "Zukunftstorhüter" mit langfristiger Perspektive als Konkurrenten für ter Stegen will er nicht aufbauen, auch deshalb das Jobsharing. Nagelsmann sagte am Donnerstag ausdrücklich, er wolle "keinen künstlichen Konkurrenzkampf ausrufen".

Für Nübel ist das erst mal zweitrangig. "Ich will mich zeigen", sagte er trotzdem selbstbewusst. Es sei in der Nationalelf wie im Verein: Wenn man erst mal spiele, wolle man sich auch "festsetzen. Man ist Herausforderer, bekommt die Chance – die will ich bestmöglich nutzen und genießen."

Insider: "Er bringt alles mit, um der Mann der Zukunft zu sein"

Wie ein Insider, der Nübel und die Torwartszene seit vielen Jahren gut kennt, zu t-online sagt, sei es für Nübel nun sehr wohl zumindest in Sicht, ernsthaft um die Nummer 1 kämpfen zu können, jetzt, wo mit Manuel Neuer der "Übervater und Übertorhüter" weg ist. Derart unantastbar und unangreifbar, wie es Neuer viele Jahre war, ist ter Stegen jedenfalls nicht. Spätestens nach der WM 2026 könnten die Karten neu gemischt werden.

"Alexander Nübel weiß", so der Insider, "dass er vom Paket her eigentlich alles mitbringt, um der Mann der Zukunft zu sein." Nicht zuletzt das Alter spricht für ihn: Nübel ist gerade 28 Jahre alt geworden und viereinhalb Jahre jünger als ter Stegen (32), sogar sechs Jahre jünger als Baumann (34).

Ein cleverer Schachzug von Nagelsmann

Wenn er am Montag mit der DFB-Elf nach München zurückkehrt, wird Nübel seinen ersten Einsatz bereits hinter sich haben und sich Nationaltorhüter nennen können. Ein wichtiger Karriereschritt, auf den er seit vielen Jahren hart hingearbeitet hat – nicht umsonst sprach er jetzt auch von einer "Belohnung". Es wäre schon eine sehr spezielle und fast schon zu kitschige Konstellation gewesen, diesen Schritt auch noch ausgerechnet in der Arena des FC Bayern zu machen.

Nagelsmann hat sich anders entschieden – und das möglicherweise aus gutem Grund. In München hätte Nübel unweigerlich noch mehr im Fokus und damit auch unter Druck gestanden. Nagelsmann kennt beides aus eigener Erfahrung als ehemaliger Bayern-Trainer nur zu gut. Seine Entscheidung ist also keine zufällige, sondern vielmehr ein sehr bewusster, cleverer Schachzug.

Das ewige Zukunfsversprechen erfüllt sich

Als großes Torhüterversprechen galt Nübel schon immer. Mit seinem DFB-Debüt ist er nun auf dem besten Weg, es auch endlich zu erfüllen. Nach einigen Umwegen scheint sein großer Karriereplan für ihn doch noch aufzugehen. Nach seinem Wechsel zum FC Bayern im Jahr 2020 warfen ihm Kritiker teilweise vor, seine Profi-Laufbahn damit wegzuwerfen. Warum? Weil Manuel Neuer schon damals in München war und dort nach wie vor unumstrittener Stammtorhüter ist.

Nübel musste sich klar hinter Neuer anstellen und machte nur vier Spiele in seiner ersten Bayern-Saison. Nach nur einem Jahr flüchtete er deshalb im Rahmen eines zweijährigen Leihgeschäfts zur AS Monaco. Die Auslandserfahrung und unter anderem zahlreiche Duelle mit Kylian Mbappé, Lionel Messi, Neymar und Co. ließen ihn reifen. Bisweilen musste er sich dabei aber erneut mit scharfer und teilweise überzogener Kritik auseinandersetzen.

Nübel: "Eine Karriere mit Steinen im Weg ist ganz normal"

"Eine Karriere mit Steinen im Weg ist ganz normal", sagte er nun. Die Zeit in Monaco "hat ihn erwachsen gemacht", sagt der eingangs erwähnte Insider t-online. Sein anschließender Wechsel im vergangenen Sommer zum VfB Stuttgart erwies sich dann als absoluter Glücksfall für Nübel. Dort wurde er zu einem Schlüsselspieler im System von Trainer Sebastian Hoeneß und mit dem VfB überraschend Vizemeister – vor dem FC Bayern.

Dem Rekordmeister ist Nübels großer Anteil an diesem Erfolg nicht entgangen. Als Belohnung dafür verlängerte Bayern Nübels Vertrag im Frühjahr bis 2029. Und verlieh ihn gleichzeitig weiter an den VfB, mit dem er nun weitere Erfahrung in der Champions League sammeln kann. Der Leihvertrag gilt bis 2026. Dank einer entsprechenden Klausel könnte Bayern Nübel aber auch schon im kommenden Sommer zurückholen, sofern Neuer seinen bis dahin befristeten Kontrakt nicht noch einmal um ein weiteres Jahr verlängern und auch seine Klub-Karriere beenden sollte.

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Der FC Bayern verfolgt und begleitet Nübels Entwicklung genau. Speziell Torwarttrainer Michael Rechner steht weiterhin in sehr engem Austausch mit ihm. Die Verantwortlichen sehen ihn nach wie vor als Neuer-Erben und als zukünftige Nummer eins des FC Bayern.

Beim Länderspiel am Montag in München wird Neuer – genau wie Thomas Müller, Toni Kroos und İlkay Gündoğan – vom DFB verabschiedet und dabei auch Nübel im Stadion begegnen. Nur sechs Tage später werden die beiden an gleicher Stelle schon wieder aufeinandertreffen – beim Duell des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart dann auch auf dem Feld. Nübel wird in der kommenden Woche also ganz sicher doch noch als Torhüter in der Allianz Arena in den Fokus rücken.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Aussagen von Alexander Nübel im Interview mit RTL
  • Aussagen von Alexander Nübel und Julian Nagelsmann bei der Pressekonferenz am 10. Oktober
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