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Jetzt ist der "Cardiff Express" Bale unsterblich


Wales-Held holt Titel in seiner Stadt
Jetzt ist der "Cardiff Express" unsterblich

t-online, Valeria Meta

Aktualisiert am 03.06.2017Lesedauer: 5 Min.
Sergio Ramos, Luka Modric und Gareth Bale verteidigten mit Real sensationell den Champions-League-Titel.Vergrößern des Bildes
Sergio Ramos, Luka Modric und Gareth Bale verteidigten mit Real sensationell den Champions-League-Titel. (Quelle: Eddie Keogh/Livepic/reuters)

Der „Cardiff Express“ kam wieder nach Hause – und hat Historisches geschafft! Zwölf Jahre waren vergangen, seitdem sich Gareth Bale von seiner Geburtsstadt verabschiedet hatte – nun holte er mit Real Madrid ausgerechnet dort den Champions-League-Titel. In seiner Stadt und vor seinem Publikum.

t-online.de-Reporterin Valeria Meta schreibt in ihrer International-Kolumne über Real-Star Gareth Bale.

Nur sechs britische Spieler haben drei- oder mehrfach den Pokal der Landesmeister gewonnen: Bale ist der erste Spieler, der das geschafft hat, abgesehen von den Stars des überragenden FC Liverpool der Siebziger und Achtziger. Jetzt ist Bale unsterblich.

Bale war zunächst zum Zuschauen verdammt

Dabei hatte der Finaltag für ihn alles andere als zufriedenstellend begonnen. Trainer Zinedine Zidane hatte seinen Einsatz zunächst offen gelassen, ihm dann den Spanier Isco vorgezogen. Bale hatte in dieser Saison immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Er war zwar rechtzeitig zum Finale fit, durfte aber erst in der 77. Minute ran. Immerhin erlebte er so das 4:1 für Real noch auf dem Platz und war beim Jubel anschließend mittendrin.

In Wales gilt er schon seit der letzten Europameisterschaft als Nationalheld. Da stört es auch niemanden, dass er ein untypischer Waliser ist, weil sein Lieblingsgetränk frisches Wasser sein soll. Er wurde von den Walisern sehnsüchtig erwartet. Kein Klub hatte bisher die Champions-League zweimal hintereinander gewonnen. Real hat genau das geschafft. Cardiff ist nicht nur die Stadt, wo er geboren und aufgewachsen ist, sondern auch der Ort, wo fußballerisch alles begann.

Spitzname: "Cardiff Express"

Vielleicht sollte man eher sagen, dass sportlich dort alles begann. Denn bis er 15 Jahre alt war, war noch unklar, ob er Fußballer, Hockeyspieler oder Leichtathlet werden möchte. Körperliche Aktivität war für ihn immer die Art, seine Gefühle auszudrücken. Als Schüler in der Whitchurch High School konnte er die 100 Meter in 11,04 Sekunden rennen – eine Leistung, die normalerweise für den Einzug ins olympische Finale reicht. Daher kam der Spitzname „Cardiff Express“ – als liefe er wie ein Zug.

Auf dem Fußballfeld bemerkte man ihn wegen des linken Fußes: Niemand unter seinen Altersgenossen war in der Lage, so mächtig zu schießen. Nach einem Spiel in der Schule bekam er von den Scouts vom FC Southampton die Einladung für ein Sichtungsturnier in Bath. Dort überzeugte er die "Saints" durch die Mischung aus Geschwindigkeit und Durchsetzungsvermögen und bekam 2005 seinen ersten Profi-Vertrag beim gerade abgestiegenen Klub.

Der jüngste Debütant bei Southampton

Mit 16 Jahren wurde Bale der jüngste Debütant in der Geschichte der "Saints". Sein erster Trainer war der Schotte George Burley, der ihn als einen Rohdiamanten betrachtete. Die Ausbildung dauerte zwei Jahre, woraufhin Bale bereit für den Sprung in die Premier League war. Im Sommer 2007 bezahlte Tottenham fast 14 Millionen Euro, um ihn nach London zu holen. Trainer der "Spurs" war Harry Redknapp – ein typischer englischer Boss.

Zunächst war die Beziehung zwischen den beiden nicht so leicht. Manchmal konnte Redknapp Bales Verhalten kaum verstehen: „Einmal gab ich ihm vier freie Tage, um ans Meer zu fahren“, erzählte der Trainer der spanischen Tageszeitung El Pais, „aber stattdessen fuhr Gareth zu seiner Mama. Was alles erklärt…“ Mutter Debbie ist nämlich eine Hauptfigur in seinem Leben: vor allem gilt sie als Ratgeberin. Ohne sie anzuhören, trifft Bale keine wichtige Entscheidung.

Sir Alex Ferguson urteilte: "Den kannst Du nicht gebrauchen"

Das Jahr des Durchbruchs von Bale war 2010. Bis dahin war man in London von Bale kaum überzeugt, zumal keines seiner ersten 24 Spiele einen Sieg brachte. Er hatte schon eine schwere Sprunggelenk-Verletzung und eine Knie-Operation erlitten und war lange nicht fit. Trainer Harry Redknapp verzweifelte: „Sogar Alex Ferguson sagte mir einmal ‚Du kannst ihn nicht gebrauchen‘ und ich musste ihm zustimmen. Es war schwierig.“

Dann, in den letzten Minuten des Derbys gegen West Ham United im Dezember 2009 zog sich Linksverteidiger Benoit Assou-Ekotto einen Muskelfaserriss zu. Redknapp schlug den riskanten Weg ein: Als Ersatz für den Kameruner wählte er Gareth Bale aus. Im Gegensatz zu Fergusons Meinung gelang das Experiment dermaßen, dass der Waliser schnell zum Stammspieler wurde. Oder besser gesagt: Zum Spieler, den niemand erwartet. Laut Mannschaftsausstellung sollte er ein Linksverteidiger sein, aber in der Tat bewegt er sich wie ein Flügelspieler und trifft wie ein Stürmer. Dank seiner Tore gegen Arsenal und Chelsea schaffte Tottenham die Qualifikation zur Champions-League 2010/11. Trotzdem betrachtete Redknapp ihn noch als Verteidiger: „Ihm fehlen die Tricks, um Gegner auszuspielen“, lautete damals sein hartes Urteil.

Bale zerlegte Inter Mailand

Und dann war Inter Mailand dran. Nach den beiden Champions-League-Spielen gegen die damaligen Titelverteidiger nahm Bales Karriere Fahrt auf. Wer sich das Hinspiel in San Siro angeschaut hat, wird es kaum vergessen: Drei Tore innerhalb von 40 Minuten vor den Augen des verzweifelten Maicon. Dem Brasilianer gelang es nie, den „Cardiff Express“ zu stoppen. Noch strahlender war Bale im Rückspiel, als er die Zuschauer an der White Hart Lane mit einem sensationellen 45-Meter-Pass zu Roman Pavlyuchenko erstaunte. Trotz der Auszeichnung als bester Spieler der Premier League war 2010/11 nicht seine beste Saison bei Tottenham: noch besser lief es zwei Jahre später, als er Tore auf jegliche Art erzielte und mehrmals Trainer André Villas-Boas vor der Entlassung rettete.

Kein Wunder, dass Bale im Sommer 2013 zum Objekt der Begierde von Florentino Perez wurde. Real Madrids Präsident wollte ihn nicht einfach kaufen, er hatte Größeres vor. Laut „El Pais“ hätte man das Geschäft für eine Summe zwischen 60 und 70 Millionen Euro abschließen können, was aber für Florentino Perez nicht genug war. Nach dem Champions-League-Aus gegen Jürgen Klopp und Borussia Dortmund brauchte man in Madrid einen spektakulären Akt: Mit 100 Millionen Euro wurde Bales Transfer zum teuersten der Fußballgeschichte.

Wales liegt Bale zu Füßen

Gareth zahlte dadurch das Vertrauen – und die Ausgabe – zurück, dass er mit starken Leistungen zum zehnten Champions-League-Sieg beitrug. Unter Trainer Carlo Ancelotti verbesserte er sich und bildete zusammen mit Cristiano Ronaldo und Karim Benzema ein hervorragendes Trio – "BBC". „Ancelotti hatte einen entspannten Spielstil“, sagte Bale der walisischen Website walesonline.co, „Es war sehr leicht, unter ihm zu spielen“. Mithilfe des heutigen Bayern-Trainers hat Bale sein taktisches Repertoire bereichert, folglich ist er nun ein ganz anderer Spieler. Natürlich hat er seine alten Qualitäten beibehalten und lässt sie immer mal wieder aufblitzen, wie beim Traumtor im Copa-del-Rey-Finale gegen den FC Barcelona 2014, wo er Marc Bartra so überspurtete, dass der Katalane wie ein neuer Maicon aussah.

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