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HomeSportFußballKolumne - Stefan Effenberg

Bundesliga – Bayern gegen Leverkusen: "Das wäre eine echte Hausnummer"


Bundesliga-Kracher steht an
Das wäre eine echte Hausnummer

MeinungVon Stefan Effenberg

27.09.2024 - 09:38 UhrLesedauer: 7 Min.
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Torrausch: Die Bayern-Stars jubeln beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb in der Champions League. Auch in der Bundesliga waren die Münchner bisher offensivstark.Vergrößern des Bildes
Torrausch: Die Bayern-Stars jubeln beim 9:2 gegen Dinamo Zagreb in der Champions League. Auch in der Bundesliga waren die Münchner bisher offensivstark. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S./imago-images-bilder)

Der FC Bayern geht ohne Druck ins Topspiel gegen Leverkusen. Beide Klubs haben aber eine große Chance.

Es wartet ein großes Spiel auf uns an diesem Wochenende. Ja, im Topduell zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen am Samstag geht es um drei Punkte in der Bundesliga – aber es steht viel mehr auf dem Spiel. Für beide Klubs.

Das Spiel am Samstag ist die bisher größte Prüfung der Saison für die Bayern, es kommt schließlich der Meister und DFB-Pokalsieger. Ihr Vorteil: Druck haben sie in dieser Partie nicht – warum auch? Sie sind Spitzenreiter, befinden sich aktuell in Topform, haben schon ein beeindruckendes Torverhältnis.

Es ist vielmehr eine Riesenchance für die Bayern: Sie wollen ihre aus der letzten Saison immer noch etwas beschädigte Reputation weiter wiederherstellen und vieles vergessen machen, was vergangenes Jahr nicht funktioniert hat, besonders beim 0:3 in Leverkusen in der Rückrunde. Mit einem Sieg würde ihnen nicht nur das gelingen – sie könnten auch den Abstand auf den deutschen Meister auf sechs Punkte vergrößern. Nach fünf Spieltagen wäre das eine echte Hausnummer. Und diese große Chance, den Titelverteidiger jetzt schon deutlich auf Distanz zu halten, werden auch die Bayern selbst erkannt haben.

Dann wird es ein schwerer Abend für Leverkusen

Druck sehe ich eher bei der Werkself: Denn bei Leverkusen lief es bisher noch nicht richtig rund: Zwar hat die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso bereits 13 Tore in nur vier Bundesligaspielen erzielt, aber dafür auch schon 9 Gegentore kassiert. In der kompletten letzten Saison waren es 24. Da ist die Stabilität zwischen den Mannschaftsteilen, die sie letzte Saison so ausgezeichnet hat, noch überhaupt nicht da. Sie haben da aktuell ein Problem – und jetzt geht es auch noch gegen die Bayern und ihren Angriffswirbel, der bereits 16 Mal zuschlagen konnte.

Natürlich schafft es Leverkusen weiterhin – wie zuletzt beim 4:3 gegen Wolfsburg –, das Spiel in den letzten Minuten doch noch zu drehen. Nicht nur in dieser Partie mussten sie dafür extrem hohen Aufwand betreiben. Schon im Supercup gegen den VfB Stuttgart (6:5 nach Elfmeterschießen) und zum Liga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach (3:2) war eine Energieleistung zum Ende der Partie nötig. Die Bayern mussten in dieser noch jungen Saison bisher kein einziges Mal wirklich kämpfen. Wenn du schon so früh in der Spielzeit so ans Limit gehen musst, ist das kein gutes Zeichen. Denn dann fehlt dir diese Energie in späteren Phasen der Saison.

Und: Es ist davon auszugehen, dass die Bayern auch gegen Leverkusen so aufdrehen wollen, wie es ihnen in den bisherigen Spielen gelungen ist – wenn Leverkusen dann wieder die Abstände nicht halten und die Räume nicht schließen kann, dann wird es für sie ein schwerer Abend. Die Bayern wirken unter Vincent Kompany aktuell einfach einen Schritt weiter, stabiler.

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Leverkusen
Wolfsburg
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4
Tore
3
7
Schüsse aufs Tor
4
20
Schüsse gesamt
9
773
Gespielte Pässe
202
91,46 %
Passquote
68,32 %
79,20 %
Ballbesitz
20,80 %
62,22 %
Zweikampfquote
37,78 %
6
Fouls / Handspiel
14
4
Abseits
1
6
Ecken
2

Aber: Auch die Bayern bieten durchaus Lücken an, können in Momenten defensiv anfällig sein. Wie beim 3:2 zum Ligastart beim VfL Wolfsburg. Oder wie beim 9:2 vergangene Woche gegen Dinamo Zagreb in der Champions League, als die Gäste eine Phase der Unkonzentriertheit zu zwei Toren innerhalb weniger Minuten nutzten. Das hohe Ergebnis täuschte darüber hinweg. Leverkusen hat aber die spielerische Möglichkeit, sich aus den Pressingsituationen der Bayern zu lösen – und dazu auch offensiv höchste Qualität. Sie können den Bayern wehtun. Eins ist klar: Ganz Fußball-Deutschland wird auf dieses Spiel schauen. Wir können uns auf Samstag, 18.30 Uhr freuen.

So fehlen dem BVB Niveau und Qualität

Wenig erfreulich war, was ich von Borussia Dortmund letzten Sonntag beim 1:5 in Stuttgart sehen musste. Ich kann es nicht anders sagen: Der BVB hat mich schwer enttäuscht. So ein Spiel darfst du dir eigentlich nur einmal in der Saison leisten – sonst spielst du nicht um die Meisterschaft mit, sondern musst dich anstrengen, überhaupt die Qualifikation für die Champions League zu schaffen. So fehlen aber Niveau und Qualität, um im Titelrennen ein Wörtchen mitreden zu können.

Natürlich kann man gegen den VfB verlieren. Das hat Dortmund ja bereits in der vergangenen Saison mehrfach erlebt, als man in der Liga und im DFB-Pokal das Nachsehen hatte. So eine Klatsche – wenn auch gegen einen sehr guten Gegner – tut aber weh. Ich finde es gut, wie BVB-Trainer Nuri Şahin danach mit der Niederlage umgegangen ist. Er hat klar gesagt, dass das so nicht passieren darf, hat die Dinge genau angesprochen.

Spannend wird jetzt: Wie stellt er das Team ein? Es ist ein Puzzle, das er da in Dortmund ständig neu zusammensetzen muss. Ein Marcel Sabitzer zum Beispiel saß auch schon mal auf der Bank und machte danach seinen Frust öffentlich. Das sollte er nicht tun. Sabitzer und alle Profis der Borussia sollten sich daran erinnern, dass nur das Team zählt.

Auch deshalb ist Leverkusen vergangene Saison deutscher Meister geworden. Da gab es keine Ausreißer, Alonso hat in der Saison immer wieder mal in der Aufstellung rotiert. Bei den Bayern kommt Thomas Müller in der Bundesliga aktuell von der Bank – aber: Du hörst nichts. Weil solche Spieler verstehen, dass es nur so funktioniert, dass sich nur so auch Erfolg einstellt. Das muss Nuri Şahin auch seinen BVB-Spielern einimpfen. Er darf da keine Rücksicht nehmen auf irgendwelche Befindlichkeiten. Er muss nach eigener Überzeugung seine Entscheidungen treffen. Der BVB braucht Ruhe im Team. Wenn das gelingt, sind sie weiter ein Mitfavorit auf den Titel. Wenn nicht, sind die Bayern ganz schnell ganz weit weg.

Spiele

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Die nächsten Liga-Gegner der Borussia heißen VfL Bochum, Union Berlin und St. Pauli – da müssen sie eine Serie hinlegen und alle Spiele gewinnen. Mit dem Anspruch, den der BVB auch an sich selbst hat, muss man das erwarten dürfen.

Punkte liegen gelassen hat zuletzt indes Rasenballsport Leipzig. Nach dem 3:2-Sieg im packenden Topspiel bei Bayer Leverkusen gab es in der Bundesliga zweimal nur ein 0:0 – gegen Union Berlin und den FC St. Pauli. Das sind vier schon am Anfang der Saison vergebene Punkte, die in der Endabrechnung noch enorm schmerzen können. So läuft Leipzig jetzt schon ein wenig hinterher. In der Defensive stimmt es zwar, man bekam nur zwei Gegentore in vier Spielen. Vorn aber hakt es noch, trotz hoher Qualität fehlt bisher die Durchschlagskraft. Irgendwann wird da aber der Knoten platzen. Auch hier sage ich: Leipzig muss die nächsten drei Bundesligaspiele – zu Hause gegen Augsburg, auswärts in Heidenheim und Mainz – gewinnen. Das erwarte ich von ihnen. Und dann ist mit Leipzig auch noch zu rechnen.

Ter Stegen? Das sollte sein Antrieb sein

Mit Marc-André ter Stegen ist diese Saison indes nicht mehr zu rechnen. Die schwere Verletzung des Nationaltorwarts hat auch mich bewegt. Jetzt fällt er voraussichtlich für die gesamte Spielzeit aus, und das ausgerechnet, nachdem er sich gerade erst als neue Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft etablieren konnte. Das ist ein extremer Schlag, den er da erlitten hat, und enorm bitter.

Aber an einem Punkt kann sich ter Stegen festhalten: Er verpasst zumindest kein großes Turnier mit der DFB-Elf. Die Qualifikation für die WM 2026 beginnt zwar bereits im März 2025, die heiße Phase mit insgesamt sechs Spielen aber läuft erst im Herbst des kommenden Jahres an. Bei einem optimalen Heilungsprozess und voller Genesung wäre er dann wieder zurück.

Und das sollte auch sein Antrieb sein: Nach langer Wartezeit hat er nun seine Chance bekommen. Und die wird er sich auch trotz dieses Rückschlags nicht nehmen lassen wollen. Ter Stegen sollte auch in der Reha stets die Turniere vor Augen haben, die er noch mit der deutschen Mannschaft spielen will. Ich gehe fest davon aus, dass er wieder zurückkommt und dann wieder wie gehabt zu 100 Prozent seine Leistung in alter Stärke bringen wird. Er hat jetzt ein Jahr Zeit, um sein Comeback für die kommende Saison vorzubereiten und dann seinen großen Traum von einer WM als deutscher Stammtorwart zu erfüllen.

Natürlich muss ter Stegen nun auch in der Nationalmannschaft vorübergehend ersetzt werden. Ich bleibe dabei, dass es kein Comeback von Manuel Neuer geben sollte, wie es vereinzelt bereits gefordert wird. Ich habe großen Respekt davor, wie klar und deutlich er sich in seiner Rücktrittserklärung vor dem Start der Nations League geäußert hat. Ein Rücktritt vom Rücktritt ist für mich in keiner Sportart eine gute Idee. Neuer würde seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er jetzt – und auch noch nach so kurzer Zeit – wieder zurück in die DFB-Elf wollte. Ich glaube aber, dass er sich jetzt auch selbst voll auf seine letzten ein, zwei Jahre bei Bayern München und eventuell darüber hinaus konzentrieren will. Er wird und muss zu seinem Wort stehen.

Auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann wäre es das ganz falsche Signal an die Torhüter hinter ter Stegen, jetzt wieder auf den 38-jährigen Neuer zu bauen. Perspektivisch wäre es meiner Meinung nach daher die beste Entscheidung, auf Alexander Nübel zu setzen. Der hat schließlich bereits in der letzten Saison sehr, sehr stark für den VfB Stuttgart gehalten – und ist diese Saison in der Champions League auf höchstem Niveau gefordert, seine Leistungen weiter so konstant abzurufen.

Dahinter wartet mit Oliver Baumann noch ein absolut zuverlässiger Schlussmann, der seit vielen Jahren schon stark für die TSG Hoffenheim hält. Ich finde es schade, dass er nie den Schritt zu einem großen Team mit Titelchancen gemacht hat. Allein die Tatsache, dass er trotzdem seit so langer Zeit schon im Kreis der Nationalmannschaft spielt, ist deshalb eine herausragende Leistung. Dazu gibt es dann auch noch Bernd Leno vom FC Fulham, Stefan Ortega von Manchester City, vielleicht sogar Noah Atobolu vom SC Freiburg in der Hinterhand – große Gedanken machen müssen wir uns da also nicht.

Wichtig ist nun aber auch noch ein anderer Punkt: Der DFB muss ter Stegen klar kommunizieren: Wir warten auf dich, du bist auch nach deiner Rückkehr unsere Nummer eins. Das hätte er verdient – auch wenn sich dann natürlich erst herausstellen muss, ob er tatsächlich sein altes Niveau wieder erreicht. Die ersten Äußerungen von Nagelsmann und DFB-Sportdirektor Rudi Völler gingen bereits in diese Richtung. Das ist absolut zu begrüßen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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