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Fußball-Legende Johan Cruyff: Der König, der nicht mehr da ist


Johan Cruyffs 75. Geburtstag
Der König, der nicht mehr da ist

Von dpa, dsl

Aktualisiert am 25.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Johan Cruyff: Bei der WM 1974 führte er die Niederlande als Kapitän ins Endspiel.Vergrößern des Bildes
Johan Cruyff: Bei der WM 1974 führte er die Niederlande als Kapitän ins Endspiel. (Quelle: Colorsport/imago-images-bilder)

Johan Cruyff ist eine Legende. Kaum jemand hat den Fußball so geprägt wie die legendäre Nummer 14 der Niederlande. Noch heute steckt viel Cruyff in den Auftritten vieler internationaler Topteams.

Pelé, Maradona, Beckenbauer – sie alle haben den Fußball zu ihrer aktiven Zeit und danach geprägt. Doch wohl niemand hatte einen so großen Einfluss auf das Spiel wie Johan Cruyff. "Sein Vermächtnis ist grenzenlos", sagte Startrainer Pep Guardiola über die niederländische Fußball-Legende, die an diesem Montag 75 Jahre alt geworden wäre. Cruyff war beim FC Barcelona einige Jahre der Trainer des heutigen Coaches von Manchester City und hat beim Spanier Eindruck hinterlassen wie niemand vor und nach ihm. "Ich wusste nichts über Fußball", sagte Guardiola einmal, "bis ich Cruyff traf. Durch ihn haben wir den Fußball erst verstanden."

Ähnlich ehrfurchtsvoll spricht auch Guardiolas früherer Barça-Teamkollege Hristo Stoickov, 1994 als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet, von Cruyff. "Johan Cruyff ist wohl das größte Genie der Fußballgeschichte", sagte der Bulgare im März im t-online-Interview, "Cruyff ist eine der Personen, die den Fußball überhaupt erst zum populärsten Sport der Welt machte."

Cruyffs Fußball ist bis heute Inspirationsquelle

Cruyff, der vor sechs Jahren an Lungenkrebs starb, wird an den Stationen seiner Karriere noch heute verehrt. Der FC Barcelona ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten, in Amsterdam ist die Arena nach der legendären Nummer 14 benannt. Der "James Dean des Fußballs", wie Arsène Wenger den begnadeten Spielmacher einst nannte, wird bis heute fast überall in der Fußball-Welt vergöttert. "Für unsere gesamte Generation war Cruyff eine Quelle der Inspiration. Auch wegen seiner Ausstrahlung. Sein ganzes Auftreten strahlte Freiheit aus", sagte Wenger.

Freiheit – das war auch der Kern der Fußball-Philosophie von Cruyff. Als "Voetbal totaal" ging der bedingungslose Offensivfußball von Cruyffs Teams in die Geschichte ein. Die Schönheit des Spiels war ihm bei allem Ehrgeiz stets wichtiger als das Resultat. So wurmte ihn die Final-Niederlage bei der Weltmeisterschaft 1974 in München gegen Deutschland zwar noch viele Jahre später. Auf die WM an sich und das begeisternde Spiel des Oranje-Teams war Cruyff aber stolz.

"Natürlich hätte ich das Finale in München gerne gewonnen, aber dass man in der ganzen Welt noch immer über uns als die Mannschaft, die den schönsten Fußball gespielt hat, spricht, ist für mich ein größerer Sieg als der Gewinn des WM-Pokals", sagte Cruyff einmal im Rückblick über das 1:2 gegen Beckenbauer und Co. im Olympiastadion von München.

Wegbegleiter Stoichkov: "Er wusste das Beste aus mir zu kitzeln"

Der große Titelgewinn mit dem Oranje-Team unter seinem Mentor Rinus Michels blieb Cruyff also verwehrt. Auf Klubebene gewann das Genie am Ball dagegen alle wichtigen Titel. Ajax führte er 1971 bis 1973 drei Mal in Serie zum Titel im Europapokal der Landesmeister, mit dem "Dream Team" des FC Barcelona gelang ihm das Kunststück 1992 als Trainer. Guardiola im Mittelfeld, Ronald Koeman in der Abwehrzentrale und der Exzentriker Stoichkov in der Offensive hatten Cruyffs Offensivzauber mit schwindelerregenden Ballstafetten perfektioniert. "Er wusste, wie er das Beste aus mir kitzelt. So wie bei allen anderen Spielern, die er trainierte. Denn er wusste: Das 'Dream Team' sind nicht nur Pep, Ronald und ich, sondern jeder einzelne Spieler in der Mannschaft", erinnerte sich Stoichkov 30 Jahre später.

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Die katalanische Metropole wurde zur zweiten Heimat von "König Johan". Vom "niederländischen Zauberer" schwärmte sein einstiger Klub 2016 in seinem Nachruf. "Ohne den Ball kannst du nicht gewinnen", lautete die Philosophie von Cruyff. Und auf diese Art und Weise spielte Barça jahrelang unter dem niederländischen Star-Coach, der abseits des Rasens mit seinem Hang zur Perfektion, seiner Sturheit und seinem Hang zur Besserwisserei auch immer wieder aneckte. "Seine Gegner auf dem Spielfeld ließ er oft ins Leere laufen und die Öffentlichkeit auch, wenn er es für angebracht hielt", schreibt der renommierte niederländische Autor Auke Kok in seinem jüngst erschienenen Buch "Johan Cruyff – Fußball total. Die Biografie".

Cruyff sagte ein Leben lang stets unverblümt seine Meinung. Seine Auftritte als Experte im Fernsehen oder als Kolumnist in der Zeitung "De Telegraaf" waren bei Trainern und Spielern gefürchtet. Doch aufgrund seiner beispiellosen Fähigkeiten als Profi und Coach konnte sich Cruyff die Rolle des Chefkritikers erlauben.

Verehrt wurde der "Rembrandt des Fußballs", wie das Fachmagazin "Voetbal International" in diesen Tagen schrieb, trotzdem bis zu seinem Tod und darüber hinaus. "Der Spiegel" schrieb vor sechs Jahren am Tag seines Todes: "Der 24. März 2016 ist der Tag, an dem der Fußball starb. So wie Buddy Holly den Rock'n'Roll erfand, so erfand Johan Cruyff den Fußball, wie wir ihn heute kennen." Oder wie es ein ergriffener Stoichkov ausdrückte: "Ich vermisse Johan Cruyff. So sehr."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Interview mit Hristo Stoichkov, März 2022
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