Ruhmreiche Nummer sieben Mariano Diaz: Reals überraschender Ronaldo-Ersatz
Kaum hatte Cristiano Ronaldo den Klub verlassen, vergab Real Madrid seine Rückennummer sieben an den eher unbekannten Mariano Diaz. Doch der hat in seiner Karriere schon oft alle überrascht.
Neymar, Robert Lewandowski, Harry Kane, Kylian Mbappé: Nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo wurden zunächst die besten Torjäger Europas mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Am Ende kam Mariano Diaz – und übernahm sogar Cristianos legendäre Nummer 7. Vielleicht darf er sie schon an diesem Dienstag in der Champions League gegen ZSKA Moskau (21 Uhr, im Liveticker bei t-online.de) wieder auf dem Platz tragen.
Diaz ist nicht der Superstar, den die Fans erwartet hatten: Nur wenige konnten sich an den Angreifer erinnern, der einst in der Jugend des Champions-League-Siegers spielte und unter dem ehemaligem Trainer Zinedine Zidane zum Profi avancierte.
Mit dem Traumtor im Champions-League-Auftaktspiel gegen AS Rom hat sich nun Mariano Diaz den Real-Anhängern neu vorgestellt – und sie vorerst überzeugt. „Es war sogar besser, als ich es mir erträumt habe“, gab er nach dem Spiel zu. „Ich konnte mir eine solche Rückkehr einfach nicht vorstellen“. In der 73. Minute wurde er für Gareth Bale eingewechselt, kurz vor dem Schlusspfiff schlenzte den Ball präzise ins lange Eck zum 3:0-Endstand. Ein Auftritt, der seiner Rückennummer alle Ehre machte.
Drei Chancen in Madrid
Die Karriere des 25-jährigen spanisch-dominikanischen Angreifers hatte bisher drei entscheidende Momente, immer eng mit Real Madrid verbunden. Zuerst verpflichtete ihn der Klub 2012 vom FC Badalona: Damals schloss er sich zunächst der A-Jugend an. Den Durchbruch schaffte er zwei Jahre später, als er erstmals in der zweiten Mannschaft („Castilla“) spielte. Damaliger Trainer: Zinedine Zidane.
Der Franzose war auch für Marianos Beförderung zum Profi verantwortlich: 2016 forderte er Real-Präsident Florentino Perez auf, dem Spieler einen Profi-Vertrag anzubieten, damit der nicht den Klub ablösefrei verlassen konnte. Außerdem wurde er nach Zidanes Wunsch in den Profikader befördert: Am zweiten Spieltag der Saison 2016/17 debütierte er endlich in der Liga.
Über den Umweg Lyon in Reals Star-Truppe
Noch entscheidender wird aber wohl sein drittes Kapitel bei Real – die Rückkehr. Bis zum letzten Jahr war nämlich die Konkurrenz im Angriff so stark, dass Mariano sich 2017 für einen Wechsel zu Olympique Lyon entschied, um mehr Spielpraxis zu sammeln. In Frankreich explodierte er: 21 Tore und 7 Vorlagen machten ihn zu einem für viele europäische Klubs interessanten Mann.
Aber: Lyon verlangte immerhin 60 Millionen Euro für den Stürmer, der keine zwölf Monate zuvor für „nur“ acht Mio. aus Madrid gekommen war. Ende August schien der 33-Mio.-Wechsel zum FC Sevilla praktisch perfekt – nur dass Reals Präsident Florentino Perez sich im Vorjahr ein Vorkaufsrecht für Mariano gesichert hatte. Dadurch konnte der spanische Rekordmeister den Spieler bei Einhaltung einer 48-Stunden-Frist für 65 Prozent der ausgehandelten Ablösesumme zurückholen: also 21,5 Millionen Euro.
Eine wichtige Rolle in den Verhandlungen spielte auch Reals neuer Trainer Julen Lopetegui: „Er sagte mir, er wolle mich“, erzählte Mariano der Tageszeitung „El Pais“. Die Situation nach seiner Rückkehr zu Real gestaltet sich etwas einfacher: Nach dem Abschied von Álvaro Morata, Borja Mayoral und Cristiano Ronaldo kann er wohl mit mehr Spielzeit rechnen.
Diaz' Vorteil: Er kann auf verschiedenen Positionen spielen. Seine Lieblingsrolle bleibt aber Mittelstürmer, obwohl er dort mit Karim Benzema konkurrieren muss. Wie im Spiel gegen die Roma bewiesen kann er aber auch als zweite Spitze eingesetzt werden, falls Lopetegui von seiner 4-3-3-Taktik abweicht.
Die mystische Nummer sieben
Abseits des Platzes ist Diaz eher schüchtern und zurückhaltend. Ganz anders wenn es um Fußball geht: Bei der Wahl der Rückennummer hatte Diaz keine Angst, sich für die prestigeträchtige „7“ zu entscheiden. Kaum eine Nummer hat bei Real so eine große Tradition. Die trug nicht nur Cristiano Ronaldo, sondern auch Klub-Legenden wie Amancio, Juanito, Raúl und Emilio Butragueño.
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„Sie war frei und als man mich fragte, welche Nummer ich tragen möchte, entschied ich mich für sie“, erklärte er gegenüber „Cadena Cope“. Verspürt er wirklich gar keinen Druck? „Na ja, es ist eine persönliche Herausforderung. Viele Stars trugen diese Nummer bereits, deshalb bin ich froh und stolz, sie jetzt ebenfalls tragen zu dürfen.“
Als Nachwuchsspieler galt Diaz als zu klein und schwach, flog deshalb aus dem Kader von Espanyol Barcelona. Doch über Umwege hat er es trotzdem zum Fußball-Star geschafft, alle überrascht – und jetzt keine Angst, das schwere Erbe von Cristiano Ronaldo zu tragen.