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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Schon in jungen Jahren fremdbestimmt" Bierhoff warnt vor Entwicklungen im deutschen Fußball
Hohe Gehälter, teure Autos, Luxus pur. Viele Fußballfans würden gerne das Leben eines Bundesliga-Stars leben. Doch das hat auch einige Tücken, meint Oliver Bierhoff.
Der Fußball hat ein Problem. Profis, die gestern noch von Fans bejubelt wurden, kämpfen vielerorts mit Depressionen, Finanzproblemen und Einsamkeit. Dieser Zustand ist die Folge einer wachsenden Unselbstständigkeit. Zu viele Dinge werden den Spielern abgenommen, weshalb sich einige von ihnen nach dem Karriereende hilflos und allein fühlen. Ein Zustand, den auch Oliver Bierhoff sieht.
"Generell ist es für Fußballprofis schwer, wenn sie nach vielen Jahren der Fremdbestimmtheit ihr Leben plötzlich selbst gestalten müssen", so der DFB-Direktor zu t-online. Weiter sagt er: "Die meisten Spieler freuen sich zwar auf eine Phase ohne Stress, Druck und Verpflichtungen, haben dann aber Probleme, ihre zweite Karriere zu starten, da sie sich in den vergangenen Jahren fast nur mit Fußball beschäftigt haben."
"Das war früher durchaus anders"
Und das Problem wächst, ebenso wie die Summen im Fußballgeschäft, stark an. "Ich habe das Gefühl, dass das Thema durchaus diffiziler wird. Viele Spieler geraten heute in den Leistungszentren früher in die Unselbstständigkeit, in denen sie aufgrund eines durchgetakteten Tagesplans schon in jungen Jahren fremdbestimmt werden", so Bierhoff, der ergänzt: "In meiner Generation haben viele Spieler vor der Karriere noch einen Beruf erlernt. Die aktuellen Top-Spieler müssen sich heutzutage nicht zwingend Gedanken machen, welchen Karriereweg sie nach dem Fußball einschlagen. Das war früher durchaus anders."
Bierhoff selbst beendete seine Laufbahn im Sommer 2003. Spontan war die Entscheidung des inzwischen 52-Jährigen damals nicht: "Ich selber habe mich frühzeitig auf das Karriereende vorbereitet und den Zeitpunkt dann auch bewusst gewählt. Einerseits durch mein Fernstudium als Diplom-Kaufmann an der Uni Hagen, andererseits über die Selbstvermarktung während meiner Spielerkarriere."
Der DFB hat das Thema lange etwas versäumt, geht es nun jedoch an. Mit einem Mentoringprogramm sollen Ex-Profis besser nach dem Karriereende begleitet werden. "Wir wollen den Spielern alternative Möglichkeiten nach der Karriere im Fußball aufzeigen und sie auf ihrem weiteren Weg unterstützen", so Bierhoff. Alle genannten Probleme wird das nicht lösen, aber zumindest einen Ansatz bieten.
- Eigene Recherche
- Kurz-Interview mit Oliver Bierhoff