Europa-League-Halbfinale "Immer hungriger": ManUnited im WM-Modus gegen Sevilla
Köln (dpa) - Ole Gunnar Solskjaer versuchte gar nicht erst, die Ansprüche seines Arbeitgebers zu verbergen.
"Ins Halbfinale zu kommen, ist eine gute Leistung, ordentlich, aber für Manchester United noch nicht gut genug", sagte der Trainer der Red Devils vor dem Europa-League-Duell mit dem FC Sevilla um das Finalticket. Als Spieler gewann Solskjaer mit United Meisterschaften in Serie, hatte als Sieg-Torschütze im legendären Finale von Barcelona maßgeblichen Anteil am Champions-League-Triumph 1999 gegen den FC Bayern. Als Coach soll der 47-Jährige den englischen Rekordchampion zurück zu altem Glanz führen - mit der Europa League als Zwischenstation.
Für die Roten Teufel ist die Partie am Sonntag um 21.00 Uhr in Köln (Nitro/DAZN) bereits das dritte Halbfinale der Saison. Im FA-Cup schied United gegen den FC Chelsea aus, im Ligapokal war gegen Lokalrivale City Endstation.
"Die Mannschaft hat sich entwickelt und wird immer hungriger", sagte Solskjaer, der in den Negativerlebnissen auch eine Chance sieht: "Lasst uns dafür sorgen, dass der Schmerz, den wir beim Ausscheiden aus den anderen beiden Pokalen gefühlt haben, den kleinen Unterschied macht, so dass wir es mehr wollen als sie."
Drei Jahre nach dem erstmaligen Gewinn des Wettbewerbs ist der Titel am 21. August in Köln für United das klare Ziel. Und schaut man nur auf die Namen im Kader, ist das Solskjaer-Team auch Favorit. Paul Pogba, Marcus Rashford, Anthony Martial: Gerade im Mittelfeld und im Sturm verfügt Manchester über jede Menge Power. Der FC Sevilla hat jedoch gerade in der Europa League und im Vorgängerwettbewerb UEFA-Cup mit der Bestmarke von fünf Titeln schon häufig bewiesen, dass er sich auch gegen vermeintlich besser besetzte Konkurrenten durchsetzen kann.
Ein großer Trumpf der Andalusier ist die starke Defensive. Fünf Pflichtspiele in Serie ist die Mannschaft des früheren spanischen Nationaltrainers Julen Lopetegui nun schon ohne Gegentor. Zudem spielt der Vierte der vergangenen Saison in der Primera División extrem geduldig, clever und ist ein wahrer Meister darin, knappe und hektische Spiele für sich zu entscheiden. "Wir wissen, wie schwer es wird, aber wir wissen in jeder Phase des Spiels genau, was wir tun müssen", sagte Kapitän Jesús Navas, der United aus Derbys in seiner Zeit bei Manchester City gut kennt.
Der Modus beim Finalturnier in Nordrhein-Westfalen mit nur einem K.o.-Spiel pro Runde kommt tendenziell eher dem Außenseiter entgegen, soll für Manchester aber keine Ausrede sein. "Es ist wie bei einer Europameisterschaft oder einer Weltmeisterschaft", sagte Solskjaer. "Du bekommst keine zweite Chance, und du weißt einfach, dass du auf dem Platz alles geben musst. Für mich ist das okay." Im Endspiel ginge es gegen Inter Mailand oder Schachtjor Donezk, die sich am Montag messen.
Seit Januar hat Man United in der Premier League nicht mehr verloren. Nach dem möglichst erfolgreichen Europa-League-Intermezzo in NRW soll dieser Trend in der kommenden Spielzeit in der Königsklasse fortgesetzt werden. Dort soll das Solskjaer-Team nach eigenem Selbstverständnis wieder zu den Titelaspiranten gehören. Zudem wollen die Red Devils den Rückstand auf den FC Liverpool und City verkürzen und endlich wieder um die Meisterschaft mitspielen. In der abgelaufenen Liga-Saison reichte es zu Rang drei. Das ist ordentlich, aber für Manchester United noch nicht gut genug.