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Torwart-Diskussion: Marc-André ter Stegen gegen Manuel Neuer chancenlos


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Kampf ums DFB-Tor
Ter Stegens Dilemma: Wenn Leistung nicht mehr hilft

Aus Dortmund berichtet Luis Reiß

Aktualisiert am 09.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Marc-André ter Stegen (l.) und Manuel Neuer im DFB-Training: "Es gibt keinen Streit, den man besprechen müsste."Vergrößern des Bildes
Marc-André ter Stegen (l.) und Manuel Neuer im DFB-Training: "Es gibt keinen Streit, den man besprechen müsste." (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)

Gegen Argentinien erhält Marc-André ter Stegen eine Chance, im Tor der Nationalelf. Doch selbst wenn er seine zuletzt im Verein gezeigte Weltklasse bestätigen kann, gibt es wenig Hoffnung auf einen Stammplatz.

Marc-André ter Stegen hat turbulente Wochen hinter sich. Anzumerken war das dem Torwart des FC Barcelona jedoch nicht. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, RTL und im Liveticker auf t-online.de) gegen Argentinien wirkte er sehr entspannt. Obwohl sich der gebürtige Mönchengladbacher aktuell in einer misslichen Lage befindet.

Nachdem Fans und Medien wochenlang diskutiert haben, ob ter Stegen nicht die bessere Nummer eins für das DFB-Team wäre als Manuel Neuer, erhält er tatsächlich seine Chance in der Startelf. Die Erwartungen an ihn sind dementsprechend riesig. Alle, die sich für ter Stegen ausgesprochen haben, erwarten sensationelle Paraden – so wie kürzlich beim 0:0 seines FC Barcelona in Dortmund. Damals hielt er unter anderem einen Elfmeter von Marco Reus und wurde zum Helden des Spiels.

Löw: DFB-Tor "keine Baustelle"

Ter Stegen selbst betonte natürlich, er wolle nun auch gegen Argentinien um Sturm-Star Paulo Dybala (Juventus Turin) "sein Bestmögliches zeigen". Doch die Frage bleibt: Was nutzt es?

Löw hat sich bereits auf Bayern-Kapitän Neuer als Stammtorwart festgelegt, daran wird sich auch bis zur Europameisterschaft im kommenden Jahr nichts ändern. Die Situation im Tor sei für ihn geklärt – und angesichts der vielen Verletzungsprobleme aktuell "die kleinste, nein ehrlich gesagt gar keine Baustelle". Kurz: Bleibt Neuer fit, bleibt er die Nummer eins.

Gegen Argentinien hat ter Stegen nun also den Druck – und gleichzeitig keine Chance, mittelfristig etwas an seinem Status als Ersatztorwart zu ändern. Patzt er, haben alle schon immer gewusst, dass Neuer der bessere Torwart ist. Glänzt er, steigt sein Ansehen in der deutschen Öffentlichkeit weiter – aber es ändert sich nichts. Kein Wunder, dass Manuel Neuer laut "Bild" keinerlei Probleme hat, seinem Konkurrenten für das Argentinien-Spiel das Tor zu überlassen.

Leistungsprinzip außer Kraft gesetzt

Die Frage, welcher der beiden Torhüter eigentlich der bessere ist, spielt ohnehin seit Monaten keine Rolle mehr. Das Leistungsprinzip für die Besetzung des Tors hat Löw schon während der WM 2018 außer Kraft gesetzt. Damals bevorzugte er den gerade erst von einer schweren Verletzung genesenen und weit von seiner Top-Form entfernten Neuer gegenüber ter Stegen. Löw war von Neuers Bedeutung als Kapitän überzeugt und wollte damit seine herausragenden Karriereleistungen würdigen.

Selbst wenn auch Neuer mittlerweile wieder auf Top-Niveau spielt: Für ter Stegen war diese Entscheidung, wie er später auch öffentlich bekannte, schwer zu verkraften. Sie muss ihm wohl noch immer ungerecht vorkommen, auch wenn er kürzlich im Interview mit t-online.de erklärte: "Ich will die Nummer eins werden – aber nicht um jeden Preis." Stattdessen wolle er sich menschlich immer fair verhalten und notfalls seine Ersatzrolle im Sinne des Teams akzeptieren.

Nur wenige Tage später brach bei einem öffentlichen Termin in Barcelona trotzdem die Enttäuschung aus ihm heraus. Dass er in keinem der beiden jüngsten Spiele der EM-Quali gegen die Niederlande (2:4) und Nordirland (2:0) eingesetzt worden ist, sei ein "schwerer Schlag" für ihn gewesen. Rivale Neuer reagierte daraufhin und meinte: "Ich glaube nicht, dass solche Aussagen dem Team helfen." Schließlich stimmten auch die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge in die Aufregung ein und unterstellten ter Stegen, er habe "mit Manuel Neuer einen tadellosen Sportsmann beschädigt".


Vor dem Argentinien-Spiel bekräftigte ter Stegen nun, er habe nur über sich und seine Empfindungen gesprochen. Bei der anschließenden Interpretation seiner Aussagen sei "jedes Wort zu viel gewesen". Es gebe "keinen Streit mit Manu, den man besprechen müsste. Wir haben ein professionelles Verhältnis und unterstützen uns gegenseitig".

Ter Stegen bleibt nur eins: Geduld. "Keiner", sagte er abschließend, "weiß, was in einem Dreivierteljahr ist." Dann beginnt zufällig die Europameisterschaft – und bis dahin will ter Stegen dem Bundestrainer "die Entscheidung so schwierig wie möglich machen". Auch vermeintlich unmögliche Paraden sind ihm schon gelungen.

Verwendete Quellen
  • DFB-Pressekonferenz vom 8. Oktober
  • eigene Informationen
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