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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte erklärt Achtjahresvertrag: Das steckt hinter DFB-Deal mit Adidas
Sportartikelhersteller Adidas bleibt Ausrüster der deutschen Nationalelf. Kurios: Der Vertrag lief noch bis 2022, wurde schon jetzt um vier weitere Jahre verlängert. Ein Experte klärt über mögliche Gründe auf.
DFB-Präsident Reinhard Grindel sparte bei der Verkündung des neuen Sponsorenvertrags mit Ausrüster Adidas bis 2026 nicht an Lob für die eigene Institution: "Die vorzeitige Verlängerung des Vertrags ist ein Vertrauensbeweis in die Stärke und die Attraktivität des DFB."
Beide Seiten machen kein Geheimnis daraus, dass der Deal auch ein Zeichen im Kampf um die Austragung der EM 2024 sein soll. Deutschland konkurriert dabei mit der Türkei, die Entscheidung fällt am 27. September.
Doch ist das alles? Im Interview mit t-online.de erklärt Sebastian Uhrich, Professor am Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln, mögliche Gründe für die Vertragsverlängerung – und warum für den Sportartikelhersteller eine EM in Deutschland besser ist als in der Türkei.
t-online.de: Der DFB hat den Ausrüstervertrag mit Adidas vorzeitig bis 2026 verlängert – obwohl er noch bis 2022 gültig gewesen wäre. Welche Gründe sprechen dafür?
Prof. Dr. Sebastian Uhrich: Grundsätzlich gibt es für diese Konstellation mindestens drei mögliche Erklärungen. Erstens die Angst vor einem Konkurrenzangebot. Adidas kämpft mit Nike ja schon seit Jahren um die Vorherrschaft im globalen Fußball. Nike hat zuletzt ja offenbar dem DFB auch ein Angebot unterbreitet, möglicherweise wollte sich Adidas diesen Premium-Partner nun langfristig sichern. Zweitens hat der DFB vielleicht befürchtet, in drei Jahren in einer schlechteren Verhandlungsposition zu sein als heute. Und drittens ist es natürlich ein öffentlicher, gegenseitiger Vertrauensbeweis.
Dieser öffentliche Vertrauensbeweis kommt zwei Wochen bevor der europäische Fußball-Verband über die Vergabe der EM 2024 entscheidet. Würde Adidas von einer deutschen Heim-EM mehr profitieren als von einem Turnier in der Türkei?
Adidas ist ja ein global agierendes Unternehmen und nicht nur an einem nationalen Markt orientiert. Wo das Turnier ausgetragen wird, ist deshalb im Normalfall nicht von allergrößter Bedeutung. Im Hinblick auf das Image macht es in diesem Fall aber sogar einen markanten Unterschied. Die EM ist neben der WM die prominenteste Plattform für Sportmarken – und sie bekommt durch den Austragungsort einen Stempel aufgedrückt.
Aus Sicht der Sponsoren ist ein positiv besetzter Austragungsort deshalb natürlich wünschenswert. Wir haben zuletzt bei den Weltmeisterschaften in Russland und Brasilien erlebt, dass wegen der Missstände in diesen Ländern in den Monaten vor und nach dem Turnier überwiegend negativ berichtet worden ist. Ähnliches wäre bei der Türkei zu erwarten, deren Image aktuell auch negativ ist.
Der Vertrag zwischen DFB und Adidas hat nun eine Laufzeit von acht Jahren. Ist das nicht auch ein großes Risiko?
In vielen anderen Bereichen wäre das eine ungewöhnlich lange Laufzeit, für Ausrüsterverträge bei Nationalmannschaften ist es eher normal. Kurzfristige sportliche Misserfolge haben da überhaupt keine Auswirkungen, denn die deutsche Nationalmannschaft wird auch in drei oder fünf Jahren nicht plötzlich eine Gurkentruppe sein. Das Risiko ist bei durchschnittlichen Vereinsmannschaften, denen jederzeit durch einen Abstieg weniger Aufmerksamkeit droht, viel größer. Möglicherweise steckt von Seiten des DFB aber auch taktisches Verhalten hinter der Vertragsverlängerung.
Wie meinen Sie das?
Der Verband symbolisiert damit Verlässlichkeit und seine Verbundenheit zur deutschen Marke. Die Partnerschaft zwischen dem DFB und Adidas ist eine sehr spezielle, die seit Jahrzehnten funktioniert, sogar wenn Konkurrenten offenbar mehr Geld geboten haben. Der DFB verhält sich hier also nicht opportunistisch und wirkt den Vorwürfen entgegen, es würde nur noch das Geld im Fußball entscheiden.