Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
DFB-Manager "Bierhoff muss gehen – seine Fehlerliste ist zu lang"
Das WM-Debakel und die Folgen: Alle warten auf die Entscheidung von Bundestrainer Löw über seine Zukunft. Aber was ist eigentlich mit DFB-Direktor Bierhoff?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff.
Kritik an Bierhoff nimmt zu
Während Bundestrainer Joachim Löw in Freiburg abgetaucht ist, um über seine Zukunft nachzudenken, nimmt auch die Kritik an DFB-Direktor und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff zu. Ihm wird vorgeworfen, die Nationalelf von den Fans entfremdet zu haben, die Quartierwahl in Russland genauso wie die Kommunikation in der Erdogan-Affäre verbockt zu haben. Unter der Quartierwahl soll auch das Verhältnis zu Löw gelitten haben.
Sollte Oliver Bierhoff seinen Posten beim DFB räumen?
Ja, seine Fehlerliste ist zu lang
Natürlich stand Oliver Bierhoff nicht auf dem Platz und köpfte gegen Südkorea den Ball nicht am Tor vorbei. Er machte auch nicht die Aufstellung und auch nicht die Taktik – dennoch hat er einen großen Anteil am aktuellen Zustand und vor allem der Wahrnehmung der Nationalelf.
"Die Mannschaft", wie sie von Bierhoff getauft worden war, hielt bei der WM nicht "zsmmn", wie ein weiterer Bierhoff-Claim lautete. Sie entfremdete sich untereinander, von den Fans ohnehin. Überteuerte Eintrittspreise und familienunfreundliche Anstoßzeiten bei den Länderspielen, ein Bezahl-Fanclub Nationalmannschaft, die Abschottung des Teams ohne öffentliche Trainingseinheiten in der Vorbereitung, die Fehlentscheidung bei der Quartierwahl in Russland – alles Bierhoffs Werk.
Der Teammanager oder Direktor, oder wie auch immer er sich jetzt genau nennen darf oder will, hat es nicht mal geschafft, Mesut Özil in der Erdogan-Affäre zum Reden zu (br)(zw)ingen, was das Team spaltete. Will man sich beim DFB künftig wieder volksnaher und bodenständiger geben, muss ein neuer Mann her. Bierhoff ist für diese Werte einfach nicht der Richtige.
Nein, er hat noch eine Chance verdient
Der Umgang mit der Erdogan-Affäre, die Quartierwahl in Russland, die Entfremdung von Fans und Journalisten – dass Bierhoff brutale Fehler gemacht hat, steht außer Frage.
ABER: Er hat die Nationalelf als Manager auch dahin gebracht, wo sie bis vor Kurzem stand: An die Weltspitze – und deshalb hat er noch eine Chance verdient.
Der DFB nimmt im Jahr 290 Mio. Euro ein (Zahlen von 2016), dank Bierhoffs Tricks mehr als 113 Mio. durch Sponsoring und weitere 89 Mio. durch den Spielbetrieb und die Vermarktung der Nationalmannschaften. Das kommt dem Amateurfußball zu Gute – oder Charity-Projekten. Bierhoff gilt als der große Visionär des DFB und hat zuletzt die neue Akademie auf den Weg gebracht, die in Frankfurt entsteht. Ein wichtiger Schritt in die Zukunft.
Er hinterfragt selbst ständig alles, um weiterzukommen und besser zu werden. Er weiß selbst, dass er seinen Kurs radikal ändern muss und wird das auch tun. Und dann ist er mit seiner ruhigen, besonnenen Art genau der Richtige für den Neuaufbau.
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