Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM-Anekdoten aus Moskau Geschenke vom Russland-Trainer und Falken an der Bar
Nicht nur auf dem Platz sorgt die WM 2018 für viele Überraschungen. Auch abseits des Spielfelds gibt es Dinge, mit denen kaum jemand rechnet.
Aus Russland berichtet Benjamin Zurmühl
Bloß kein Foto!
Wenn es um Rechte geht, hat die Fifa sehr strenge Regeln. Schließlich zahlen die Sponsoren eine Menge Geld, um beim größten Fußball-Event der Welt omnipräsent zu sein. Deshalb steht auf den Produkten aus den Snack-Automaten in den Stadien nicht die Marke drauf, sondern der Inhalt. "Schoko-Riegel mit Nüssen" oder "Gesalzene Erdnüsse" heißt es hier.
Auch bei den Bildrechten sieht es nicht anders aus. So sind die "Volunteers", die freiwilligen Helfer bei der WM, dazu angehalten, den Journalisten das Fotografieren von Spielszenen zu verbieten. Auch in der Mixed Zone sind Fotos untersagt. Doch nicht jeder hält sich daran. So wollte ein Sportjournalist nach dem Spiel zwischen Portugal und Marokko unbedingt ein Selfie mit Pepe haben.
Als dieser stehen blieb und für das Foto in die Kamera lächelte, hechtete eine WM-Helferin mit einem weiten Satz in Richtung Pepe und schrie nur: "No photos!" Mit dem Sprung hätte sie gute Chancen auf die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2020.
Der Sportjournalist
Menschen neigen gerne dazu, alles zu verallgemeinern. "Die Politiker", "die Spieler", "die Medien". Dabei ist das unmöglich. Nicht einmal Sportjournalisten kann man in eine Schublade stecken. Bei der WM realisiert man, wie groß die Unterschiede tatsächlich sind. In manchen Ländern ist es üblich, sich das Spiel der eigenen Mannschaft im Trikot auf der Pressetribüne anzugucken. Andere Journalisten übernehmen die Rekrutierung für den eigenen Nationaltrainer.
So auch bei dem Spiel zwischen Frankreich und Dänemark. Ein gut gelaunter Sportjournalist aus dem Kamerun sprach in der Mixed Zone den dänischen Stürmer Pione Sisto an, dessen Vorfahren aus dem Südsudan stammen. Anfänglich stellte er Fragen nach dem afrikanischen Lieblingsteam bei der WM und deren Titelchancen.
Doch plötzlich überraschte er Sisto mit der Frage: "Für welches afrikanische Land willst du spielen?" Etwas verdutzt fing Sisto zu lachen an, wiegelte ab. Der Journalist ließ nicht locker, versuchte sein Glück ein zweites Mal. Sisto entgegnete: "Ich bin Däne und spiele für Dänemark, aber wenn, dann könnte ich ohnehin nur für den Südsudan spielen." Zu einer weiteren Nachfrage kam es nicht mehr. Doch ein kurzes Grußwort in Richtung Kamerun konnte der Journalist trotzdem noch herausholen. Immerhin.
"Looorenzoooo"
Der Sieg im Elfmeterschießen gegen Spanien ist für Russland eine echte Sensation. Wirklich daran geglaubt haben die wenigsten. Einer von diesen wenigen war Lorenzo de Chosica, ein peruanischer Volunteer beim Confed Cup 2017. Er spricht fließend Russisch und freundete sich so mit den Spielern der "Sbornaja" an. De Chosica glaubte an einen russischen Erfolg bei der Heim-WM.
Dafür wurde er ausgerechnet bei der Pressekonferenz nach dem Spanien-Spiel von Trainer Stanislaw Tschertschessow belohnt. Mittendrin unterbrach der Coach der "Sbornaja" nämlich seine Antwort auf eine Frage und rief nur "Looorenzoooo". Plötzlich stand also ein kleiner Peruaner im Trikot seines Landes auf der Bühne und bekam für seine Unterstützung ein Russland-Trikot mit den Unterschriften aller Spieler überreicht.
Was wie eine nette Geste aussah, wirkte zugleich aber auch ein bisschen wie ein PR-Stunt, denn de Chosica durfte auch ein paar Worte sagen und sparte dabei nicht mit Kritik an der negativen russischen Presse.
Ein Falke an der Bar
Abgesehen von den Ereignissen in den und rund um die WM-Stadien haben auch die Städte viel zu bieten. Besonders Moskau sticht mit den Wahrzeichen und der Größe hervor. Doch Russland wäre nicht Russland, wenn nicht plötzlich an einer Bar ein Mann mit einem Falken auftauchen würde.
Das Angebot: Für ein bisschen Geld darf man sich mit dem Vogel ablichten lassen. Zum Glück geht kein Gast auf die Offerte ein, denn etwas anderes als Tierquälerei in einer so lauten Umgebung ist das wahrscheinlich nicht.
- Eigene Beobachtungen vor Ort