Klartext vom Abwehr-Boss Boateng über Löw, Özil und seine DFB-Karriere
Jérôme Boateng hat eine klare Meinung zu seiner Zukunft beim DFB. Der Bayern-Star verrät, wie er über einen Löw-Rücktritt denkt und findet deutliche Worte für die Kritik an Mesut Özil.
Jérôme Boateng hat nach dem krachenden Scheitern bei der Fußball-WM einen Rücktritt aus der Nationalelf ausgeschlossen. "Das war nie ein Thema für mich. Ich sehe mich auch noch überhaupt nicht am Zenit meiner Leistungsfähigkeit angekommen", sagte der 29-Jährige der "Welt am Sonntag".
Boateng nimmt Löw aus der Schusslinie
Er wolle trotz der schweren Enttäuschung mit dem erstmaligen Aus der DFB-Auswahl in einer WM-Gruppenphase "unbedingt weiterspielen", fügte der Verteidiger des FC Bayern München hinzu.
Boateng sprach sich auch für den Verbleib von Bundestrainer Joachim Löw aus. "Auf jeden Fall", antwortete der Weltmeister von 2014 auf eine entsprechende Frage. Löw habe dem Team "klare Worte und Anweisungen mitgegeben, die wir nicht umgesetzt bekommen haben", versicherte Boateng.
Beim Neuanfang mit der Nationalmannschaft nach der Sommerpause wolle er "mit den anderen wieder ein anderes Gesicht zeigen. Ich will mit ihnen wieder das Deutschland repräsentieren, das wir kennen. Ein starkes Deutschland, eine starke Nationalmannschaft."
"Ganze Mannschaft ist in der Verantwortung"
Mit Unverständnis reagierte der 73-fache Nationalspieler auf die harte Kritik an Spielmacher Mesut Özil. "Das geht nicht. Mesut ist ein Mensch. Man darf die ganze Kritik nicht an einem ablassen, die ganze Mannschaft ist in der Verantwortung. Wir haben es gemeinsam nicht geschafft, bei dieser WM zu überzeugen. Das müssen wir uns vorwerfen", sagte Boateng.
Auch die Debatte um Özils – zum Teil lasch wirkende Körpersprache – ließ der Innenverteidiger nicht unkommentiert: "Er ist ein Künstler am Ball, kein Kämpfer in der Abwehr wie ich. Vielleicht kommt er deswegen manchmal falsch rüber, aber das heißt nicht, dass er nicht will oder gar mit Absicht Fehler begeht."
Özil war wegen gemeinsamer Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hart attackiert worden und galt bei der WM als Symbolfigur des deutschen Scheiterns. "Das mit dem Foto war unglücklich, es war zuletzt eine schwierige Situation für ihn", sagte Boateng und kritisierte, einzelne Spieler zum Sündenbock auszurufen.
- Nachrichtenagentur dpa"