Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kokain, Alkohol, Übergewicht Absturz einer Legende: Das Drama um Maradona
Als Fußballer genial, als Privatperson eine tragische Figur: Diego Maradona sorgt beim Spiel zwischen Argentinien und Nigeria für Negativschlagzeilen. Und das nicht zum ersten Mal in seinem von Triumphen und Skandalen geprägten Leben.
Das Spiel zwischen Argentinien und Nigeria war für die stolze Fußball-Nation Argentinien von immenser Bedeutung. Mit einem Sieg zitterten sich Lionel Messi und Co. ins WM-Achtelfinale. Die eigentliche Show aber spielte sich auf den Rängen ab.
Im Stadion in St. Petersburg führte das argentinische Fußball-Idol Diego Maradona ein ebenso skurriles wie beklemmendes Trauerspiel auf. Der 57-Jährige scheint endgültig nur noch eine bemitleidenswerte Karikatur seiner selbst zu sein. Er tanzte wie aufgekratzt, schlief ein, wachte wieder auf und fluchte mit irrem Blick. Maradona soll einem befreundeten Journalisten gesagt haben, er habe lediglich zu viel Weißwein getrunken.
Schon während Argentiniens erstem WM-Spiel gegen Island rieb sich Maradona – früher süchtig nach Kokain – immer wieder nervös die Nase.
Dabei rief der Weltmeister von 1986 Erinnerungen an die Tiefpunkte seines Lebens hervor. Der Abstieg begann mit einer positiven Doping-Probe 1991. Maradona war beim SSC Neapel aktiv, wo er bis heute noch als Held verehrt wird. Im März wurde ihm die Einnahme von Kokain nachgewiesen, der Vertrag bei Neapel wurde aufgekündigt.
Er kehrte in sein Heimatland zurück, fiel erneut durch Drogenkonsum auf und wurde zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung verurteilt und auch vom argentinischen Verband gesperrt.
Fortan hatte der einst geniale Mittelfeldspieler immer wieder mit Gewichtsproblemen zu kämpfen, zu seiner Bestform fand er nie wieder zurück. Bei der WM 1994 in den USA wollte er noch einmal an seine ruhmreiche Vergangenheit anknüpfen. Doch vor den Augen der Welt-Öffentlichkeit spielte sich ein weiteres Drama um Diego ab.
Der Spießrutenlauf beginnt
Argentinien bezwang Nigeria mit 2:1, als eine Krankenschwester den noch feiernden Superstar an die Hand nahm und zur Dopingprobe brachte. Das Ergebnis: Ephedrin im Blut, 15 Monate Sperre.
Für Maradona begann ein Spießrutenlauf. Er wurde international geächtet, das Tor zur Hölle stand offen. Kokain, Alkohol und dicke Havanna-Zigarren wurden zu ständigen Begleitern des Exzentrikers, dessen Gesundheit auch durch eine rapide Gewichtszunahme litt. Am 4. Januar 2000 rang er nach einem Herzinfarkt im uruguayischen Badeort Punta del Este erstmals mit dem Tod. Auch 2007 kämpfte er stundenlang in Buenos Aires infolge seines Drogenmissbrauches um sein Leben.
2008 schien er wieder genesen, wurde sogar argentinischer Nationaltrainer. Doch nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2010 gegen Deutschland war auch Maradonas Trainerkarriere beendet, fortan dominierten wieder private Skandale die Schlagzeilen.
Viele glauben, dass die "10" immer noch der genialste Spieler der Geschichte ist. "Mit Maradona ist der Hunger leichter zu ertragen", stand auf einem Fanplakat während seiner besten Zeit in Neapel. Er verlieh Spielern Klasse, die ohne ihn höchstens Durchschnitt waren. Aber danach schaffte es Maradona nicht, halbwegs geräuschlos durch das Leben zu gehen.
Mit dem Auftritt gegen Nigeria bei der WM 2018 ist die Skandalakte Maradona um ein Kapitel reicher. Am Samstag spielt Argentinien gegen Frankreich, es geht um den Einzug ins Viertelfinale. Auch Maradona will in Kasan wieder dabei sein. Und die Welt wird zuschauen.
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur sid
- Nachrichtenagentur dpa