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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WM-Gruppe B Zwei Ramos-Patzer: Spanien schrammt an Blamage vorbei
Erst in der Nachspielzeit müht sich Titelanwärter Spanien gegen Marokko zu einem Remis. Der Weltmeister von 2010 steht dennoch im Achtelfinale und geht einem dicken Brocken aus dem Weg.
Tiki-Taka alleine reicht nicht. Trotz deutlicher Überlegenheit hat es für Mitfavorit Spanien bei der WM 2018 erst in letzter Minute zu einem 2:2 (1:1)-Remis gegen Marokko gereicht. Dank des 1:1-Remis der Portugiesen gegen den Iran steht das Team von Trainer Fernando Hierro dennoch als Gruppensieger im Achtelfinale.
Die tragische Figur des Abends war Sergio Ramos: Der Innenverteidiger und Champions-League-Sieger von Real Madrid leitete erst mit einem dicken Patzer die Führung für die bereits ausgeschiedenen Marokkaner ein. Auch vor dem zweiten Treffer der Nordafrikaner sah der Kapitän schlecht aus und verlor das Kopfballduell mit dem Torschützen Youssef En-Nesyri.
Durch den Ausgleich per Videobeweis in der Nachspielzeit und den späten 1:1-Treffer der Iraner gegen Portugal geht Spanien im Achtelfinale dennoch einem dicken Brocken aus dem Weg. Statt Uruguay geht es für die Iberer nun gegen Gastgeber Russland.
Hierro warnt: "Müssen uns steigern"
"Erst Zweiter, dann Erster - da sieht man, wie eng alles zusammenliegt. Aber wir dürfen dem Gegner nicht so viele Freiheiten lassen. Wir müssen uns steigern", sagte Spaniens Trainer Fernando Hierro mit Blick auf die Partie am Sonntag gegen die Russen.
Sein Gegenüber Herve Renard wirkte zufriedener. "Wir können stolz auf unsere Mannschaft sein. Es war ein magischer Moment. Natürlich hätten wir die WM gern mit einem Sieg abgeschlossen. Dennoch wird sie uns immer in Erinnerung bleiben", sagte der marokkanische Trainer.
So lief das Spiel
Andres Iniesta und Co. begannen wie gewohnt druckvoll und mit viel Ballbesitz, doch sie erlebten schnell ein böses Erwachen. Nach einem Missverständnis zwischen Andres Iniesta und Sergio Ramos am Mittelkreis schnappte sich Boutaib den Ball, lief alleine auf David de Gea zu und traf durch die Beine des spanischen Keepers ins Tor. Es war der vierte Schuss im Turnierverlauf auf de Geas Kasten - und das vierte Tor.
Spanien reagierte mit wütenden Angriffen und hatte schnell Erfolg. Nach feiner Vorarbeit von Iniesta schoss Isco den Ball aus fünf Metern fast wütend unter die Latte.
Spaniens Abwehr anfällig
Doch wer dachte, der Ausgleichstreffer sei der Auftakt eines gemütlichen Spazierganges der Iberer, wurde schnell eines Besseren belehrt. Die Abwehr um Kapitän Ramos blieb enorm anfällig, in der 25. Minute ließ sie sich von einem schnellen Einwurf in den Lauf von Boutaib überraschen, der 1:0-Schütze hatte seinen zweiten Treffer auf dem Fuß. Doch de Gea parierte, erstmals in Russland, glänzend.
Marokko wehrte sich tapfer, phasenweise aber auch mit grenzwertiger Härte. Mbark Boussoufa kassierte in der 31. Minute schon als vierter Marokkaner eine Gelbe Karte.
Sechs Minuten später vergab Sergio Busquets die große Chance der Spanier zum 2:1, der Mittelfeldstratege vom FC Barcelona köpfte nach einer Ecke völlig freistehend über das Tor. Diego Costa fehlten nach einer Hereingabe von Iniesta kurz vor dem Halbzeitpfiff nur Zentimeter zur Führung.
Amrabat trifft die Latte
Nach der Pause präsentierte sich den 33.973 Zuschauern dasselbe Bild: Spanien drückte, Marokko blieb gefährlich - auch durch Unachtsamkeiten der Spanier. In der 50. Minute profitierte Boussoufa beinahe von Abstimmungsproblemen zwischen Ramos und De Gea. Weitere fünf Minuten später hatten die Europäer noch wesentlich mehr Glück: Noureddine Amrabat traf mit einem fulminanten Schuss von der Strafraumgrenze nur das Lattenkreuz.
Die afrikanischen Fans auf der Tribüne feierten eine wilde Abschiedsparty, die auch eine spektakuläre Rettungstat von Ghanem Saiss auf der Linie nach einem Kopfball von Isco (62.) nicht stoppte. Noch lauter wurde es nach dem erneuten Führungstreffer. Dann kam Aspas und ließ auch Spanien noch mal in der Nachspielzeit aus. Zwar hatte Schiedrichter Rawschan Irmatow zunächst auf Abseits entschieden, nahm die Entscheidung aber nach Intervention des deutschen Video-Assistenten Felix Zwayer zurück.
- eigene Baobachtungen mit Material der Nachrichtenagentur sid