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FIFA bestätigt Doping-Ermittlungen gegen Russland


Ganzes WM-Team gedopt?
Jetzt droht der größte Doping-Skandal der Fußball-Historie

Von sid, t-online, flo

Aktualisiert am 25.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Die russische Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien.Vergrößern des Bildes
Die russische Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien. (Quelle: Belga/imago-images-bilder)

Wenn sich diese Vorwürfe bestätigen, hat der Fußball den größten Doping-Skandal aller Zeiten am Hals! Das gesamte Team der russischen Nationalmannschaft soll bei der WM 2014 in Brasilien gedopt gewesen sein, wie die Zeitung "Mail on Sunday" berichtet. Alle 23 Spieler und elf weitere Fußballer stehen demnach im Zuge der Untersuchungen von Sonderermittler Richard McLaren auf einer Liste mit 1000 Athleten.

Der Fußball-Weltverband Fifa hat mittlerweile Ermittlungen bestätigt. Der Mega-Skandal nimmt Formen an.

Fünf Confed-Cup-Spieler unter Verdacht

Ein Jahr vor dem Startschuss der Weltmeisterschaft in Russland fällt damit ein weiterer Schatten auf das ohnehin umstrittene Turnier. Sollten sich die Kernaussagen des Medienberichts mit der Überschrift "Der Doping-Kader" bestätigen, wären die Folgen kaum abzusehen. Russland wollte mit der WM Werbung machen für das eigene Land. Das scheint schon jetzt misslungen – zumal fünf der verdächtigten WM-Fahrer auch beim Confed Cup dabei waren, aus dem die Russen gerade in der Gruppe ausgeschieden sind.

"Es gab nie und es wird nie ein Problem mit Doping in unserem Fußball geben. Unser Team wird ständig getestet, sie müssen sich nach jedem Spiel Dopingkontrollen unterziehen", sagte Russlands Vize-Premierminister Witali Mutko der Nachrichtenagentur TASS. Der WM-Cheforganisator bezeichnete die Vorwürfe als "Blödsinn".

In Mails soll die Vertuschung offen zur Sprache kommen

Die Fifa teilte mit, man prüfe in enger Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada "die Anschuldigungen gegen Fußballspieler im sogenannten McLaren-Report". Der Weltverband betonte, alle Spieler der WM 2014, auch alle Russen, hätten sich Trainingskontrollen vor und Wettkampfkontrollen während des Turniers unterziehen müssen. Allesamt seien negativ gewesen, genau wie alle bislang beim Confed Cup durchgeführten Blut- und Urintests.

Doch es gibt eindeutige Indizien. Der "Mail on Sunday" liegen angeblich auch E-Mails des ehemaligen Leiters des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigori Rodschenkow, vor. Darin soll das von staatlicher Ebene angeordnete Vertuschen von positiven Befunden offen zur Sprache kommen. Bislang waren Russlands Fußballer von konkreten Doping-Vorwürfen weitestgehend verschont geblieben.

Was ist der McLaren-Report überhaupt?

Die 23 WM-Spieler und elf weitere Profis sollen auf einer Liste von Personen stehen, die mit Doping in Verbindung gebracht werden. Dabei handelt es sich um den zweiten McLaren-Report. Der wurde am 9. Dezember 2016 für die Welt-Anti-Doping-Agentur veröffentlicht. Im Bericht geht Chefermittler Richard McLaren davon aus, dass mehr als 1000 russische Athleten gedopt haben oder dass sie von der systematischen Doping-Verschleierung des Staates profitiert haben.

Dazu habe es eine institutionelle Verschwörung gegeben, gesteuert vom russischen Sportministerium. Im Fokus der Ermittlungen waren die Olympischen Winterspiele in Sotschi, die Olympischen Sommerspiele 2012 in London und die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2013 in Moskau. Die Ermittler stützen ihre Erkenntnisse auf Interviews mit Zeugen und die Auswertung von Datensätzen, E-Mails und Dokumenten.

Nationaltrainer leistet sich Macho-Spruch

Besonders bitter: Sportlich enttäuschte Russland bei der WM in Brasilien trotz eventuellen Dopings, die sieglose "Sbornaja" flog schon nach der Vorrunde raus. Noch chancenloser war Russland bei der EURO zwei Jahre später in Frankreich, nun folgte das Aus beim Confed Cup.

Die Nerven liegen blank, sogar unabhängig vom Doping. Nach dem 1:2 zum Abschluss gegen Mexiko kanzelte Nationalcoach Tschertschessow die ARD-Reporterin Jessy Wellmer mit einem Macho-Spruch ab. "Druck? Haben Sie Blutdruck, oder was? Wenn solche Männer neben Ihnen stehen, kommt der Blutdruck hoch", sagte der frühere Torwart von Dynamo Dresden. Dabei fasste er die Reporterin leicht an den Oberarm und grinste zu Interviewpartner Kevin Kuranyi herüber.

Parlamentsvize: Schirkow "auf die Schnauze hauen"

Wellmer hakte nach – und kassierte von Tschertschessow einen Anranzer. "Typisch deutscher Journalist", sagte der 53-Jährige: "Ich habe in Polen gearbeitet, da gab es immer nur ein Wort: Problem, Problem, Problem. In Deutschland ist es Druck, Druck, Druck."

In Russland dürfte das nicht anders sein, weil sich die Politik stark einmischt. Parlamentsvizepräsident Igor Lebedew empfahl den Spielern öffentlich, Gelb-Rot-Sünder Juri Schirkow, der gegen Mexiko in der 68. Minute wegen eines Ellenbogenschlags vom Platz musste, in der Kabine zu verprügeln.

Ein Eklat nach dem anderen

Der frühere Chelsea-Profi habe "nicht das Recht, in so einem Spiel zwei gelbe Karten zu bekommen", sagte Lebedew der Agentur R-Sport. "In der Kabine sollte man ihm auf die Schnauze geben, von Mann zu Mann! Er hat die Mannschaft im Stich gelassen, das macht man nicht!"

Russland leistet sich einen Eklat nach dem anderen. Macho-Sprüche und Pöbeleien wären jedoch alles Kleinigkeiten, wenn die komplette russische Mannschaft des Dopings überführt wird. Die Folgen wären nur schwer abzusehen.

Wird Russland jetzt gesperrt?

Eine Sperre für Russland bei der Heim-WM wäre höchst unwahrscheinlich. Für den Fall, dass mehr als zwei Mitglieder einer Mannschaft "während eines Wettbewerbs gegen Anti-Doping-Bestimmungen verstoßen", sieht das Reglement Punkteabzug, Niederlagen am grünen Tisch, Geldstrafe oder den Ausschluss des Teams aus der Wertung einer Endrunde vor. Da Russland als Gastgeber automatisch qualifiziert ist, nimmt der Verband gerade an keinem Wettbewerb teil.

Möglich wären statt eines Komplett-Ausschlusses eher Sperren für einzelne Spieler, zum Beispiel Igor Akinfeev, Juri Schirkow, Alexandr Samedov, Denis Glushakov und Maksim Kanunnikov – das sind die Russen, die nach der WM auch beim Confed Cup dabei waren.

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