Kommentar zur WM-Affäre Niersbach für den DFB nicht mehr tragbar
Von Oliver Strerath
Sein Aufstieg war durchdacht, ging Stück für Stück. Sein Absturz umso schneller. So schnell, dass das Ende der Regentschaft von Wolfgang Niersbach als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bevorsteht. Zu groß ist der Druck durch die neueste Episode - es geht um Steuerhinterziehung - in der WM-Affäre auf den ehemaligen Journalisten geworden.
Noch vor Monaten, als die Affäre um Korruption den Weltverband FIFA erschütterte, forderte der DFB mit Niersbach an der Spitze Aufklärung bis ins letzte Detail. FIFA-Boss Joseph Blatter wurde infrage gestellt. Nein, er könne nach all diesen Vorwürfen nicht im Amt bleiben. Die FIFA brauche einen Neuanfang mit neuer Führungsriege. Niersbach wurde sogar als Nachfolger des Schweizers ins Gespräch gebracht.
Widersprüche, aber keine Erklärung
Anfang November sieht sich der deutsche Verband in derselben, heiklen Situation. Sein Präsident ist angeschlagen, in der Defensive – selbst wenn die Unschuldsvermutung gilt. Sichtlich zermürbt gibt Niersbach ein schlechtes Bild ab. Der Medienprofi verstrickt sich in Widersprüche. Eine glaub- und stichhaltige Erklärung, wie es zu der fragwürdigen Millionen-Zahlung im Zusammenhang mit der WM 2006 kam, ist er dagegen bis heute schuldig geblieben.
Vielmehr stürzt der DFB-Präsident von einer Verlegenheit in die nächste. Seinen Verband gleich mit. Die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung gegen den 64-Jährigen zwingen den DFB dazu, der Staatsanwaltschaft jegliche Unterstützung zuzusagen. Und: Der Verband verwies darauf, dass nicht gegen ihn ermittelt wird.
Vielleicht ein erstes Signal, dass der DFB von seinem Präsidenten abrückt. Ein Präsident, der für den größten Einzel-Sportverband nicht mehr tragbar ist. Unerheblich, ob Wolfgang Niersbach schuldig oder unschuldig ist.