Fußball Rafati: "Ich musste mir viele böse Dinge anhören"
Heftige Mobbing-Anschuldigungen gegen die Schiedsrichter-Chefs Herbert Fandel und Hellmut Krug und Selbstvorwürfe - der erste TV-Auftritt von Babak Rafati nach seinem Suizidversuch hat einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Der frühere Bundesliga-Referee, bei dem eine schwere Depression festgestellt wurde, wiederholte in der ARD-Sendung Beckmann seine Angriffe gegen die früheren Kollegen. "Die Führung hat mir übelst mitgespielt", sagte Rafati in der ausgestrahlten Sendung.
Fandel reagiert betroffen
Fandel hatte als Vorsitzender der DFB-Schiedsrichterkommission bereits zuvor betroffen auf die Vorwürfe reagiert und sie zurückgewiesen. Auf den Einwand des Fernsehmoderators Reinhold Beckmann, mit seinen Schilderungen würde er doch Fandel an den Pranger stellen, antwortete Rafati ausweichend: "Ich kann mir vorstellen, dass es für alle Beteiligten nicht gut ist."
Zugleich betonte der Bankkaufmann, dass er niemandem die Schuld an seinem Suizidversuch vor 16 Monaten gebe. "Das sind keine Vorwürfe. Ich habe niemanden verantwortlich gemacht", sagte Rafati. "Ich sehe niemanden als Täter und mich selbst als Opfer. Darum geht es mir gar nicht. Mir geht es einfach darum, diese Missstände in diesem Bereich, in dem ich tätig war, aufzudecken."
Rückendeckung für Fandel
Fandel hat unterdessen von einem prominenten Schiedsrichter-Quartett aus der Bundesliga Rückendeckung erhalten. Wolfgang Stark, Knut Kircher, Peter Gagelmann und Deniz Aytekin wiesen auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Kritik an ihrem Vorgesetzten zurück.
"Die Kommission um Herbert Fandel pflegt einen offenen und respektvollen Umgang mit uns Schiedsrichtern", erklärte Aytekin. "Ich persönlich habe nie verletzende Äußerungen durch ein Mitglied der Schiedsrichter-Kommission erfahren oder mitbekommen. Herbert Fandel ist ein guter Chef, der uns wie die anderen Mitglieder der Kommission auch, fördert und fordert."
"Ich wollte kein Feigling sein"
Während seiner Schiedsrichter-Zeit stand Rafati, der erste DFB-Referee mit Migrationshintergrund, häufiger in der Kritik. "Ich musste mir viele böse Dinge anhören, das hat mich verletzt", berichtete Rafati. Die Pfeife legte er aber nicht aus der Hand. "Es war mein Fehler, dass ich nicht ausgestiegen bin. Ich wollte kein Feigling sein. Als starker Mann hat man keine Chance, Gefühle zu zeigen", räumte er ein.
Seine Krankheit wurde erst nach dem Suizidversuch festgestellt. Bei der anschließenden Therapie, zunächst in einer geschlossenen Anstalt, später im Klinikum Wahrendorff bei Hannover, unterstützte ihn seine Frau. "Sie gibt mir Halt. Die Therapie war eine unwahrscheinliche Hilfe", sagte der frühere Schiedsrichter.
Weiterhin in Behandlung
Rafati befindet sich weiterhin in Behandlung. Sein Beruf bei der Bank ruht, er nimmt sich Zeit. "Ich bin auf einem gute Weg", stellte er fest. Im Stadion ist er seit November 2011 nicht mehr gewesen, das kann sich in Zukunft aber ändern. "Fußball bleibt ein Teil meines Lebens", versicherte Rafati.