Der ewige Thomas Müller Wie lange noch?
Der Sieg der Bayern auf Schalke gegen Donezk wird zur Thomas-Müller-Show. Der Routinier lebt damit seinen letzten großen Karrieretraum. Aber wie lange noch?
Radio Müller sendete wieder auf allen Kanälen. Das Gefühl, gebraucht zu werden und in entscheidenden Momenten wichtig zu sein, kostete Thomas Müller in vollen Zügen aus und war entsprechend mitteilsam. Beim 5:1 des FC Bayern gegen Schachtar Donezk in der Champions League auf Schalke war der Weltmeister von 2014 endlich mal wieder mittendrin im Geschehen: Als Torschütze des entscheidenden Treffers zum zwischenzeitlichen 2:1, spektakulärer Tor-Verhinderer, Animateur und der übliche Lausbub. Müller müllerte mal wieder und verdiente mit seiner Leistung auf dem Platz t-online-Note zwei.
Bestens gelaunt nach dem dritten Champions-League-Sieg der Bayern in Serie mischte sich der 35-Jährige feixend als Übersetzer in ein Prime-Video-Interview mit Trainer Vincent Kompany ein (mehr zu dem lustigen Moment lesen Sie hier). Als der Belgier gefragt wurde, wohin die Reise gehe, warf Müller zunächst scherzhaft ein: "Die Rückreise." Dann erklärte er Kompany: "Er wollte wissen, ob wir die Champions League gewinnen wollen." Und gab selbst die Antwort: "Ja, das wollen wir, aber es ist noch ein langer Weg."
Das "Finale dahoam" am 31. Mai in München ist das Sehnsuchtsziel aller Bayern. Nachdem dem Rekordmeister 2012 der Champions-League-Titel vom FC Chelsea im eigenen Stadion dramatisch entrissen wurde, soll es in diesem Jahr im Endspiel in der Allianz Arena der Titel sein. Für Müller, der schon 2012 auf dem Platz mit litt, könnte sein persönlich dann dritter Champions-League-Triumph der krönende Abschluss einer glanzvollen Karriere werden. Es ist Müllers letzter großer Karrieretraum. Das Ende naht.
Kompanys Signale in Sachen Vertragsverlängerung
Der Vertrag des Vereins-Idols endet im Sommer. Wie es weitergeht, ist noch offen. Entsprechende Nachfragen beantwortet der ansonsten so redselige Müller noch immer wahlweise ausweichend oder gar nicht. Damit lässt er sich alle Optionen offen. Die Spekulationen reichen von einer erneuten Vertragsverlängerung bei Bayern um ein Jahr über ein mögliches Auslandsabenteuer etwa in den USA bis zu einem direkten Übergang in eine verantwortliche Position beim Rekordmeister. Bei Müller scheint alles möglich zu sein.
Auch Kompany wollte am Dienstagabend eigentlich "nicht über die Zukunft" von Müller sprechen. Er sendete Kompany aber dennoch leichte Signale, die für eine gewünschte Vertragsverlängerung sprechen könnten. "Es war schon immer deutlich, dass er auch weiterhin eine sehr wichtige Rolle spielt für uns. Auch wenn er nicht mehr jede Minute spielt. Aber er ist immer noch ein Spieler mit einem großen Einfluss, nicht nur auf dem Platz", sagte Kompany.
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Nicht nur, aber auch. Gegen Donezk schoss Müller sein erstes Tor in der Königsklasse in dieser Saison. Damit hat Bayerns Vizekapitän inzwischen in 16 Champions-League-Saisons getroffen – die Bilanz eines Weltstars. "Sein Tor zeigt seine Qualität, die er immer in seiner Karriere hatte. Zum richtigen Moment am richtigen Platz zu stehen und dann ganz effizient auch das Tor zu machen", lobte Kompany Müllers Aktion zum wichtigen 2:1 kurz vor der Pause (44. Minute) – Müllers erstem Tor überhaupt für die Bayern seit 100 Tagen und Anfang September.
Müller: "So etwas erlebt man nicht alle Tage"
Mehr noch als darüber freute sich Müller indes über eine Tat von ihm kurz nach dem Seitenwechsel, als er ein fast sicheres Tor von Donezk kurz vor der eigenen Torlinie mit der Fußspitze abwehrte (48.). "Das war besser als das Tor, das sage ich euch", feixte Müller anschließend. "So eine Rettungsaktion erlebt man als Offensiver nicht alle Tage. Das hat man mir, glaube ich, auch in den Augen angesehen, dass das richtig viel Spaß gemacht hat. Ich hatte eigentlich eine gute Sicht drauf und ich dachte: Jetzt klingelt's. Und habe dann noch einen Fuß dran gekriegt."
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Kompany fasste Müllers Auftritt auf und neben dem Platz mit den Worten zusammen: "Und dann ist da natürlich die Energie. Die Führung, die Leidenschaft." Wie wichtig Müller auch in der Kabine noch ist, zeigte sich auch nach Spielende, als er den Vertreter des verletzten Torhüters Manuel Neuer, Daniel Peretz, nach dessen erstem Champions-League-Spiel für die Bayern zum Feiern vor die Fankurve schubste. Zuvor hatte er schon Doppeltorschütze Michael Olise ein wenig Nachhilfe im Jubeln gegeben und ihm von hinten beide Arme hochgerissen.
Müller-Melancholie in der Arena auf Schalke
Nachdenklich blickte Müller auf die Umstände des gefühlten Heimspiels in der Arena auf Schalke, wo Schachtar wegen des Krieges in der Ukraine seine Champions-League-Heimspiele austrägt. "Ich bin sehr gerne hierhergekommen, auch aus melancholischen Gründen", sagte er. "Das Stadion macht einfach Spaß. Auch wenn es mir lieber wäre, Schalke würde in der Bundesliga spielen."
Ob der Fußballromantiker Müller allerdings in seiner Karriere noch einmal in den Genuss eines Bundesliga-Spiels auf Schalke kommt, ist mehr als fraglich – selbst im Falle einer Vertragsverlängerung. Aktuell kämpft der FC Schalke in der zweiten Bundesliga schließlich gegen den Abstieg. Der ewige Müller ist bei Bayern dagegen weiter voll auf Sendung.
- Eigene Beobachtungen vor Ort in Gelsenkirchen
- Mixed-Zone-Gespräch mit Thomas Müller
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa und SID