Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Talent verrät exklusiv Mit ihm zeigte es Tuchel Hoeneß
Lovro Zvonarek gelingt in seinem ersten Startelfeinsatz für Bayern gleich ein Treffer und damit ein Traumdebüt. Bei t-online verrät er, wie ihm Pavlović und Tuchel dabei halfen.
Aus München berichtet Julian Buhl
Verabschieden wollte Thomas Tuchel sich bei seinem letzten Heimspiel als Bayern-Trainer noch nicht. Und so stand das 2:0 gegen den VfL Wolfsburg auch nicht für ein bereits beschlossenes Ende, sondern stattdessen für viele neue Anfänge und erste Male. Tuchel hatte in der Partie gleich mehrere Jungstars aufgeboten und die Partie so zu einem wahren Debütantenball gemacht.
Winterneuzugang Bryan Zaragoza (22) und Lovro Zvonarek (19) standen dabei erstmals in der Startelf. Der für Stammtorhüter Manuel Neuer in der Schlussphase eingewechselte Daniel Peretz (24) feierte genau wie die beiden Joker Jonathan Asp Jensen (18) und Matteo Pérez Vinlöf (18) sein Bundesligadebüt.
Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der Tuchel zuletzt noch öffentlich vorgeworfen hatte, keine Talente entwickeln zu wollen, dürfte das gefallen haben. Oder? "Ja, ich hoffe es", sagte Tuchel und lächelte die Frage damit weg.
Zvonarek über Traumdebüt: "Besser geht es nicht"
Vor allem Zvonarek stach mit seiner Leistung heraus: Schon in der vierten Minute war dem kroatischen Flügelspieler nämlich auch gleich sein erstes Tor für die Bayern-Profis gelungen. Mit einem satten und platzierten Rechtsschuss traf er zum 1:0.
Er strahlte noch immer übers ganze Gesicht, als er hinterher in den Katakomben des Stadions stand und im Gespräch mit t-online von seinem Traumeinstand erzählte. "Es war sehr gut, ein sehr glücklicher Moment für mich, in der Allianz Arena zu spielen, zu gewinnen und auch noch ein Tor zu schießen. Besser geht es nicht", sagte er. All das habe er sich nicht mal erträumen können. "Nein, es war unglaublich. Mein Ziel ist es immer, dem Team zu helfen. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute ein Tor geschossen habe." Zvonarek ist jetzt Bayerns nächstes großes Zukunftsversprechen.
Der 19-Jährige hatte zuletzt drei Kurzeinsätze als Joker bei den Profis absolviert. Von seiner ersten Startelfnominierung erfuhr er bei der Mannschaftsbesprechung vor der Partie, sagte er. Er sei jetzt zwar ein paar Monate bei den Profis und wisse, wie es laufe, gab aber trotzdem offen zu: "Um ehrlich zu sein, war ich schon nervös. Aber meine Mannschaftskollegen haben mir geholfen."
Zvonarek: "Ich versuche immer zu schießen"
Auf dem Platz zeigte der Flügelspieler hingegen keinerlei Nervosität, wie sein beeindruckender Blitztreffer bewies. Den Torabschluss zählt er ohnehin zu seinen Stärken. "Ich versuche immer zu schießen, wenn ich die Chance dazu bekomme", sagte er. "Heute hat es geklappt und der Ball ist ins Netz gegangen."
In der Regionalliga, wo Zvonarek bislang noch hauptsächlich zum Einsatz kommt, hat er in 22 Spielen acht Tore und sechs Vorlagen geliefert. In der Youth League, der europäischen Nachwuchs-Königsklasse, gelangen ihm zudem in vier Spielen jeweils zwei Treffer und zwei Assists.
11. Spieltag
Jetzt zeigt er sein großes Talent auch bei den Profis. "Du musst Respekt haben. Aber auf dem Platz versuchst du einfach immer, dein Spiel zu spielen", sagte er. "Wenn du solche Spieler neben dir hast, ist alles viel, viel leichter."
Bayern-Talent Zvonarek: "Pavlović ist ein Vorbild für mich"
Das gilt in seinem Fall besonders für Aleksandar Pavlović. "Alex und ich haben eine sehr gute Connection. Ich habe ja mit ihm zusammen in der U19 gespielt. Wir sprechen sehr viel miteinander, vor den Spielen, danach und auch nach dem Training", sagte Zvonarek. So war es kein Zufall, dass Pavlović als Erster nach Zvonareks Tor zum Jubeln auf seinen Kumpel zugerannt und zugesprungen kam. "Er hat schon alles erlebt, deswegen kann er mir da ein bisschen was sagen und wertvolle Tipps geben. Er ist schon ein Vorbild für mich."
Der 20 Jahre alte Pavlović ist schließlich die Überraschung und der Shootingstar dieser Saison. Der zentrale Mittelfeldspieler hat sich mittlerweile vom unbekannten Regionalliga-Talent in die Stammformation der Bayern gespielt und wurde nun sogar für die deutsche A-Nationalelf bei der Heim-EM nominiert.
Wie wohl jedes Talent träumt auch Zvonarek insgeheim ebenfalls von einem solchen Durchbruch beim FC Bayern. Und ganz sicher davon, auch in der nächsten Saison Teil der Profimannschaft zu bleiben. In seiner Heimat wird Zvonarek bereits mit Real Madrids Superstar Luka Modrić verglichen. Wie es jetzt für ihn bei Bayern weitergeht? "Erst mal möchte ich diesen Tag genießen. Im Fußball geht alles so schnell", sagte er dazu. "Ich lebe im Hier und Jetzt und von Tag zu Tag. Wir werden sehen, was passiert."
"Dafür bin ich Tuchel sehr, sehr dankbar"
Dankbar ist Zvonarek zunächst einmal Tuchel, der ihm das Vertrauen geschenkt und ihm damit sein Traumdebüt ermöglicht habe. "Er hat mir wirklich viel geholfen und die Chance gegeben. Dafür bin ich ihm sehr, sehr dankbar", sagte Zvonarek und erzählte von unzähligen Hinweisen zu spezifischen Taktiken oder Momenten im Spiel, die ihm Tuchel immer wieder gegeben habe.
"Lovro ist ein guter Charakter. Sehr fleißig, er hat sich das mal verdient", sagte Tuchel bei DAZN über die Startelfchance, die der Youngster eindrucksvoll nutzte. "Es macht Spaß, wenn er im Training ist. So reinzukommen, ist doch super."
Lob und Tadel von Müller
Anerkennung gab es dafür auch von Thomas Müller. "Super, dass er ein Tor gemacht hat, der Lovro", sagte der Vizekapitän zu t-online über seinen jungen Teamkollegen. "Für uns war es natürlich elementar wichtig, dass er das Ding auch gleich zu einem Tor ummünzt." Es sei schließlich zwar schon eine gute Chance gewesen, "aber jetzt auch kein easy Tap-in", bei dem der 19-Jährige den Ball nur noch hätte über die Linie drücken müssen.
Verbesserungspotenzial sieht Müller bei Zvonarek freilich gleichzeitig auch noch. "Den muss man im Training ermutigen, dass er mutig ist, dass er so spielt wie in der Youth League, wo er dann auch als Kapitän auftritt", erzählte Müller. So müsse Zvonarek auch bei den Profis spielen. "Da ist er manchmal im Training sogar einen Hauch zu vorsichtig. Aber die Jungs haben alle was drauf."
Das hatte Tuchel in seinem letzten Heimspiel als Bayern-Coach noch mal allen Beobachtern vor Augen geführt. Nicht zuletzt auch Hoeneß.
- Reporter vor Ort in der Allianz Arena
- Persönliches Interview mit Lovro Zvonarek
- Mixed-Zone-Gespräch mit Thomas Müller
- Aussagen von Thomas Tuchel bei DAZN