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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Keine Fans in London Riesennachteil für den FC Bayern liefert Zündstoff
Die Uefa bestraft den FC Bayern und lässt ausgerechnet beim wichtigen Champions-League-Spiel bei Arsenal keine Fans zu. Der Ärger ist damit bereits vor dem Anpfiff programmiert.
Aus London berichtet Julian Buhl
Leroy Sané weiß, was es bedeutet, als Auswärtsteam im emotional aufgeladenen Emirates Stadium in London zu spielen. Das hat er in den vier Jahren, die er von 2016 bis 2020 für Manchester City in der englischen Premier League spielte, oft genug selbst in den Duellen mit dem FC Arsenal miterlebt. So etwas, wie ihm am Dienstagabend (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker) mit dem FC Bayern bei den "Gunners" bevorsteht, allerdings noch nie.
Denn Sané und die Münchner werden bei dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in der britischen Hauptstadt nicht nur gegen die gegnerischen Fans anspielen müssen, sondern gleichzeitig auf die Unterstützung ihrer eigenen Anhänger komplett verzichten müssen. Das ist die Folge einer Strafe durch die Europäische Fußball-Union (Uefa), die damit auf das Fehlverhalten Münchner Anhänger beim Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom reagierte.
Sané: "Es ist ärgerlich"
Eine Situation, die Sané vor dem wichtigen und richtungsweisenden Spiel in London durchaus Sorgen bereitet. "Es ist ärgerlich. Man will immer seine eigenen Fans mit dabeihaben", sagte er bei der Abschlusspressekonferenz am Montagabend auf Nachfrage von t-online. "Morgen ist die Situation anders und sie sind nicht dabei. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich unser bestes Spiel abliefern und den Fans damit etwas zurückgeben." Und zumindest die Heimfans möglichst mit Treffern für Bayern zum Schweigen bringen.
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Für Sportvorstand Max Eberl wäre es dennoch nicht verwunderlich, wenn in diesem Fall trotzdem auch Bayern-Sympathisanten im Stadion auf sich aufmerksam machten. "Ich habe es schon einige Male an anderen Standorten erlebt, dass man nicht mitreisen durfte. Und dann hat man sich doch gewundert, wenn man ein Tor geschossen hat, wie viele Menschen für einen sympathisiert haben", sagte Eberl. "Ich wäre nicht überrascht, wenn es so wäre. Ich weiß nicht, wie Arsenal das sieht, wie die Uefa das sieht."
Darum sorgt die Strafe bei den Stars für Ärger
Der FC Arsenal wies darauf hin, dass alle Anhänger des deutschen Rekordmeisters in London "konsequent" abgewiesen werden müssten. Der FC Bayern erhält für das Spiel lediglich ein knappes Kontingent von 200 Tickets für seine Delegation. Die Tickets aus diesem Kontingent sind laut Klub-Angaben vertraglich gebunden. Somit ist aber zumindest das Mitreisen einiger Edel-Fans und -Sponsoren sowie deren Teilnahme am traditionellen Mitternachtsbankett im noblen Fünf-Sterne-Hotel Landmark in der Nähe des Hyde Parks sichergestellt. Bei den Stars, die nicht so viele Begleitpersonen wie gewünscht mit nach London bringen konnten, sorgte das begrenzte Kontingent trotzdem für Unmut.
5. Runde
Dienstag, 26.11.
Auslöser für die Strafe der Bayern war das Achtelfinalhinspiel bei Lazio (0:1) Mitte Februar in Rom, bei dem aus dem Bayern-Block Gegenstände geworfen worden waren und zudem Pyrotechnik gezündet wurde. Bereits Mitte Oktober war eine Bewährungsstrafe ausgesprochen worden, die für das Arsenal-Spiel jetzt umgesetzt wird.
Bayerns Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen hatte den Fan-Ausschluss als "eine sehr harte Entscheidung" bezeichnet. "Wir hatten bereits im Dezember einen dringenden Appell an unsere Anhänger gerichtet und sie aufgefordert, jegliche weitere Pyro-Aktionen zu unterlassen", hatte Dreesen gesagt. "Der Mannschaft fehlt damit eine wichtige Unterstützung, und es trifft insbesondere die Fans hart, die sich immer korrekt verhalten."
Bayern-Fans mit zweideutiger Botschaft
Ein Banner der Bayern-Anhänger am Samstag bei der 2:3-Niederlage in Heidenheim ließ auf den ersten Blick vermuten, dass sich nicht alle Fans an das Stadionverbot der Uefa halten wollen. Darauf war geschrieben: "Wir fahren trotzdem nach London! Wembley Calling – Fuck Uefa."
Damit brachten die Bayern-Fans zwar deutlich ihren Unmut gegenüber der Uefa zum Ausdruch – allerdings bezogen sie ihre Ankündigung wohl nicht auf das Viertelfinalhinspiel bei Arsenal, sondern auf das Endspiel der Champions League, das am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen wird.
Auszuschließen ist es trotzdem nicht, dass einige Bayern-Fans trotz aller Umstände versuchen werden, heute Abend ins Emirates Stadium zu kommen. Der Ärger ist dabei jetzt schon programmiert.
- Eigene Beobachtungen und Recherche als Reporter vor Ort in London
- Aussagen von Leroy Sané auf der Pressekonferenz in London
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa