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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schuhbeck muss ins selbe Gefängnis Was Uli Hoeneß in der JVA Landsberg erlebte
Starkoch Alfons Schuhbeck wird seine Haftstrafe wohl in der JVA Landsberg antreten. Dort saß einst auch Uli Hoeneß – und hatte davon so einiges zu erzählen.
Eine Erfahrung aus seiner Haft hat Uli Hoeneß dann doch überrascht. Der sonst so überbordend selbstsichere langjährige Macher des FC Bayern hat schon häufiger offen über seine Zeit in der Justizvollzugsanstalt Landsberg gesprochen, in der er vom 2. Juni 2014 bis 2. Januar 2015 einen Teil seiner Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung im offenen Vollzug verbüßt hat. "Mich hat verwirrt, dass im Gefängnis meine Menschenkenntnis nicht mehr richtig funktionierte", erinnerte sich Hoeneß erst im Januar 2022, kurz vor seinem 70. Geburtstag, in der "Zeit". "Ich würde sagen, draußen habe ich eine 98-prozentige Sicherheit. Drinnen war das anders."
Ein Mal nämlich, da sei es zu einem wirklich schockierenden Zwischenfall gekommen. Ein Mitglied seiner Schafkopf-Runde habe ihn heimlich unter der Dusche fotografiert und – erfolglos – versucht, die Bilder zu hohen Preisen zu verkaufen. Diesem habe er nach seiner Haftzeit sogar ahnungslos ein Trikot von Thomas Müller für seinen Sohn organisiert. Den Sohn habe es gar nicht gegeben.
"Die Beamten waren schon alarmiert"
Auch Starkoch und Hoeneß-Freund Alfons Schuhbeck, an diesem Donnerstag nun ebenfalls wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt, wird seine Zeit wohl im Gefängnis in Landsberg antreten. Wenn sich der 73-Jährige an Hoeneß‘ Erzählungen orientiert, dann erwarten ihn kuriose Begegnungen im JVA-Alltag.
So erinnerte sich der heutige Bayern-Ehrenpräsident auch an gleich mehrere unerwartete Bekanntschaften. Einmal, so erzählte Hoeneß, da habe sich in der Kleiderkammer, für die er gerade zuständig war, ein bedrohlich anmutender junger Insasse vor ihm aufgebaut. "Die Beamten in der Kammer waren schon alarmiert", so Hoeneß, der Mann habe aber nur ganz aufgeregt gerufen: "'Herr Hoeneß, eine Frage: Holt ihr jetzt den Reus oder nicht?' Ich habe gesagt: 'Ich kann Ihnen versichern, wir holen ihn nicht.'" Darauf habe er geantwortet: "Gut, dann kann ich jetzt in Ruhe meine Strafe antreten."
"Einen schönen Gruß von den Russen"
Oder Hoeneß‘ Anekdote aus der gefängniseigenen Basilika: Der regelmäßige Kirchgänger habe dort auch Kontakt zu Insassen aus dem Hochsicherheitstrakt gehabt. Dem stets von gleich zwei Beamten begleiteten "Capo von den Russen", wie es Hoeneß beschrieb, sei die Kommunion verweigert worden. Daraufhin habe er gehandelt: "Ich habe dann vom Priester die Hostie bekommen, und statt sie in den Mund zu stecken, habe ich sie in der Hand behalten. Ich bin die 50 Stufen wieder hoch, in die vorletzte Reihe zu dem Russen, habe meine Hostie gebrochen und ihm die Hälfte gegeben."
Am nächsten Tag dann habe ihm "der Kollege, der im Haupttrakt seine Zelle hatte, eine Nachricht überbracht: 'Einen schönen Gruß von den Russen: Ab sofort bist Du hier geschützt.'" Mit den Insassen habe er ohnehin nie Probleme gehabt. "Zuerst kursierten ja diese Märchen, 'für den kommt abends immer der Feinkost Käfer' und so, aber dann haben sie gemerkt, das ist alles Blödsinn", erzählte er der "Zeit" weiter.
Statt Feinkost Käfer kommt nun aber wohl Alfons Schuhbeck in die JVA Landsberg.
- Interview in der "Zeit": "Wollen wir reden, Uli Hoeneß?"