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Weltmeisterin Nadine Angerer: "Mehr Wertschätzung vom DFB gewünscht"


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Was macht eigentlich Nadine Angerer?
Die Weltmeisterin lebt heute nicht mehr in Deutschland


Aktualisiert am 03.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Nadine Angerer: Die ehemalige Weltfußballerin arbeitet mittlerweile als Torwarttrainerin beim US-Klub Portland Thorns FC.Vergrößern des Bildes
Nadine Angerer: Die ehemalige Weltfußballerin arbeitet mittlerweile als Torwarttrainerin beim US-Klub Portland Thorns FC. (Quelle: IMAGO/Shaina Benhiyoun/SPP)
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Als Torhüterin wurde Nadine Angerer Weltfußballerin und Weltmeisterin. Mittlerweile lebt sie nicht mehr in Deutschland. Die Nationalelf hat sie trotzdem weiter im Blick.

Der furiose deutsche WM-Auftakt gegen Marokko war ganz nach Nadine Angerers Geschmack. Das 1:2 gegen Kolumbien am 2. Spieltag nicht. Denn wenn es nach der früheren Weltklassetorhüterin geht, zählt Deutschland zu den Topfavoriten auf den Titel in Australien und Neuseeland.

"Die Mannschaft ist jung, hungrig, spielt aber schon seit vielen Jahren zusammen. Ich glaube, wenn es darauf ankommt, zeigen sie die typischen deutschen Tugenden. Das ist eine Turniermannschaft mit super viel Talent", sagte Angerer vor dem Turnierstart in einem Interview des Weltverbandes Fifa.

"Favorit ist für mich ganz klar Deutschland. England und die USA gehören auch zu den Titelanwärtern, mein Geheimtipp ist Brasilien", so Angerer, die darauf hofft, "dass der Frauenfußball-Boom in Deutschland anhält, und dafür wäre der Gewinn des WM-Titels grandios".

Angerer: Weltfußballerin, Weltmeisterin, Vorbild

Was dieser Triumph bedeutet, weiß Angerer aus eigener Erfahrung ganz genau. 2003 und 2007 krönte sie sich mit der deutschen Nationalelf zur Weltmeisterin, 1997, 2001, 2005, 2009 und 2013 wurde sie zudem Europameisterin. Das Wort der einstigen Pionierin des Frauenfußballs hat auch aufgrund ihrer großen Verdienste nach wie vor Gewicht.

Beim EM-Triumph 2013 wurde Angerer nicht nur zur besten Spielerin des Turniers gekürt, sondern auch noch von der Uefa zu Europas Fußballerin des Jahres sowie als erste Torhüterin überhaupt von der Fifa zur Weltfußballerin gewählt. Diese Auszeichnung nahm sie damals an der Seite von Weltfußballer Cristiano Ronaldo entgegen.

Zur Gala war sie – wie so oft – in stylischem Outfit mit Hut erschienen, der längst zu einem Markenzeichen von ihr geworden ist. Nicht umsonst wurde sie ganz nebenbei 2013 auch noch von der Gemeinschaft Deutscher Hutfachgeschäfte e. V. (GDH) zur Hutträgerin des Jahres ausgezeichnet.

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Bei der WM vor 16 Jahren blieb "Natze", wie sie gerne genannt wird, im gesamten Turnier ohne einen einzigen Gegentreffer, parierte im Finale einen Strafstoß der Brasilianerin Marta. Damit stellte sie einen Rekord auf, der bis heute besteht. Hut ab!

Das macht Nadine Angerer heute

Doch was macht Angerer eigentlich heute? "Ich hoffe natürlich persönlich auf ein Endspiel Deutschland gegen die USA", sagte sie – nicht ganz ohne Hintergedanken. Denn nachdem sie im August 2015 ihre Karriere beim US-Klub Portland Thorns FC beendet hatte, arbeitet sie seit 2016 dort als Torwarttrainerin. Gemeinsam mit ihrer Ehepartnerin Magdalena Golombek lebt sie in der US-Metropole ihren ganz persönlichen amerikanischen Traum.

Aus ihrer Homosexualität hat sie schon zu ihren aktiven Zeiten als Spielerin nie ein Geheimnis gemacht. Im Gegenteil. Als meinungsstarke Persönlichkeit machte sie sich auch dadurch einen Namen, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm und auch unangenehme oder in ihren Augen ungerechte Dinge stets offensiv ansprach. Das brachte ihr auch den Ruf der Rebellin ein.

Angerer positioniert sich weiter zu gesellschaftlichen Themen

Sie positionierte sich immer wieder auch abseits des Fußballplatzes zu gesellschaftlichen Themen und vertrat überzeugt ihre Ansichten. Anfang 2021 zog sie sich im Rahmen der Fernsehsendung "Stars gegen Krebs" aus, um auf Krebsvorsorge aufmerksam zu machen.

Ein Jahr zuvor war ihre Wahlheimatstadt Portland nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge von Polizeigewalt zum Gesicht des Protests des linken Amerikas geworden. Mit Angerer mittendrin. Es sei "schockierend", wie Schwarze in den USA benachteiligt sind, sagte sie damals dem Deutschlandfunk und forderte, dass sich dort dringend "Dinge ändern müssen".

Als Identifikationsfigur ihres Sports weit über Deutschland hinaus setzt sie sich auch immer noch für den Frauenfußball ein. Zuletzt schaltete sie sich auch in die WM-Prämiendebatte ein.

"Hätte mir mehr Wertschätzung vom DFB gewünscht"

Die Fifa zahlt erstmals rund 250.000 Euro an die Siegerinnen des Turniers. Eine Aufstockung der Summe vom DFB auf 400.000 Euro, wie sie die Männer für den Gewinn des Titels in Katar erhalten hätten, blieb aber aus. Dabei hatte sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz für gleiche Prämien für Männer und Frauen eingesetzt.

"Ich sehe es genauso wie der Bundeskanzler. Es wäre ein Super-Statement für den Frauenfußball, für die Nationalspielerinnen gewesen, wenn der DFB die Prämie der Fifa aufgestockt hätte", sagte Angerer dazu der "Sport Bild". Dass dieses Statement ausgeblieben ist, sei "schade und enttäuschend". Angerer hätte sich "mehr Wertschätzung vom DFB für das Frauenteam gewünscht. Man sollte den Auftritt, die Leistung und die Verbundenheit zum DFB einfach honorieren", führte sie aus.

"Was sollen sie denn noch mehr bringen, um auch entsprechend belohnt zu werden? Es kommt so rüber: Die Männer können machen, was sie wollen. Sie werden trotzdem utopisch bezahlt." Die Frauen seien dagegen "erfolgreich, sympathisch, haben hohe TV-Einschaltquoten, bringen Aufbruchstimmung und positives Feedback für den DFB. Und es wird nicht entsprechend honoriert. Das steht in keinem Verhältnis."

Angerer spricht eben auch weiterhin Klartext. So war das schon immer bei ihr und so wird es wohl auch bleiben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • deutschlandfunk.de: "Mir geht es so nahe, was hier gerade alles passiert"
  • sportbild.de: "Hätte mir vom DFB mehr Wertschätzung gewünscht"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen SID und dpa
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