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Frauen-WM: Deutschland oder USA – Wer sind die Favoritinnen für den Titel?


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Weltmeisterschaft der Frauen
Zählt Deutschland dazu? Das sind die Favoritinnen


19.07.2023Lesedauer: 5 Min.
Lena Oberdorf im Zweikampf mit Lauren Hemp: Das EM-Finale 2022 verlor Deutschland gegen England.Vergrößern des Bildes
Lena Oberdorf (r.) im Zweikampf mit Lauren Hemp: Das EM-Finale 2022 verlor Deutschland gegen England. (Quelle: IMAGO/Eibner/Memmler)

Am Donnerstag beginnt die neunte Fußball-WM der Frauen. Die Teams verfolgen alle dasselbe Ziel: den Titelgewinn. Wer hat dabei die größte Chance?

Acht Gruppen, 32 Mannschaften und der große Traum vom Titel: In Australien und Neuseeland starten die Nationalmannschaften der Frauen in die neunte Weltmeisterschaft (20. Juli bis 20. August). Ob Titelverteidiger USA, die Europameisterinnen aus England oder Olympiasieger Kanada – gleich mehrere Nationen können sich eine Chance auf den Titelgewinn ausrechnen.

Auch das DFB-Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will im Rennen um Platz eins mitmischen. Doch gegen wen müssten sie sich behaupten? t-online hat sich die Nationen genauer angesehen und ordnet ein, wer als Favorit gilt.

Die Topfavoriten

Titelverteidiger USA: Die glasklaren Favoritinnen sind wohl die Vereinigten Staaten von Amerika, die als Titelverteidiger ins Turnier gehen werden. In der letzten Endrunde 2019 in Frankreich besiegte das Team um Alex Morgan und Meghan Rapinoe die Niederlande (2:0), im Finale 2015 gelang den Amerikanerinnen ein 5:2-Erfolg gegen Japan.

Nun wollen sie als erstes Team zum dritten Mal in Folge Weltmeister werden. Außerdem wäre es nach 1991 (2:1 gegen Norwegen) und 1999 (5:4 im Elfmeterschießen gegen China) der fünfte Turniersieg. Obwohl die USA im Umbruch sind und sich erfahrene Spielerinnen wie Rapinoe ihrem Karriereende nähern, ließen bereits junge Talente wie Trinity Rodman auf eine weitere erfolgreiche Zukunft hoffen. Ob die Jungstars auch auf der großen Bühne zum Einsatz kommen, wird sich aber erst zeigen.

England: Der Europameister zählt ohne Zweifel zum Kreis der Favoritinnen. Die Titelträgerinnen haben mit Sarina Wiegman eine Erfolgstrainerin an der Seitenlinie, die bereits zwei EM-Titel und die Vizeweltmeisterschaft 2019 vorzuweisen hat. Neben der WM steht Wiegman aber vor einer weiteren Herausforderung: Im Aufgebot des englischen Teams gibt es mehrere Baustellen.

Mit Beth Mead und Leah Williamson fallen gleich zwei Leistungsträgerinnen mit einem Kreuzbandriss aus. Auch Fran Kirby wird wegen Knieproblemen nicht am Turnier teilnehmen. Durch die zurückgetretene Ellen White fehlen Wiegman damit insgesamt vier Spielerinnen aus ihrer Europa-Startelf.

Verlassen kann sich Wiegman aber aktuell unter anderem auf Bayern-Star Georgia Stanway und Keira Walsh, die die teuerste Fußballspielerin der Welt ist. Stanway selbst betonte erst vor Kurzem: "Wir wollen zum Turnier fahren und unseren Stil spielen. Wir haben eine DNA." Und weiter: "Natürlich gibt es nach der EM hohe Erwartungen, aber eine WM ist ein komplett anderes Turnier." Sich selbst sieht die 24-Jährige in einer speziellen Rolle.

"Spielerinnen wie Keira Walsh oder ich, wir würden uns noch als jung bezeichnen. Aber wir müssen jetzt Verantwortung übernehmen, Führungsspielerinnen werden und mit unserer Erfahrung die Jüngeren unterstützen", betonte Stanway. Dabei helfe ihr auch die Erfahrung aus ihrer ersten Saison in München. Auch Ella Toone, Alessia Russo und Chloe Kelly haben eine gute Saison gespielt und werden sich auf dem Feld beweisen.

Die Mitfavoriten

Deutschland: Zwar gewannen die DFB-Frauen ihren letzten WM-Titel 2007 (2:0 gegen Brasilien). Dennoch sollten die Vizeeuropameisterinnen nicht unterschätzt werden. Das Team bewies bei der EM im vergangenen Sommer einen starken Teamgeist, überzeugte defensiv wie offensiv unter anderem mit Torhüterin Merle Frohms und Kapitänin Alexandra Popp und stellte mit fünf DFB-Frauen im Team des Turniers die meisten Spielerinnen einer Nationalliga.

Popp und Mittelfeldakteurin Lena Oberdorf sicherten Deutschland zudem weitere Auszeichnungen: Die Torjägerin erzielte gemeinsam mit Englands Ellen White die meisten Treffer des Turniers (sechs Tore). Mitspielerin Oberdorf wurde als beste Jungspielerin der EM ausgezeichnet.

Die deutschen Spielerinnen zählen klar zu den Mitfavoriten des Turniers. Trotz wackeligen Auftritten zuletzt gegen Vietnam (2:1) und Brasilien (1:2) ist die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht zu unterschätzen. Vor dem Start der EM im vergangenen Sommer verlor Deutschland im Arnold Clark Cup sowohl gegen England (3:1) als auch gegen Kanada (1:0). Für Spanien reichte es noch zum 1:1-Remis. Den Wettbewerb schloss man dennoch auf dem letzten Gruppenplatz ab – nur um dann ins Finale der EM einzuziehen.

Niederlande: 2019 stand das Team noch im WM-Finale den USA gegenüber. Nur drei Jahre später dann das große Scheitern bei der EM: Im Viertelfinale sind die Niederlande plötzlich raus aus dem Wettbewerb (0:1 gegen Frankreich). Nun will das Team wieder vorne angreifen – die Europameisterinnen von 2017 zählen noch immer zu den besten Teams der Welt.

Und dafür sind sie bestens aufgestellt. Mit Dominique Janssen, Lynn Wilms (beide Wolfsburg), Jill Roord (Wolfsburg, seit Sommer 2023 Manchester City) und Jill Baijings (FC Bayern, vorher Bayer Leverkusen) hat das Team außerdem erfahrene Spielerinnen aus der Bundesliga. Zudem standen die Wolfsburgerinnen erst vor Kurzem im Finale der Champions League (2:3 gegen FC Barcelona). Einziges Problem: Torjägerin Vivianne Miedema fehlt wegen eines Kreuzbandrisses.

Brasilien: In den vergangenen Turnieren scheiterten sie am Achtelfinale. Nun wollen die Brasilianerinnen um Starspielerin Marta wieder angreifen. Sie selbst ist eine der ersten Superstars des Frauenfußballs, überzeugte mit ihren Dribblings und torgefährlichem Abschluss. Mittlerweile ist sie 37 Jahre alt – und könnte vor ihrer letzten WM stehen.

Die Situation erinnert an Lionel Messi und die WM 2022 in Katar. Der Argentinier spielte sein womöglich letztes Weltturnier und belohnte sich am Ende nach einer fulminanten Leistung mit dem Titelgewinn. Ob Marta und Brasilien dasselbe gelingt? Die mit sieben Titeln Rekordsiegerinnen der Südamerikameisterschaften haben mit Pia Sundhage zumindest eine Trainerin an der Seite, die mit der USA in der Vergangenheit viele Erfolge feierte.

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Frankreich: Wirbel im Verband, Aus im WM-Viertelfinale 2019 gegen die USA und kurz vor dem EM-Finale 2022 gegen Deutschland ausgeschieden. Für Frankreich lief es zuletzt nicht rund. Den talentierten Kader aber vorzeitig abzuschreiben, wäre ein Fehler. Die langjährige und umstrittene Trainerin Corinne Diacre ist seit März nicht mehr an der Seitenlinie der "Bleues", dafür kommt mit Herve Renard ein erfahrener Coach aus dem internationalen Business.

Der 54-Jährige sorgte kurz nach seinem Amtsantritt für eine Überraschung, als er die Ausnahmeverteidigerin und langjährige Kapitänin Wendy Renard in den Kader berief. Renard war eigentlich rund einen Monat zuvor aus der französischen Nationalmannschaft zurückgetreten. Durch Diacre sei es im Team zu einem unüberwindbaren Bruch mit den Spielerinnen gekommen, der den Interessen der Nationalmannschaft schade. Renard hatte ihren Rückzug unter anderem damit begründet, dass sie "das derzeitige System nicht länger unterstützen" könne. Nun ist sie zurück – und kann mit Frankreich durchstarten.

Die Geheimfavoriten

Mit dem Turnier im eigenen Land könnten die Australierinnen für eine Überraschung sorgen. Ihr wohl schwerster Gegner aus der Gruppe B wird aber Olympiasieger Kanada. Die Mannschaft von Trainerin Bev Priestman ist gerade im Ligabetrieb gut vertreten: Christine Sinclair zählt zu den besten internationalen Torschützinnen jemals, wird vor dem Turnier 40 Jahre alt und ist in einer guten Form. Kadeisha Buchanan und Jessie Fleming überzeugen bei Chelsea, und Ashley Lawrence ist eine wichtige Spielerin in Paris. In der Vorbereitung allerdings scheiterten sie mit einer 0:3-Niederlage an Japan.

Das japanische Team gewann 2011 überraschend die Weltmeisterschaft in Deutschland und überzeugte auch danach, als Japan vier Jahre später erneut im WM-Finale stand. Zuletzt waren die Ergebnisse weniger überzeugend, nachdem 2019 im Achtelfinale Schluss gewesen war und auch Olympia 2021 in der Heimat nicht rund gelaufen war. Unterschätzen wird die Japanerinnen aber wohl niemand.

Traditionell gehören auch Spanien und Weltfußballerin Alexia Putellas zum Kreis der Favoritinnen. In den vergangenen Monaten gab es aber immer wieder Ärger zwischen der Mannschaft und dem Verband: 15 Spielerinnen hatten im September 2022 darum gebeten, vorerst nicht mehr für die Auswahl berücksichtigt zu werden. Laut Medien beklagten sie sich darüber, dass nicht näher beschriebene "Vorkommnisse" ihren "emotionalen Zustand" und ihre Gesundheit "in wichtiger Form" beeinträchtigten. Ob das Chaos dem Team beim Turnier im Weg steht, wird sich zeigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Einschätzung
  • dfb.de: Alle Weltmeister
  • kicker.de: Arnold Clark Cup
  • de.uefa.com: "UEFA Women's EURO 2022: Das Team des Turniers"
  • fussball-wm.pro: "Frauen-WM 2023: Favoriten & Geheimtipps"
  • 90min.de: "Frauen-WM 2023 Favoriten: Die 10 besten Nationalteams aktuell"
  • sport.de: Kader verschiedener Nationen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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