Verhandlungen zwischen Fifa und Sendern Berichte: Frauen-WM läuft wohl doch im Free-TV
Seit Monaten herrscht Ungewissheit über die Übertragung der Frauen-WM. Nun stehen Fifa und TV-Sender im Streit um die Rechte offenbar kurz vor einer Einigung.
Kapitänin Alexandra Popp und ihre Kolleginnen können wohl aufatmen – die deutschen Fußballerinnen flimmern bei ihrer Titeljagd Down Under offenbar doch live über die deutschen Wohnzimmer. Der bislang drohende TV-Blackout bei der bevorstehenden WM scheint so gut wie abgewendet.
Nach SID-Informationen, die sich mit anderen Medienberichten decken, steht eine Einigung zwischen dem Weltverband Fifa und den öffentlich-rechtlichen Sendern nach dem monatelangen Poker um die Medienrechte unmittelbar bevor. Demnach können die Fans die Endrunde in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) inklusive der Spiele der deutschen Vize-Europameisterinnen wohl doch live bei ARD und ZDF verfolgen.
Fifa beklagt Angebote der Sender
Zuletzt hatte Fifa-Präsident Gianni Infantino bereits durchblicken lassen, dass er seinen angedrohten TV-Blackout doch nicht in die Tat umsetzen wird. "Wir wissen es zu schätzen, dass die EBU Möglichkeiten auslotet, die schnelle Entwicklung des Frauenfußballs über ihre unterschiedlichen Kanäle zu fördern", hatte Infantino nach einem Treffen mit Vertretern der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gesagt: "Wir bemühen uns weiterhin um eine faire Lösung für die verbleibenden Medienrechte für das Turnier, die dem Wachstum des Frauenfußballs Rechnung trägt."
Zuvor hatte der Fifa-Boss zu niedrige Angebote beklagt und mit einer verweigerten Rechtevergabe für mehrere europäische Nationen gedroht. Kritiker warfen daraufhin der Fifa vor, dass sie unter dem Vorwand der Geschlechtergerechtigkeit nur ihre Einnahmen steigern wolle. Zuletzt hielten sich Spekulationen, wonach die Fifa rund zehn Millionen Euro verlange, die Sender aber bloß fünf Millionen zahlen wollten.
Rekordpreisgeld bei der WM
Welchen Wert der Frauenfußball für die Fifa hat, wurde in der vergangenen Woche deutlich: Der Weltverband lobte ein WM-Rekordpreisgeld aus und machte sich damit auf den Weg zum "Equal Pay". Satte 103 Millionen Euro wird die Fifa insgesamt ausschütten, über die Hälfte davon geht direkt an die Spielerinnen der 32 teilnehmenden Mannschaften. Bei der Endrunde 2019 in Frankreich waren es "lediglich" Gesamtausgaben in Höhe von 28 Millionen Euro – damit hat der Weltverband seine Auszahlungen nahezu vervierfacht.
Druck auf die Verhandlungspartner im Rechtepoker hatten neben zahlreichen prominenten Fußballerinnen und Funktionären auch europäische Spitzenpolitiker um Bundesinnenministerin Nancy Faeser gemacht. Sie forderten eine Einigung zum Wohle des Frauenfußballs. Zu den Vermittlern zwischen den Parteien gehörte unter anderem DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
Übertragung logistisch noch möglich
Die ARD-Chefetage um Sportkoordinator Axel Balkausky hatte stets von einem abgegebenen Angebot gesprochen, "wie es der Markt uns abverlangt", gleichzeitig aber erklärt, dass sich die Sender "nicht erpressen lassen" würden.
Vor zwei Wochen gab Balkausky zu Protokoll, dass eine Übertragung des Turniers logistisch noch möglich wäre. "Es ist grundsätzlich so, dass wir noch in der Lage wären, das Ganze umzusetzen, in einem angemessenen und vernünftigen Rahmen – und auch vor Ort", sagte Balkausky: "Nicht mit einer großen Crew, aber mit einer kleinen Crew."
- Nachrichtenagentur SID