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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fußball-WM "Deutschland ist ja allgemein ein sehr kritisches Land"
Das 4:0 gegen Südafrika sicherte den DFB-Frauen den Gruppensieg
Hohe Temperaturen, ein wolkenloser Himmel sowie eine knallende Sonne – perfekte Voraussetzungen, um einen entspannten Tag am Strand zu verbringen. Und an wenigen Orten Europas geht das wohl besser, als an der französischen Mittelmeerküste.
Seit Donnerstag weilte die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft in Montpellier, der 270.000-Einwohnerstadt im Süden Frankreichs. Am Freitag machte die Mannschaft einen Ausflug ins zwanzig Kilometer entfernte am Meer liegende "La Grande Motte", um das Meer zu genießen und "den Kopf freizubekommen", wie Bundestrainerin Martin Voss-Tecklenburg (MVT) verriet. Ein freier Kopf, um später ganz entspannt den Gruppensieg einzufahren.
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Zumindest dieser Plan scheint aufgegangen zu sein. Mit 4:0 schlugen die "Nationalelfen", wie t-online.de-User die DFB-Frauen tauften, auch in der Höhe verdient Südafrika, das ohne Punkt ausschied.
Ganz im Gegenteil zu der deutschen Mannschaft, die mit der Maximalausbeute von neun Zählern aus drei Spielen in das Achtelfinale einzog: "Drei Spiele, drei Siege: Das ist eine sehr starke Leistung. Wir haben phasenweise auch sehr guten Fußball gezeigt", sagte eine sichtbar glückliche Sara Däbritz, die mit ihrem 2:0 entscheidenden Anteil am Sieg ihres Teams hatte, nach dem Spiel.
Bundestrainerin MVT: "Da sieht man, wie einfach Fußball sein kann"
"Südafrika stand eher tief, dadurch hatten wir mehr Platz um zu kombinieren und viel Bewegung im Spiel. Vor allem, wenn der Ball flach war konnten wir uns über Außen gut Chancen erarbeiten", beschrieb die flexible Offensivspielerin die Partie gegen einen Gegner, der nie wirklich gefährlich wurde.
Auch die Bundestrainerin war mit der Leistung ihrer Mannschaft weitestgehend zufrieden und lobte beispielsweise das schön herausgespielte 3:0 durch Kapitänin Alexandra Popp. "Da haben wir es so gemacht, wie man sich das wünscht. Da sieht man, wie einfach Fußball sein kann."
Insgesamt tat sich die deutsche Mannschaft deutlich leichter als noch am Mittwoch gegen Spanien, als sie phasenweise keinerlei Zugriff aufs Spiel bekam. Das bisher frühste deutsche WM-Tor durch Leupolz (15.), sowie der durch einen kapitalen Bock der südafrikanischen Torhüterin bedingte Treffer zum 2:0 (29.), sorgten früh für klare Verhältnisse.
"Wir haben einen guten Tag erwischt und unsere Fehler abgestellt. Dadurch konnten wir qualitativ hochwertigeren Fußball spielen", bilanzierte Stürmerin Klara Bühl, die nach ihrer Einwechslung gegen Spanien diesmal neben Kapitänin Popp von Anfang an ran durfte und ihre Nominierung mit einer starken Partie rechtfertigte.
Erster Startelfeinsatz: Magull zahlt Vertrauen zurück
Doch Bühl war nicht die einzige Spielerin, die gegen Südafrika erstmals in der Startelf stand. Lina Magull, an den ersten beiden Spieltagen noch jeweils nach einer knappen Stunde Spielzeit eingewechselt, bekam von der Bundestrainerin das Vertrauen ausgesprochen – und zahlte es mit einer bärenstarken Leistung zurück.
Von der ersten Minute an überzeugte die 1,66 Meter große quirlige Mittelfeldspielerin mit ihrem Einsatz. Doch neben der großen kämpferischen Leistung forderte Magull immer wieder den Ball, und versuchte, mit Erfolg, das Spiel an sich zu reißen.
"Die Bundestrainerin hat gesagt, wir sollen uns jetzt erst einmal feiern lassen nach dem Spiel. Das war auch ein super Support, den wir heute von den Rängen bekommen haben", lobte die 24-jährige Münchnerin die (mehrheitlich deutschen) 15.502 Zuschauer im "Stade de Mosson".
Und auch wenn gegen Südafrika die positiven Aspekte überwogen, zeigte sich die Torschützin zum 4:0 auch selbstkritisch, insbesondere im Rückblick auf die vergangenen Spiele. "Wir haben einfach keinen guten Fußball gespielt in den letzten Spielen. Wir wollten selber gar nicht so spielen. In manchen Situationen hat dann aber der Mut gefehlt und dann ist man von sich selber auch enttäuscht", offenbarte Magull Einblicke in das Seelenleben der Spielerinnen.
Magull: "Wir sind hier zum Fußballspielen"
Angesprochen auf aufgekommene Kritik aus der Heimat sagte die nun 34-fache Nationalspielerin. "Deutschland ist ja allgemein ein sehr kritisches Land. Es ist schwierig, viel Lob zu bekommen. Aber ich denke, man hat gespürt, dass wir es jetzt viel besser gemacht haben."
Schon am Dienstagmorgen (11 Uhr) ging es für die Mannschaft vom Teamhotel zum Bahnhof, von wo es per Zug nach Valence und von dort dann im Bus nach Grenoble weiterging, wo am Samstag das Achtelfinale (Gegner ist der Dritte aus Gruppe A, C oder D) ansteht.
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Ob sie denn traurig sei, sich vom Meer verabschieden zu müssen, wollte ein Journalist von Magull noch nach Spielschluss wissen. "Ehrlich gesagt nicht. Wir hatten bisschen was vom Meer, aber wir sind hier nicht um Urlaub zu machen. Vielleicht ist es dann sogar besser, dass wir von hier wegkommen. Die Stadt ist super, das Meer ist schön: Aber wir sind hier zum Fußballspielen."
- Eigene Beobachtungen vor Ort