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DFB-Star Melanie Leupolz: "Diese Bayern-Männer beeindrucken mich"


DFB-Star Melanie Leupolz
Diese Bayern-Männer beeindrucken mich

t-online, Alexander Kohne

24.11.2017Lesedauer: 4 Min.
Melanie Leupolz feierte 2013 ihr Länderspiel-Debüt und hat mittlerweile 50 Partien für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft absolviert.Vergrößern des Bildes
Melanie Leupolz feierte 2013 ihr Länderspiel-Debüt und hat mittlerweile 50 Partien für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft absolviert. (Quelle: Avanati/imago-images-bilder)
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Sie ist erst 23 Jahre alt, hat aber schon 50 Länderspiele absolviert. Den Kracher heute gegen Frankreich verpasst Melanie Leupolz, trotzdem spricht sie über den Druck und männliche Vorbilder beim FC Bayern.

Das Testspiel gegen Frankreich wird zum Endspiel für die massiv in der Kritik stehende Trainerin Steffi Jones. Melanie Leupolz ist mit Muskelproblemen im Oberschenkel zum Zuschauen verdammt. Im Interview mit t-online.de nimmt sie trotzdem Stellung zur brisanten Situation rund um die sportliche Krise und den Zoff um die Nicht-Nominierung von Lena Goeßling vor dem Frankreich-Spiel (17.55 Uhr).

Das Interview führte Alexander Kohne

t-online.de: Lena Goeßling wurde nicht für die Partie gegen Frankreich in ihrer Geburtsstadt Bielefeld nominiert und hat Bundestrainerin Steffi Jones deshalb heftig kritisiert. Sie bezeichnete die Nicht-Nominierung sogar als „respektlos“. Können Sie Goeßlings Enttäuschung verstehen?

Melanie Leupolz (23): Lenas Enttäuschung kann ich zwar nachvollziehen. Sie ist lange bei der Nationalmannschaft dabei, und die Partie in Bielefeld wäre ein Heimspiel gewesen, auf das sich Lena sehr gefreut hat. Nichtsdestotrotz nominiert Steffi Jones den Kader und ihre Entscheidung haben wir alle zu akzeptieren.

Zu einem möglichen Rücktritt antwortete Goeßling: „Jetzt mache ich mir meine Gedanken, ich lasse das offen.“ Erwarten Sie ihren Abschied aus der Nationalmannschaft?

Explizit hat Lena ja nicht von einem Rücktritt gesprochen. Und irgendwie kann ich mir das auch nicht vorstellen – und möchte das vielleicht auch nicht.

Zu dem Ärger um Goeßling kommt für die Bundestrainerin die massive Kritik nach schwachen Auftritten wie dem 2:3 gegen Island. DFB-Präsident Reinhard Grindel sagt: „Das ist ein wichtiger Gradmesser für die WM-Quali.“ Stände Jones‘ Posten bei einer Niederlage schon auf der Kippe?

Herr Grindel hat natürlich angedeutet, dass es jetzt eine Steigerung geben muss – auch im Vergleich zur EM. Die Niederlage gegen Island war natürlich nicht gut, das weiß jede von uns. Wir haben das intensiv analysiert. Das 11:0 gegen die Färöer danach war kein Gradmesser, aber da haben wir umgesetzt, was wir zuvor besprochen haben. Das werden wir gegen Frankreich fortsetzen.

Worauf wird es dabei besonders ankommen?

Frankreich ist eine echte Top-Mannschaft – neben den USA wahrscheinlich sogar die beste der Welt. Das Team ist technisch sehr stark und mit überragenden Einzelspielerinnen bestückt. Wir müssen besonders körperlich dagegenhalten und den Französinnen unser Spiel aufzwingen. Auch wenn es sicherlich viele Wechsel geben und viel ausprobiert wird – dafür ist so ein Testspiel ja auch da – möchten wir unbedingt gewinnen.

Anfang Oktober hat der norwegische Fußballverband beschlossen, die Nationalspielerinnen in der gleichen Höhe zu entlohnen wie ihre männlichen Kollegen. Wäre das auch ein Modell für den DFB?

Aus der Ferne betrachtet ist das schon verständlich, man muss aber sehen, dass wir wesentlich bessere Bedingungen als die Norwegerinnen haben. Wenn man allein überlegt, wie wir hier im Trainingslager wohnen und trainieren können, geht es uns schon echt gut.

Aber so ein Schritt wäre schon symbolträchtig – zumal der DFB momentan ja nicht am Hungertuch nagt, oder?

Ich vergleiche mich lieber mit anderen Sportlerinnen – und da können wir uns wirklich nicht beklagen. Außerdem muss man auch das öffentliche Interesse und die Zuschauerzahlen berücksichtigen und da liegen wir weit hinter den Männern zurück. Wenn bei den Männern 80.000 Zuschauer im Stadion sind und bei uns sind es nur 10.000, haben die einfach bessere Argumente.

Aber Sie investieren doch genau so viel. Von daher besteht diesbezüglich doch ein Missverhältnis?

Vielleicht haben wir sogar ein oder zwei Trainingseinheiten mehr in der Woche und ähnliche Reisestrapazen, aber ich persönlich kann gut leben von dem, was ich verdiene. Und letztendlich spiele ich Fußball, weil es mir Spaß macht.

Beim FC Bayern gehören sie zu den Stars, waren 2015 Bundesligaspielerin der Saison. Dennoch können Sie noch ungestört in der U-Bahn durch München fahren. Würden Sie für das Gehalt eines Robert Lewandowski auf diese Privatsphäre verzichten?

Auf keinen Fall. Klar wünscht sich wahrscheinlich jeder Arbeitnehmer mehr Geld, aber in diesem Fall wäre mir die Privatsphäre viel wichtiger. Ich bin glücklich mit dem Status quo.

Gibt es Spieler aus dem Männerteam, bei denen Sie sich viel abgeguckt haben oder auf deren Spiel Sie aktuell besonders schauen?

Natürlich, unser Team ist oft in der Allianz Arena und da schaue ich vermehrt auf Akteure, die auf meiner Position im Mittelfeld spielen – gerade Bastian Schweinsteiger war da ein Vorbild. Momentan beeindrucken mich die Ballsicherheit und der Fintenreichtum von Thiago, aber auch die kompromisslose Zweikampfführung von Arturo Vidal.

Wer hat die besseren Meisterschaftschancen: Die FCB-Frauen oder die FCB-Männer?

Schön wäre, wenn es beide schaffen (lacht). Die Männer werden sicher Meister und wir geben unser Bestes.

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