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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sebastian Hellmann Moderator scherzt: "Die Samstags-Dosis Lothar Matthäus reicht"
Am Dienstag starten die Play-offs in der Champions League. Mit dabei: Prime Video, das die Topspiele am Dienstag überträgt. Moderator Sebastian Hellmann spricht über seine neue Aufgabe und Kritik an seiner Person.
Vieles neu in der Champions League – vor allem am Dienstag. Denn von der kommenden Saison an laufen 16 Spiele der Königsklasse exklusiv beim Streaminganbieter Prime Video.
Mit der Playoff-Partie zwischen der AS Monaco und Schachtar Donezk am heutigen Dienstag (21 Uhr) steigt Prime Video in die Champions-League-Saison ein. Vor der Partie hat t-online mit Sebastian Hellmann gesprochen. Der Moderator im Interview über die Experten bei Prime, seine "Samstags-Dosis" Lothar Matthäus bei Sky sowie ein besonderes Erlebnis beim Champions-League-Finale vor 20 Jahren.
t-online: Herr Hellmann, wie genau kam es zu den Gesprächen mit Amazon und dementsprechend zu Ihrer neuen Aufgabe?
Sebastian Hellmann (53): Amazon hat den Kontakt gesucht. Die Gespräche verliefen dann sehr harmonisch, weil wir inhaltlich die gleiche Idee hatten, wie wir Fußball präsentieren wollen. Ich war froh und überrascht zugleich, dass es so wenig Austausch brauchte, um festzustellen, dass es passt. Dass es tatsächlich so ist, müssen wir und muss ich jetzt unter Beweis stellen.
Was meinen Sie mit der "gleichen Idee”?
Die Idee von Amazon Prime Video ist es, ins Stadion zu gehen. Das ganze Team, also unsere Moderatorinnen Annika Zimmermann und Shary Reeves, unser Kommentator Jonas Friedrich, Co-Kommentator Benedikt Höwedes sowie unsere Expertinnen und Experten Kim Kulig, Mario Gomez, Matthias Sammer und Wolfgang Stark. Wir wollen eine große Nähe und Emotionalität erzeugen. Fußballromantik. Blut, Schweiß und Tränen. Das lässt sich aus dem Stadion gut vermitteln.
Wie liefen die Gespräche mit Sky? Es ist neu, dass Angestellte des Senders nun auch parallel für andere Unternehmen tätig sein dürfen.
Sehr fair. Ich bin Amazon und Sky sehr dankbar, dass ich für beide Sender parallel arbeiten kann. Das ist für alle eine gute Lösung.
Reicht es Ihnen, fortan nur noch samstags mit Lothar Matthäus die Spiele zu analysieren?
Die Samstags-Dosis Lothar Matthäus reicht (lacht). Nein, Spaß beiseite. Lothar Matthäus und ich arbeiten ja seit mehreren Jahren zusammen. Da ist mehr als nur ein Experten-Moderatoren-Verhältnis entstanden, wir begegnen uns sehr vertrauensvoll. Er ist ein super Typ und ich freue mich, dass ich mit ihm trotz meines neuen Jobs weiterarbeiten kann.
Wie sollen in die Champions-League-Übertragungen die beiden Experten Matthias Sammer und Mario Gomez eingebunden werden?
Wir müssen da ein wenig den ersten Spieltag abwarten. Dass Matthias Sammer emotional wie analytisch stark ist, hat er ja bereits bewiesen. Mal stark gestikulierend, dann ist er wieder unglaublich taktisch, sachlich, ruhig. Das "Paket Sammer" ist perfekt. Mario Gomez ist ganz neu und unbedarft in diesem Job. Ich denke, dass er alle überraschen wird. Die Leute sind sicher neugierig und freuen sich auf ihn.
Die Champions League gibt es unter diesem Namen seit 1992. Was macht für Sie diesen Wettbewerb aus?
Die Champions League hat so wahnsinnig viele Fußballgeschichten zu bieten, man weiß gar nicht, wo man anfangen und aufhören soll. Ob dramatische Finals mit dem FC Bayern oder unfassbare Aufholjagden mit Jürgen Klopp – der internationale Sport ist in vielen Facetten perfekt und groß. Der Zuschauer kann sich auf ein fantastisches Produkt freuen.
Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Sie mit der Königsklasse verbinden?
Das Champions-League-Finale 2001, FC Bayern gegen den FC Valencia in Mailand. Das war meine erste große Sendung mit Lothar Matthäus. Giuseppe-Meazza-Stadion, der FC Bayern im Finale, Elfmeter-Drama – da habe ich schon große Augen bekommen. Leider hat bei der Anreise nicht alles funktioniert.
Ja?
Als ich noch im Hotel war, steckte ich in einem gläsernen Fahrstuhl fest. Die Elektrik hat gestreikt. Da dachte ich mir schon: "Wenn sich der nicht mehr in Bewegung setzt, war’s das mit dem Finale". Aber ein Mechaniker hat mich Gott sei Dank per Handkurbel in die nächste Etage geschoben.
Die Champions League, insbesondere die Uefa, stand zuletzt auch wieder verstärkt in der Kritik. Die immer selben Mannschaften kommen unter die letzten Acht, die in der Königsklasse generierten Gelder sorgen für eine immer größere Diskrepanz in den nationalen Ligen. Stört Sie das nicht?
Dass wir bei der Champions League auch von einem großen Geschäft reden, ist klar. Die Summen, die im Umlauf sind, sind für viele Menschen nicht mehr nachvollziehbar, weil die Dimensionen nicht mehr greifbar sind. Dass Fußball als Geschäft funktioniert, kann man aber niemandem vorwerfen. Es gibt wahnsinnig viele Profiteure. Wissen Sie: Ich bin auch Fußballromantiker und würde mir 11 Freunde auf dem Platz wünschen. Das ist in der aktuellen Zeit aber kaum darstellbar, da muss man Realist bleiben.
Als Moderator stehen Sie stark im Fokus der Öffentlichkeit. Im Frühjahr hagelte es Kritik, als sie den damaligen Hertha-Trainer Bruno Labbadia live mit seinem feststehenden Rauswurf konfrontiert hatten. Wie gehen Sie damit um?
Es war völlig ok, wie wir das damals gemacht haben. Das war eine Nachricht, die wir wussten und die wir verkaufen mussten. Das ist unser und mein persönlicher Ansatz und Anspruch. Wir haben Bruno Labbadia mit einer Tatsache konfrontiert, die genauso eingetreten ist. Viel schlimmer finde ich diejenigen, die aus der geäußerten Kritik eine eigene Multiplikation machen. Ein angebliches Fehlverhalten zu nutzen, um darüber Klicks zu generieren, da steige ich aus.
Was können Sie persönlich noch lernen oder besser machen?
Grundsätzlich versuche ich mich immer weiterzuentwickeln und nehme jede Kritik an und auf. Sich dem zu verschließen oder zu sagen "Ich stehe da drüber", das wäre der völlig falsche Ansatz. Ich überprüfe mich immer wieder selbst und bin da offen. Alles andere wäre fatal.
- Persönliches Zoom-Interview mit Sebastian Hellmann