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Champions League: Thomas Tuchel hat die Ära von vier Trainerlegenden beendet


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Champions-League-Triumph mit Chelsea
Tuchel hat die Ära von vier Trainerlegenden beendet

  • Florian Wichert
MeinungEin Kommentar von Florian Wichert

Aktualisiert am 30.05.2021Lesedauer: 4 Min.
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Sieg in der Königsklasse: Mit nur einem Tor konnte sich der FC Chelsea zum Sieg schießen. (Quelle: t-online)
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Die Champions League ist fest in den Händen deutscher Trainer, die damit absolute Größen der Branche entzaubert haben. Tuchel half dabei ein völliger Wandel.

Thomas Tuchel peitschte die Fans auf der Tribüne in Porto an, flippte an der Seitenlinie aus, sank auf die Knie und zeigte Emotionen wie selten zuvor. Nach dem Schlusspfiff freute er sich wie ein Kind – und gab im Moment des Triumphes am Sky-Mikrofon private Einblicke. Er denke an seine 90-jährige Oma in Deutschland vor dem Fernseher. An seine Frau, die ihn schon in der Landesliga beim FC Augsburg begleitet habe und "sich gefragt hat, mit wem sie da bloß zusammen ist." Seine Familie habe auf diesem langen Weg teilweise mehr an ihn geglaubt als Tuchel selbst.

Was für ein Wandel!

Der alte Tuchel galt als menschlich schwierig, besessen, teilweise ignorant – und ist ganz offensichtlich dem neuen Tuchel gewichen. Dem Sympathieträger. Und seit gestern Abend und dem 1:0 gegen Manchester City auch Champions-League-Sieger. Thomas Tuchel hat es als erster Trainer überhaupt mit zwei verschiedenen Klubs in zwei Jahren hintereinander ins Champions-League-Finale geschafft. Letztes Jahr mit Paris, nun mit den Londonern. Er hat den FC Chelsea in einem halben Jahr aus dem grauen Mittelfeld der englischen Premier League noch auf Platz vier und nun zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte neben dem ersten Sieg in der Königsklasse 2012 geführt.

Damit hat er das Triple für die deutschen Trainer in der Champions League perfekt gemacht. Nach Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool 2019 und Hansi Flick mit dem FC Bayern 2020 ist Tuchel der dritte deutsche Trainer in Folge, der die Champions League gewonnen hat.

Es ist die Ära der deutschen Trainer. Sie sind die besten der Welt. Tuchel ist einer davon – und hat die Ära von Pep Guardiola, José Mourinho, Carlo Ancelotti oder Zinedine Zidane beendet. Das deutsche Trainer-Trio hat die einstigen Top-Trainer der Welt entzaubert.

Denn:

Guardiola hat die Champions League zuletzt 2011 gewonnen, also vor zehn Jahren. Sowohl der FC Bayern als auch Manchester City verpflichteten Guardiola, um diesen Titel zu holen. Er scheiterte im Achtel-, Viertel- oder Halbfinale, verzockte sich mit Taktik oder Aufstellung. Für die Mannschaft von Manchester City durfte er seit 2016 fast eine Milliarde Euro (Sie haben richtig gelesen) allein an Ablösesummen für neue Spieler ausgeben. Trotzdem unterlag er Tuchel und dem FC Chelsea in dieser Saison in drei Spielen dreimal, obwohl Tuchel erst Ende Januar kam und die Mannschaft noch nicht nach seinen Vorstellungen gestalten konnte. Er hat keinen einzigen Spieler selbst verpflichtet. Kommt Guardiola nach dieser erneuten Enttäuschung noch mal zurück? Zumindest in dieser Konstellation mit Manchester City ist das schwer vorstellbar.

Mourinho gewann 2004 mit Porto und 2010 mit Inter Mailand die Champions League. Zuletzt wurde er beim FC Chelsea, Manchester United und Tottenham Hotspur entlassen, weil er überall die Ziele verfehlte. An der Champions League nahm er zuletzt nicht mal mehr teil – und startete gerade erst einen neuen Anlauf bei der AS Rom in Italien. Wieder abseits der Champions League.

Ancelotti gilt als einer der erfolgreichsten Trainer der Fußball-Geschichte. Er gewann 2003 und 2007 mit dem AC Mailand die Champions League – und erneut mit Real Madrid 2014. Seitdem? Wurde er erst bei Real gefeuert, scheiterte dann beim FC Bayern. Anschließend wurde er in Neapel nach einer Niederlagenserie entlassen – und landete in der abgelaufenen Saison mit dem FC Everton in der Premier League auf Platz 10.

Zidane schaffte mit Real Madrid den Champions-League-Titel-Hattrick von 2016 bis 2018. Er ist also der letzte nicht-deutsche Trainer, der die Champions League gewann – und zumindest aktuell trotzdem entzaubert ist. Nachdem er sich 2018 eine Auszeit genommen hatte, kehrte er auf den Chefsessel bei Real zurück. Allerdings stellte sich der gewohnte Erfolg nicht ein. Real beendete die aktuelle Saison ohne jeden Titel, was bei den Königlichen einer Katastrophe gleichkommt. Meister in Spanien wurde ausgerechnet Stadtrivale Atlético Madrid. Zidane legte sein Amt zum zweiten Mal nach 2018 nieder. Seine Zukunft? Ungewiss.

Ganz anders die deutschen Trainer: Klopp hat mit Liverpool nach dem Champions-League-Sieg 2019 im Jahr darauf die erste englische Meisterschaft seit 30 Jahren geholt – und in der aktuellen Saison mit einem sensationellen Schlussspurt die Champions-League-Quali geschafft, die aufgrund vieler verletzter Leistungsträger niemand mehr für möglich gehalten hätte. Klopp ist in Liverpool ein Held.

Flick musste sich mit Bayern in der Champions League aufgrund eines Ausfalls von Superstürmer Robert Lewandowski zwar Paris St. Germain geschlagen geben, wurde aber überlegen Deutscher Meister und wechselt nun als Nationaltrainer zum DFB. Was bleibt, sind die sieben Titel, die er in weniger als zwei Jahren holte. Davon sechs in einer Saison. Das gab es zuvor nur einmal – als Guardiola noch beim FC Barcelona war und ebenfalls alle möglichen Pokale in einer Spielzeit gewann.

Nun hat auch Tuchel seinen ehemaligen Lehrmeister Guardiola düpiert und es auf den Thron im europäischen Fußball geschafft. Die Aussichten für die deutschen Trainer könnten kaum besser sein. Tuchel kann mit Chelsea eine Ära prägen wie Klopp es in Liverpool tut. Und vielleicht gewinnt mit Julian Nagelsmann in der kommenden Saison auch der vierte deutsche Trainer in Folge den Champions-League-Pokal.

Im Vergleich zu Ancelotti, Zidane oder Mourinho hat Nagelsmann einen entscheidenden Vorteil. Er darf mit dem FC Bayern in der Champions League antreten.

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