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RB Leipzig – Emil Forsberg: Champions League? "Unser Ziel ist das Finale"


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Leipzigs Emil Forsberg
Champions League? "Unser Ziel ist das Finale"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

12.08.2020Lesedauer: 6 Min.
Emil Forsberg: Im Champions-League-Achtelfinale gegen Tottenham traf der Schwede zum 3:0.Vergrößern des Bildes
Emil Forsberg: Im Champions-League-Achtelfinale gegen Tottenham traf der Schwede zum 3:0. (Quelle: Hartmut Bösener/imago-images-bilder)

RB Leipzig trifft im Viertelfinale der Königsklasse auf Atletico Madrid. Stürmerstar Emil Forsberg will die Spanier nur als Zwischenschritt sehen. Er will ins Endspiel, erklärt er im t-online.de-Interview.

Am Donnerstagabend trifft RB Leipzig im Viertelfinale der Champions League auf Atletico Madrid (21 Uhr, im Liveticker bei t-online.de). Es ist das erste Mal, dass die Sachsen sich unter den besten acht Team Europas wiederfinden. Ein Erfolg, ja, aber kein Grund zum Ausruhen, findet Emil Forsberg.

Der schwedische Flügelstürmer, der seit 2015 in der Offensive von RB Leipzig wirbelt, spricht im t-online.de-Interview über große Ziele in der Champions League, wie das Team den Abgang von DFB-Nationalspieler Timo Werner kompensieren will – und verrät, welche schwedische Köstlichkeit ihm den Antrieb für die Torejagd gibt.

t-online.de: Herr Forsberg, haben Sie schon einmal von dem Begriff "Doing an Ajax" ("Es wie Ajax machen") gehört?

Emil Forsberg (28): (lacht) Nein, den Begriff habe ich noch nie gehört, aber ich verstehe, was damit gemeint ist.

Englische Medien fragen damit, welcher Außenseiter in der Lage ist, in der Champions League für eine ähnliche Sensation und Begeisterung wie Ajax Amsterdam in der vergangenen Saison zu sorgen. Kann RB Leipzig das?

Wir möchten eine ähnliche Euphorie entfachen und haben die "Missao Final" ausgerufen. Unser Ziel ist das Finale. Und ich halte es für möglich, dass wir es erreichen.

Im Viertelfinale treffen Sie zunächst einmal auf Atletico Madrid, das im Achtelfinale Vorjahressieger Liverpool ausgeschaltet hat. Worauf müssen Sie sich als Team, aber auch insbesondere als Stürmer, bei diesem Gegner besonders einstellen?

Wir treffen auf eine Mannschaft mit viel Erfahrung in solchen K.o.-Spielen. Wir müssen gewappnet sein, dass es eklig werden kann. Atletico ist eine taktisch sehr disziplinierte Mannschaft, die zum großen Teil über ihre Mentalität kommt. Dazu haben sie mit Diego Simeone einen sehr leidenschaftlichen Trainer. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Sie werden von Beginn an Gas geben, um uns auch mental unter Druck zu setzen. Diese Herangehensweise Atleticos müssen wir sehr ernst nehmen und uns ihr mit aller Macht entgegenstellen.

Nach seinem Wechsel zu Chelsea wird Timo Werner bereits gegen Atletico nicht mehr für Leipzig auflaufen. Wie schwer wiegt sein Abgang für das Team?

Er ist ein großartiger Stürmer, der in den vergangenen vier Jahre viel für den Verein geleistet hat – und da sprechen wir nicht nur von seinen unzähligen Toren und Vorlagen. Timo war bereit, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu gehen. Und dass er diesen Schritt gehen kann, hat er sich verdient.

Welche Chancen sehen Sie im Abschied Werners?

Wir haben eine junge Mannschaft mit viel Potenzial. Viele meiner Mitspieler sind bereit, den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Warum also nicht jetzt? Ihnen bietet sich durch Timos Abschied eine große Chance, sich jetzt noch mehr in den Fokus zu spielen und zu zeigen, dass sie das Zeug zum Leistungsträger haben.

Wie schätzen Sie Ihre persönliche Champions-League-Saison bisher ein?

Ich bin soweit ganz zufrieden mit meiner Leistung in der Champions League. Ich habe einige wichtige Tore erzielt, die der Mannschaft weitergeholfen haben. Generell finde ich, dass wir es als Mannschaft sehr gut gemacht haben bis hierhin. Wir sind in die Saison hereingewachsen, sind mit jedem Spiel besser geworden. Gegen Tottenham hat man gesehen, wie wir unsere bis dahin gesammelte Erfahrung eingebracht haben, um gegen einen solchen Top-Gegner spielerisch überlegen zu sein. So müssen wir weiter vorgehen: Aus jedem Spiel lernen und in jede neue Partie mit Mut gehen – besonders jetzt, da es nur noch K.o.-Spiele in der Champions League gibt.

Sie sprechen es bereits an: Die Champions League wird aufgrund der Corona-Pandemie in einem Finalturnier in Lissabon ausgetragen. Viertelfinals und Halbfinals werden in je nur einem statt wie üblicherweise in einem Hin- und Rückspiel entschieden. Wie haben Sie auf die Entscheidung reagiert?

Es ist natürlich sehr schade, dass auch in Lissabon keine Zuschauer zugelassen sind – doch es ist, wie es ist. Die Gesundheit geht immer vor. Wir Spieler sind trotzdem sehr froh, dass die Champions League weitergeht. Wir müssen diese Chance, die uns die Uefa mit dieser Lösung gegeben hat, nun im Viertelfinale gegen Atletico nutzen und beweisen, dass wir zurecht unter den besten acht Teams Europas sind.

Inwiefern hilft die Ruhe im Stadion gerade auf solchem Top-Niveau dem eigenen Spiel?

Es ist ein komisches Gefühl, in einem leeren Stadion zu spielen. Wir sind es aus Leipzig gewöhnt, mit 40.000 Zuschauern im Rücken auf dem Platz zu stehen. Das pusht dich natürlich enorm. Jetzt ist es an uns selbst, uns zu motivieren und zu realisieren, wie wichtig die nächsten 90 Minuten sind – auch wenn die Atmosphäre eher an eine Trainingseinheit erinnert. Wir müssen uns zu jeder Zeit bewusst sein, dass wir in der Champions League antreten und das Spiel gewinnen wollen. Diese Eigenmotivation ist uns in den zurückliegenden Bundesliga-Geisterspielen sehr gut gelungen. Deshalb mache ich mir um die Ruhe in Lissabon keine Sorgen.

In Deutschland diskutieren Klubs, Verband und Politik über eine Teilöffnung der Stadien für Zuschauer. Worin liegen für Sie als Spieler die Unterschiede, ob niemand, 20.000 oder 60.000 im Stadion sind?

Wenn Sie mich als Spieler fragen, schon zehn Fans im Stadion wären ein Fortschritt. Jetzt liegt es an den verantwortlichen Behörden und Verbänden, dass ein realisierbares Konzept zugelassen wird. Denn seien wir ehrlich: Wir alle hätten sobald wie möglich wieder gerne volle Stadien. Aber die Gesundheit geht natürlich vor.

Konnten Sie, bevor die Vorbereitung auf das Finalturnier der Champions League begonnen hat, in Ihre Heimat Schweden reisen?

Ja, ich war drei Wochen in Schweden und hatte einen wundervollen Urlaub zu Hause. Glücklicherweise hat sowohl mit der Ein- als auch Ausreise alles gut geklappt.

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Ihr Heimatland Schweden wurde mit seinem Corona-Sonderweg bekannt. Wie haben Sie die Lage dort beobachtet und bewertet?

Ich habe die Diskussionen natürlich mitbekommen. Die Meinungen waren sehr unterschiedlich. Ich bin kein Virologe. Ich kann da kein Urteil fällen. Was ich sagen kann ist, dass ich wie wohl jeder Mensch auf der Welt mir wünsche, dass wir dieses verdammte Coronavirus in den Griff kriegen.

Welche Dinge unternehmen Sie am liebsten, wenn Sie in Schweden sind? Was können Sie dort tun, was so in Leipzig einfach nicht möglich ist?

All das, was ich liebe, gibt es in Schweden: Viel Wald, superschöne Natur, tolle Plätze zum Angeln. Was ich mir fürs nächste Jahr endlich vorgenommen habe: Ich möchte dort gerne meinen Jagdschein machen.

Auf Ihrem Instagram-Account sieht man Sie des Öfteren in der Küche stehen. Mit welchem Rezept begeistern Sie Familie und Freunde am liebsten?

Das ist ein traditionelles schwedisches Gericht: Stuvade makaroner med korv. Das ist ein Nudelauflauf, der mit Butter, Weißmehl und ein wenig Muskatnuss angesetzt wird. Dazu gibst du Wurst und vermengst alles mit Ketchup und Senf. Das mag etwas komisch klingeln, schmeckt aber überragend.

Sie sind mit 28 Jahren einer der ältesten Spieler im Leipziger Kader. Inwiefern ergibt sich für Sie daraus ein natürlicher Anspruch, ein Führungsspieler zu sein?

Ich bin seit fünfeinhalb Jahren bei RB Leipzig, kenne den Verein und weiß, wie er funktioniert. Ich bin damals in ein neues Land mit einer anderen Kultur gekommen und möchte mit meiner Erfahrung neuen Jungs, die zu uns stoßen, beim Start in Leipzig helfen. Dafür braucht es nicht viel. Manchmal reicht es bereits, sie zu fragen, wie es ihnen geht, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie willkommen sind. Ich muss aber auch sagen, dass viele Neuzugänge sich schon von allein gut bei uns einfinden. Das sind alles clevere Jungs, die ihren Weg verfolgen und wissen, wie wichtig eine gute Stimmung und Disziplin ist.

Im Gespräch mit dem "Kicker" sagten Sie, dass Sie und Ihre Familie sich "pudelwohl" und "happy" in Leipzig fühlen, ihre Tochter dort zur Kita geht. Ist ein Karriereende bei RB für Sie also auch eine ernstzunehmende Option?


Da können wir gerne noch einmal drüber sprechen, wenn ich 30 bin. Mein Vertrag in Leipzig läuft ja noch zwei Jahre. Bis dahin versuche ich im Hier und Jetzt zu leben und mich auf den Fußball zu konzentrieren und meinem Team hier bei RB Leipzig so gut wie möglich zu helfen. Ich befinde mich jetzt im besten Fußballeralter und bin von dem, was ich leisten kann, voll überzeugt.

Nun gab es in den vergangenen Wochen einige Spieler, die in diesem Alter, das sie als bestes Fußballeralter bezeichnen, ihre Karriere beendet haben: André Schürrle mit 29 Jahren, Benedikt Höwedes und Sandro Wagner mit 32. Denken Sie auch bereits über ein mögliches Karriereende nach?

So wie ich mich kenne, werde ich so lange professionell Fußball spielen wie es mein Körper zulässt. Solange ich die Lust verspüre, jeden Tag zum Training zu fahren und den Ball am Fuß zu spüren, werde ich weitermachen – ohne Frage. Ich liebe den Fußball, ich liebe es, zu zocken. Deshalb mache ich mir überhaupt keine Gedanken über mein Karriereende.

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