Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
TV-Chaos "Die Maßlosigkeit regiert im Fußball"
Der Bezahlsender verliert zur Saison 2021/22 alle Übertragungsrechte an der Königsklasse des Fußballs. Amazon steigt neu ein. Doch ist das gut oder schlecht für den Fußballfan? Ein Pro und Kontra.
Ab der Saison 2021/22 ist die Fußball-Champions League fast nur noch im Internet zu sehen. Der Bezahlsender Sky konnte sich mit der Europäischen Fußball-Union nach knapp 20-jähriger Zusammenarbeit nicht auf eine Fortführung einigen.
- Rechte-Beben: Highlights laufen im Free-TV
- Nach Sky-Aus: Wer zeigt künftig welche Spiele?
Das bestätigte Sky am Donnerstag. Nach Informationen der "Bild" hat sich der Streamingdienst DAZN die weiteren Rechte zur Übertragung der Fußball-Königsklasse gesichert, nachdem Amazon Prime bereits den Zuschlag für das Topspiel am Dienstag ab 2021 erhalten hatte.
Doch ist das Champions-League-Rechte-Beben gut für den Fußballfan?
Hier lesen Sie das Pro und Kontra der t-online.de-Redakteure Robert Hiersemann und Steven Sowa.
Ja, wir Fußballfans können wieder hoffen
Was haben wir in den letzten Monaten geflucht, wenn das Sky-Streaming-Bild bei Champions-League-Spielen oder Bundesliga-Partien (mal wieder) unscharf war, hakte, langsam lud, gar nicht erst ansprang. Kurzum: Den Fußballfan zur Weißglut brachte. Das Fußballerlebnis, auf das man seit Tagen hinfieberte, wurde manchmal zur Qual.
Doch genau das ist nun vielleicht bald vorbei – zumindest in der Königsklasse.
Denn Sky verliert alle Übertragungsrechte an der Champions League zur Saison 2021/22. Und mit der Aufteilung der Spiele zwischen dem Internet-Giganten Amazon, dem top aufgestellten Streamingdienstanbieter DAZN und dem ZDF kann man künftig wieder regelmäßig auf den perfekten Fußballabend hoffen. Und das Rechte-Beben könnte weitergehen.
Die Ausschreibung für die Bundesliga-Übertragung startet im kommenden Frühjahr. Verliert Sky auch diese Rechte?
Fakt ist: Der Wechsel in der Königsklasse wird für Abwechslung sorgen. Denn die immer gleichen Experten-Gesichter auf Sky langweilen mit der Zeit. DAZN hat mit neuen, unverbrauchten Namen wie Jonas Hummels frischen Wind in das Fußball-Live-Erlebnis gebracht. Und Amazon wird da ganz sicher nachziehen.
Nein, denn die Maßlosigkeit regiert im Fußball
Der Fußball entfernt sich weiter von dem, was ihn ausmacht – den Fans. Amazon Prime? Für den Online-Versandhandelsriesen sind Filme, Serien und jetzt Fußball nur ein Magnet für den eigentlichen Umsatzmotor: den Produktverkauf. Wenn selbst ein Big-Player wie Sky beim Bieterwettstreit die Bremse zieht, regiert Maßlosigkeit den Sport.
Fußballfans haben die Qual der Wahl: Sky und damit bald nur noch Bundesliga und DFB-Pokal? DAZN und damit Champions- und Europa League? Oder Amazon Prime mit einer CL-Partie am Dienstagabend? Wer alles haben will, greift tief in die Tasche: Mindestens 70 Euro monatlich werden nötig sein. Und wer garantiert, dass Amazon die Champions League nicht in einen Prime-Channel auslagert? Die Kosten, klar: extra.
Umso fragmentierter der Markt an den Fußballrechten wird, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass Spielansetzungen an den globalen, finanzkräftigen Playern ausgerichtet werden. Stichwort: internationale Märkte.
Die Übertragung steht vor einer Mammutaufgabe: dem Internet in Deutschland. Dass große Zuschaueranstürme Sky Go, DAZN oder den Eurosport Player regelmäßig in die Knie zwangen, könnte auch in zwei Jahren noch für viel Ärger sorgen.
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