Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Deutscher Champions-League-Kracher Das war es für die Bayern

Die beiden besten deutschen Mannschaften duellieren sich im Champions-League-Achtelfinale. Wer hat die besseren Chancen?
Zum vierten Mal in dieser Saison treffen der FC Bayern und Bayer Leverkusen am Mittwoch aufeinander. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales geht es in München zur Sache, am Dienstag folgt das Rückspiel in Leverkusen. Für Ex-Nationalspieler Philipp Lahm ist es ein Duell "auf Augenhöhe". Gleichzeitig sagte er der "Sport Bild", dass der FC Bayern für ihn doch eher der Favorit sei.
Aber: Die Bilanz spricht klar für Leverkusen. In der laufenden Saison gab es in drei Partien zwei Unentschieden und einen Sieg für den Deutschen Meister. Seitdem Xabi Alonso dort Trainer ist, hat Bayer Leverkusen noch nicht gegen die Bayern verloren. Das führt zu der Frage:
Wirft Bayer Leverkusen die Bayern aus der Champions League?

Ja, Alonso hat das richtige Mittel gefunden
Können Sie sich noch an den letzten Bayern-Sieg gegen Leverkusen erinnern? Nein? Verständlich. Das war nämlich am 30. September 2022. Ja, Sie haben richtig gelesen: 2022!
Nur einen Monat später übernahm Xabi Alonso als Bayer-Coach, und es begann ein wahrer Albtraum für die Münchner: Remis und Niederlagen wechselten sich fortan ab und kosteten Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel den Job.
Zuletzt durfte sich die Bayern-Elf von Vincent Kompany Mitte Februar über ein 0:0 freuen, bei dem die Leverkusener die Münchner förmlich an die Wand spielten, nur ihre Chancen nicht nutzen konnten.
Die Partie zeigt, warum Leverkusen die klar besseren Karten hat: Taktikfuchs Alonso hat auch gegen die Kompany-Bayern das richtige Mittel gefunden. In der Bundesliga verlor Bayern nur nicht, weil sie sich in der komfortablen Situation befanden, acht Punkte Vorsprung in der Tabelle verwalten zu können. Also stellten sie sich hinten rein – und hatten trotzdem noch Glück, sich nicht mehrere Gegentore einzufangen.
In einem K.-o.-Spiel wie in der Champions League werden sich die Münchner diese Taktik jedoch nicht mehr leisten können. Sie sind auch offensiv zum Mitspielen gezwungen – und dass das Kompany-Team dann durchaus anfällig für Gegentore ist, haben sie in dieser Spielzeit bereits mehr als einmal bewiesen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Leverkusener den Vorteil haben, das Rückspiel im eigenen Stadion zu bestreiten. Zwar wird den Bayern nachgesagt, sich in den entscheidenden Partien steigern zu können. Doch nicht zuletzt die Champions-League-Zwischenrunde gegen Celtic zeigte, dass auch das keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Nicht ohne Grund bemängelte Thomas Müller zuletzt das fehlende "Mia san Mia"-Gefühl. Auch er weiß: So reicht es gegen Leverkusen einfach nicht.

Nein, die Bayern haben zwei Trümpfe in der Hand
Die Statistik von Trainer Kompany gegen Alonso spricht zwar für Bayer, die Leistungen aber nur bedingt. Das 1:1 in der Liga in München war Einbahnstraßen-Fußball in Richtung des Leverkusener Tors. 18 zu 3 Torschüsse und 1,38 zu 0,06 "Expected Goals" sprechen eine klare Sprache.
Der Leverkusener Sieg im DFB-Pokal war ebenfalls glücklich. Bei den Bayern fehlte Torjäger Harry Kane, Torwart Manuel Neuer flog nach 17 Minuten mit einer Roten Karte vom Platz – und dennoch war Bayern das tonangebende Team.
Wenn alle über das jüngste 0:0 in der Liga reden, bei dem Leverkusen zweifellos die bessere Mannschaft war, sollten die Leistungen in den vorherigen Spielen nicht vergessen werden.
Daran gemessen ist die Ausgangslage nicht nur offen, sondern die Bayern haben die besseren Chancen, weiterzukommen. Denn sie haben gleich zwei Vorteile.
Vorteil Nummer eins: die Erfahrung. Die Champions-League-Bühne kennen nur wenige Spieler im Leverkusener Kader. Die Bayern hingegen kamen im vergangenen Jahr bis ins Halbfinale. Der große Rahmen macht ihnen nichts aus, das potenzielle Endspiel im eigenen Stadion motiviert sie sogar noch.
Vorteil Nummer zwei: Bei den Bayern droht nur Leroy Sané und Serge Gnabry eine Gelbsperre. Beide Spieler sind aktuell verzichtbar. Auf Leverkusener Seite sind mit Aleix García, Robert Andrich, Jeremie Frimpong, Granit Xhaka und Florian Wirtz gleich fünf Spieler betroffen. Vor allem bei einem Ausfall von Frimpong, Xhaka oder Wirtz hätte Bayer Leverkusen ein ernsthaftes Problem. Und die cleveren Bayern werden genau diese Akteure permanent attackieren, reizen, provozieren, damit sie Gelb sehen und im Rückspiel fehlen.
Diese Trümpfe können in einem solch engen Duell den Unterschied ausmachen. Deshalb kommt Bayern weiter.
Das Hinspiel können Sie am heutigen Mittwoch hier im Liveticker ab 21 Uhr bei t-online verfolgen. Das Rückspiel findet am kommenden Dienstag statt.
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