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Hertha BSC: Sandro Schwarz erklärt Russland-Verbleib


Entsetzen und Pflichtgefühl
Hertha-Coach Schwarz erklärt Russland-Verbleib

Von t-online, sid
03.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Sandro Schwarz: Er ist neuer Cheftrainer von Hertha BSC.Vergrößern des Bildes
Sandro Schwarz: Er ist neuer Cheftrainer von Hertha BSC. (Quelle: SNA/imago-images-bilder)

Vor seinem Start als Cheftrainer bei Hertha BSC blickt Sandro Schwarz noch einmal zurück – und begründet mit emotionalen Worten seine Entscheidung, Russland nach Kriegsbeginn nicht sofort verlassen zu haben.

Sandro Schwarz lag etwas schwer auf der Seele. Noch bevor der neue Trainer von Hertha BSC über Ziele, Taktiken und die Zukunft von Kevin-Prince Boateng sprach, hatte er seine erste Medienrunde für eine emotionale Erklärung genutzt.

In einem knapp sechsminütigen Monolog beschrieb Schwarz seine "innere Zerrissenheit" über die umstrittene Entscheidung, Dynamo Moskau nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine nicht zu verlassen.

Schwarz diente als "Anker"

"Ich konnte das vor mir selbst als Mensch vertreten, weil die Gruppe die gleiche Haltung hatte", betonte der 43-Jährige, der sichtlich bewegt hinzufügte: "Wer mich kennt, der weiß, dass ich diesen Angriffskrieg und jegliche Form des Krieges in der Ukraine komplett verurteile."

Eine ähnliche Sichtweise habe er auch im Umfeld von Dynamo gespürt. Die Leute dort seien "gute Menschen, die zu dem Thema eine klare Haltung haben, wie wir alle hier", berichtete Schwarz: "Wenn ich nur ansatzweise gefühlt hätte, dass das Leben dort ab dem 24. Februar normal sei – dann wäre die logische Konsequenz für mich und meine Familie gewesen, Russland sofort zu verlassen."

Seine Entscheidung, bis zum Saisonende in Moskau zu bleiben, hätte "nichts mit Sport, Titeln oder finanziellen Aspekten" zu tun gehabt, betonte Schwarz: "Es ging einzig und allein darum, den Menschen vor Ort zu helfen." Er habe gespürt, dass er in dieser "sehr emotionalen Zeit" ein "Anker" für die Leute bei Dynamo gewesen sei.

Schwarz: "Jetzt fühlt es sich befreiend an"

Schwarz berichtete von einem Erlebnis, bei dem er mit einem russischen und einem ukrainischen Spieler im Trainerzimmer "gemeinsam geweint" habe. "Zukunftsängste, das Gefühl der Abspaltung von der restlichen Welt – das haben alle in meinem Umfeld gespürt", so Schwarz, der seinen Abschied von Dynamo erst nach dem verlorenen Pokalfinale am vergangenen Sonntag bekannt gegeben hatte.

Sein noch zwei Jahre laufender Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst. Am Donnerstag verkündete Hertha die Verpflichtung des früheren Mainzer Coaches. Er könne die Kontroverse um seine Entscheidung nachvollziehen, zumal seine deutschen Trainer-Kollegen Markus Gisdol (Lokomotive Moskau) und Daniel Farke (FK Krasnodar) Russland sofort den Rücken gekehrt hatten.

Aber die Situationen seien "nicht vergleichbar". Er sei dennoch froh, endlich zurück in Deutschland zu sein, der Druck habe schwer auf ihm gelastet: "Jetzt fühlt es sich befreiend an".

Schwarz und Profis wollen "fleißig arbeiten"

Er wolle das Erlebnis nun hinter sich lassen und seine Arbeit bei Hertha voller Tatendrang angehen. "Es soll vom ersten Trainingstag an eine Energie auf dem Platz entstehen", kündigte Schwarz mit Blick auf den Vorbereitungsstart am 20. Juni an: "Wir wollen mit Demut an die Sache gehen, aber fleißig arbeiten."

Ob das auch für Boateng zutrifft, ist offen. Schwarz will in den kommenden Tagen ein "offenes und ehrliches Gespräch" mit dem 35-Jährigen führen, der in der Relegation gegen den Hamburger SV so wichtig für das Team gewesen war.

Auf Routinier Peter Pekarik kann Schwarz definitiv weiter zählen, der Rechtsverteidiger verlängerte seinen Vertrag um ein weiteres Jahr – mit Zustimmung des neuen Trainers. "Dass Peka heute verlängert hat, habe ich schon mitbekommen", scherzte der längst in alle Kaderplanungen involvierte Schwarz.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur SID
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