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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Verbleib von Bayern-Star unklar Entscheidet das "Uli-Hoeneß-Gesetz" über Lewandowskis Zukunft?
Robert Lewandowski macht mit RB Salzburg in der Champions League kurzen Prozess. Seine Zukunft beim FC Bayern ist aber ungewiss. Weshalb die Münchner um jeden Preis mit ihm verlängern sollten – eine Analyse.
"Lewandowski steht für sich allein!" Mit dieser Schlagzeile huldigte die "AS" nach dem 7:1 (4:0) des FC Bayern gegen RB Salzburg Dreifach-Torschütze Robert Lewandowski. Eben jene spanische Sportzeitung, die Anfang Februar für kollektive Nervosität unter den Fans des deutschen Bundesliga-Rekordmeisters gesorgt hatte.
So berichtete sie von einem angeblich intensivierten Werben Real Madrids um den polnischen Superstürmer. Und davon, dass der 33-jährige Ausnahmestürmer ganz und gar nicht abgeneigt sei.
Fakt ist: Lewandowskis Vertrag läuft in München im Sommer 2023 aus. Bekannt ist auch: Der Torjäger vermied zuletzt bei "Sky" ein Bekenntnis zu den Bayern. Im Gespräch mit demselben Sender erklärte FCB-Boss Oliver Kahn: "Ich habe es mehrfach gesagt, dass wir jetzt im Frühjahr Gespräche führen wollen mit vielen unserer verdienten Spieler, natürlich auch mit Robert."
t-online erklärt, warum der Bundesliga-Gigant um jeden Preis mit ihm verlängern sollte.
Grund Nummer eins: Robert Lewandowski ist ein Aushängeschild
Weltfußballer, Sympathieträger, Testimonial – Lewandowski ist international das Aushängeschild des Klubs. Die FIFA-zertifizierte Marketing-Agentur "Euromerica Sport Marketing" hatte unlängst Daten zu verkauften Trikots europaweit erhoben.
Der FC Bayern landete demnach mit 3,25 Millionen veräußerten Jerseys 2021 auf Platz eins. Und: Etwa auch auf ihren China-Touren positionierten die Münchner in der Vergangenheit bewusst offensiv Lewandowski auf PR-Terminen, weil dieser ein besonders hohes Ansehen genießt. Und das würden sie einfach aufgeben?
Grund Nummer zwei: Der FC Bayern bangt um Führungsspieler
Ginge nach David Alaba (Real Madrid) und Niklas Süle (im Sommer zum BVB) auch noch Lewandowski, bekämen die Bayern ein ordentliches Führungsspieler-Problem. Denn: Leroy Sané zeigte zuletzt schwankende Leistungen, und Leon Goretzka (Knieprobleme) ist seit Monaten und immer wieder verletzt.
Manuel Neuer fiel zuletzt wegen einer Knie-OP aus und ist schon 35. Bleibt Thomas Müller, mit dem sich Lewandowski kongenial versteht, was die Kombination zum 3:0 gegen Salzburg eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Vor der Partie hatte der Ex-Münchner Stefan Effenberg in seiner Kolumne für t-online gefordert, dass der FC Bayern bei Lewandowski "in die Gänge kommen" müsse. Sei dieser nur ein Plan B, "wird Lewandowski das nie vergessen". Wie wichtig der Stürmer gerade für seine Nebenleute ist, bewies einmal mehr das Champions League-Achtelfinale. Durch zwei herausgeholte und verwandelte Elfmeter sowie seinen Express-Hattrick war er der sogenannte Dosenöffner.
Grund Nummer drei: Robert Lewandowskis Tore sind unersetzlich
In der vergangenen Saison stellte Lewandowski mit 41 Toren einen neuen Bundesliga-Rekord auf. In dieser Spielzeit steht er national bei 28 Treffern in 25 Partien.
Mehr noch: Gegen den SC Freiburg (2:1), den BVB und RB Leipzig (jeweils 3:2) waren seine Tore jeweils spielentscheidend. Nicht auszudenken, wo die Bayern ohne seine Torgefahr wirklich stünden.
Grund Nummer vier: BVB-Star Erling Haaland ist kein planbarer Ersatz
Kahn bestätigte bei "Sky" kürzlich Gespräche mit Mino Raiola, dem Berater von BVB-Superstürmer Erling Haaland. Effenberg sieht in just dieser Strategie eine Gefahr: "Ich muss ganz deutlich sagen: Wenn Lewandowski 2023 den Verein verlässt, weil ihm das zu lange gedauert hat, wirft das kein gutes Licht auf die Verantwortlichen. Ich würde sogar noch weiter gehen. Wenn Bayern nicht versucht, den Vertrag zu verlängern, ist das die schlechteste Entscheidung der Vereinsgeschichte."
Auch, weil Haaland kein wirklich planbarer Ersatz wäre. Denn: Er hat dasselbe Problem wie Goretzka – der 21-jährige Norweger ist seit Monaten fast durchgängig verletzt. Die "Sport Bild" berichtete zudem von einer angeblichen Ausstiegsklausel in Höhe von 75 Millionen Euro. Selbst für die Bayern ist das nach einem mickrigen Gewinn von 1,9 Millionen Euro in der Corona-Saison 2020/21 eine Menge Geld.
Die "Sport Bild" und die "Bild" schrieben ebenfalls, dass Lewandowski angeblich 24 Millionen Euro brutto pro Jahr verdiene. Bei Haaland müssten Ablöse und Gehalt aber erst einmal addiert werden. Zudem werben verschiedenen Berichten zufolge Real, Manchester City und der FC Barcelona um ihn. Eine Entscheidung könnte sich lange ziehen.
Grund Nummer fünf: Ein ungeschriebenes Uli-Hoeneß-Gesetz
Verdiente Spieler dürfen ihre Karriere in München beenden. Das ist dem Vernehmen nach eines der ungeschriebenen Gesetze des Vereinspatrons. Im Januar sagte der Ehrenpräsident im Interview mit der Münchner "AZ" über Lewandowski-Kollege Neuer: "Manuel wird sowieso seine Karriere hier beenden. Er ist ein Urgestein des Vereins geworden. Der muss hier seine Karriere beenden. Da gibt es für mich gar keinen Zweifel."
Und dem "kicker" hatte er Ende Dezember erklärt, dass Lewandowski eine "unheimliche Identifikationsfigur, vor allem international" sei. Ein Veto vom Tegernsee, wo Hoeneß lebt, gegen einen Verkauf des Goalgetters wäre zumindest kein unwahrscheinliches Szenario. Hoeneß sitzt schließlich noch immer im Aufsichtsrat.
- transfermarkt: Spielerprofil von Robert Lewandowski
- t-online: So einen Satz habe ich seit zehn Jahren nicht gehört
- Abendzeitung München: Uli Hoeneß – "Manuel Neuer wird sowieso seine Karriere hier beenden"“
- Bild: Lewandowski-Verkauf im Sommer möglich