Nach Aufregung im Topspiel Wie Zwayer in den Hoyzer-Skandal verwickelt war
Zwischen Dortmund und Bayern ging es hoch her. Schiedsrichter Zwayer wurde vor allem von BVB-Seite scharf kritisiert. Dessen Beteiligung im Bundesliga-Wettskandal kocht wieder hoch. Welche Rolle spielte Zwayer damals?
Borussia Dortmund fühlte sich verschaukelt in diesem rassigen Spitzenspiel gegen den FC Bayern, das eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. Eine äußerst umstrittene Entscheidung von Schiedsrichter Felix Zwayer (mehr dazu lesen Sie hier) führte zum siegbringenden Strafstoß für den Rekordmeister. Robert Lewandowski schoss ein zum 3:2 der Münchner.
Die Wut beim BVB war groß. Trainer Marco Rose musste schon während des Spiels auf die Tribüne – weil er sich zu lautstark echauffierte. Sein jüngster Spieler auf dem Platz, Jude Bellingham, sprach nach dem Spiel einen Satz in das Mikro eines norwegischen TV-Senders, der für Zündstoff sorgte: "Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?" (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Bellinghams pikante Anspielung war auf die Verstrickung Zwayers in einen der größten Skandale im deutschen Fußball gemünzt.
Rückblick ins Jahr 2005: Der deutsche Fußball wird von einem Wettskandal erschüttert. Im Mittelpunkt: der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer. Er gibt zu, Spiele der 2. Liga, im DFB-Pokal und in der Regionalliga gegen Geld mit seinen Entscheidungen so beeinflusst zu haben, dass jenes Ergebnis herauskam, auf das gewettet wurde.
Einer, der den Prozess mit ins Rollen bringt und zur Aufklärung beiträgt, ist Hoyzers Kollege Felix Zwayer. Doch: Als Hoyzer gesteht, belastet er weitere Schiedsrichter-Kollegen, in die Spielmanipulationen verwickelt zu sein. Einer davon ist Zwayer.
DFB verheimlichte Zwayer-Verurteilung
Wie inzwischen bekannt ist, befand das DFB-Sportgericht damals, dass auch Zwayer schuldig war und verurteilte ihn zu einer Sperre von sechs Monaten. Zum einen, weil er um die Spielmanipulationen von Hoyzer wusste, aber sie nicht direkt gemeldet hatte. Und zum anderen, weil er vor einer Regionalliga-Partie zwischen dem Wuppertaler SV und Werder Bremen II 300 Euro von Hoyzer angenommen hatte. Zwayer sollte als Schiedsrichter-Assistent "kritische Situationen für den Wuppertaler SV vermeiden".
Pikant an der Sache: Das Urteil gegen Zwayer machte der DFB nicht öffentlich. Weil er als Zeuge aufgetreten war, hatte der DFB Zwayer eine Schutzsperre für ein halbes Jahr auferlegt. Die wurde aber mit dem Urteil, das Zwayer direkt akzeptierte, verrechnet. Und so durfte er schon nach einem halben Jahr wieder pfeifen. Für die Öffentlichkeit sah es folglich so aus, als wäre lediglich die Schutzsperre abgelaufen. Dass Zwayer aber auch verurteilt wurde, wurde erst Jahre später publik.
De facto hat Bellingham also nichts Unwahres über Zwayer behauptet. Das sieht auch Sport-Anwalt Christoph Schickardt so: "Seine Aussage ist unanständig, aber nicht zu beanstanden, sie ist ganz klar vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Sie ist legal, aber nicht legitim. Wer so etwas wie Zwayer angestellt hat, muss damit leben", sagte Schickhardt, der damals einen der betroffenen Vereine im Hoyzer-Prozess vertrat, dem "Kicker". Wenngleich er infrage stellt, dass die Aussagen angebracht waren: "Es ist unredlich und eine Frechheit, diese Geschichte nach 15 Jahren wieder aufzurufen."
Und deswegen droht Bellingham nun eine Sperre durch das Sportgericht – wegen unsportlichen Verhaltens. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt.
- Eigene Recherche
- Zeit.de: Die Akte Zwayer