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U21-EM: DFB siegt! "Trainer Stefan Kuntz sollte an seinem Job festhalten"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Europameister mit der U21
Kuntz muss jetzt die Chance seines Lebens nutzen

  • Florian Wichert
Pro & KontraVon Robert Hiersemann und Florian Wichert

Aktualisiert am 07.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Als Spieler holte Stefan Kuntz 1996 mit der A-Nationalmannschaft den Europameistertitel, als Trainer nun bereits zum zweiten Mal mit der U21-Auswahl.Vergrößern des Bildes
Als Spieler holte Stefan Kuntz 1996 mit der A-Nationalmannschaft den Europameistertitel, als Trainer nun bereits zum zweiten Mal mit der U21-Auswahl. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Er kam als Übergangslösung und könnte als Held gehen. Sollte der Ex-Nationalspieler und heutige U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz den DFB nach dem zweiten Europameister-Titel verlassen?

Stefan Kuntz war nach dem EM-Triumph mit der deutschen U21 sichtlich bewegt. Nicht nur die Haare des DFB-Trainers waren nach einer Bierdusche während der Pressekonferenz nass, auch seine Augen wurden feucht. "Diesem Jahrgang hat man am wenigsten zugetraut. Das heute war die Krönung von dem, was die Spieler ab der Gruppenphase gezeigt haben", sagte Kuntz mit stockender Stimme.

Große Freude nach dem 1:0 im Finale gegen Portugal. Er verspüre aber auch ein bisschen Wehmut, verriet Kuntz, schließlich falle die U21 nun auseinander. "Der Zusammenhalt war sehr beeindruckend. Das ist halt als Nationaltrainer einer U-Mannschaft so. Aber ich weiß, dass Bande bestehen bleiben. Das war auch mit den Mannschaften von 2017 und 2019 so." Damals war es Kuntz, der jeweils eine neue Mannschaft aufbaute, nachdem er die Mannschaft schon einmal zum Titel und einmal ins Finale geführt hatte.

Dieses Mal ist es ungewiss, ob er auch den nächsten Anlauf nimmt. Der Vertrag von Kuntz läuft zwar noch bis 2023, dennoch ließ er seine Zukunft zuletzt offen. Laut einem Bericht der "Bild" war Kuntz nicht glücklich über den Umgang mit ihm in der Nachfolgersuche für den scheidenden Bundestrainer Joachim Löw. Demnach denke er daran, zumindest nach den Olympischen Spielen eine neue Herausforderung anzugehen. Oder sollte er sogar sofort aufhören?

Sollte Stefan Kuntz als Trainer der U21-Nationalmannschaft nach der Europameisterschaft aufhören?

Pro
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, Kuntz muss die Chance seines Lebens nutzen

Er scheiterte als Trainer beim KSC, bei Mannheim und Ahlen. Er trägt als langjähriger Klubboss mindestens eine Mitschuld am üblen Niedergang von Kaiserslautern. Und er galt 2016 nur als Übergangslösung für das Traineramt der U21 und taktisch limitiert.

Fünf Jahre später ist er ein Held – und das kommt nicht von ungefähr.

Dreimal hintereinander führte er eine von den Spielernamen her klar unterlegene Mannschaft ins EM-Finale, weil er einen überragenden Draht zu den jungen Spielern entwickelt hat und offensichtlich gar nicht limitiert ist. Gestern holte er zum zweiten Mal den Titel. Wahnsinn. Doch jetzt ist es Zeit zu gehen.

Kuntz' Ansehen in der Branche ist auf dem Höhepunkt, doch bei der Wahl des neuen Bundestrainers und Löw-Nachfolgers wurde er übergangen. Seine Aufstiegschancen beim DFB? Liegen nun bei null. Den Erfolg mit der U21 toppen? Schwierig. Eine WM gibt es nicht, bei den Olympischen Spielen wird es schwierig.

Das bedeutet: Kuntz hat zwei Optionen. Er kann weiterhin die U21 betreuen und sein derzeitiges Ansehen aufs Spiel setzen. Oder Schluss machen und die Chance seines Lebens nutzen. Die wird in Form eines Angebots von einem Topklub sicherlich kommen – und womöglich die letzte sein für so ein Engagement. Kuntz ist mit 58 Jahren schon im fortgeschrittenen Alter für einen Trainer.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, Kuntz sollte an seinem Job festhalten

Seit 2016 trainiert Stefan Kuntz die deutsche U21-Nationalmannschaft und schaffte es seitdem bei jedem großen Turnier bis ins Finale. Dieser außergewöhnliche Erfolg ist kein Zufall: Zum einen ist er ein absoluter Fußballfachmann. Zum anderen fühlen sich die Nachwuchshoffnungen unter seiner Leitung sichtlich wohl und wachsen deshalb Jahr für Jahr über sich hinaus.

Denn Kuntz ist ein Trainer, der nicht nur auf die Leistung auf dem Platz schaut, sondern dem auch zwischenmenschliche Aspekte wichtig sind. Gerade in der heutigen Zeit, wo alles immer oberflächlicher zu werden scheint, ist das eine extrem wichtige Eigenschaft.

Man spürt: Die DFB-Spieler kämpfen im U21-Nationaltrikot nicht nur für sich selbst oder ihre Mannschaft, sie spielen auch – und vielleicht sogar vor allem – für ihren Trainer.

Und gerade dieses besondere Verhältnis zwischen Team und Trainer verspricht sportlichen Erfolg. Die besten Beispiele dafür: Der FC Bayern in seiner Triple-Saison unter Hansi Flick und die BVB-Ära unter Jürgen Klopp.

Ein Typ wie Kuntz ist für den DFB Gold wert. Er muss deshalb so lange wie möglich gehalten werden. Und auch Kuntz selbst sollte an seinem Job festhalten. Er hat Freude daran, ist erfolgreich – und vielleicht steigt er irgendwann doch noch zum Bundestrainer auf.

Wer hat recht?

Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußballthemen.

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  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
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