Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geständnis von U21-Europameister Ex-Bundesligaprofi rechnet ab: "Es hat mich so angewidert"
Er lief an der Seite von Boateng, Neuer und Özil für die deutsche U21-Nationalmannschaft auf. Heute macht Chinedu Ede Musik und rechnet bei t-online.de mit dem Fußballgeschäft ab.
Der ehemalige Bundesliga-Profi Chinedu Ede hat seine Karriere als Fußballer im vergangenen Jahr beendet. Inzwischen probiert er sich als Musiker. In einem kürzlich veröffentlichten Youtube-Musikvideo mit dem Titel "Reflexion" blickt er auch auf seine Zeit als Fußballprofi zurück – und fällt ein vernichtendes Urteil. Zwei der markantesten Liedzeilen:
"Ich hasste Fußball"
"60.000 Bundesliga, spielte manchmal zugeballert"
Ede spielte unter anderem für Hertha BSC, Mainz 05 und wurde 2009 gemeinsam mit zahlreichen prominenten Mitspielern wie Manuel Neuer oder Jerome Boateng mit der deutschen Auswahl U21-Europameister. t-online.de fragte bei dem heute 33-Jährigen nach und ließ sich diese Passagen erklären.
Fußball war für Ede Freiheit
Den Sport an sich habe er dabei nie gehasst. Ede zu t-online.de: "Ich habe damit angefangen, weil es Spaß gemacht hat." Fußball habe für ihn Freiheit und Kreativität bedeutet.
Bei seiner Kritik gehe es ihm eher um die Begleitumstände. "Am Ende wollten sie in dieser Industrie, und das ist das Fußballgeschäft wirklich, einfach nur anpassungsfähige, unmündige und gleichgestellte Roboter, die immer denselben Scheiß erzählen. Dieses Drumherum, dieses ganze Funktionärstum – es hat mich so angewidert", erklärt Ede.
Ede: "Alles hat mich so angewidert"
Er habe festgestellt: "99 Prozent der Spieler, die offen und ehrlich Dinge angesprochen haben, wurden ganz schnell ausgetauscht. Alles hat mich so angewidert. Es hatte nichts mehr mit dem ursprünglichen Sport zu tun. Wer Ecken und Kanten hat, wurde so zurechtgemeißelt, bis er in diese Welt passte."
Ede (Instagram: @chinedu_ede) hat viel erlebt. Insgesamt absolvierte er 28 Bundesligaspiele und lief zudem 109 Mal in der 2. Bundesliga auf. Nach seiner Zeit im deutschen Profifußball wechselte er nach Zypern, um anschließend über Stationen bei Twente Enschede (Niederlande) und Bangkok United (Thailand) beim Regionalligisten VSG Altglienicke seine Karriere zu beenden.
Die Erfahrungen in Deutschland haben ihn dabei am meisten geprägt. "Klar hast du dafür einen Haufen Schmerzensgeld kassiert, doch am Ende rechtfertigt kein Geld der Welt, dass man nicht man selbst sein darf."
Das Musikvideo von Chinedu Ede mit dem Titel "Reflexion":
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Youtube-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Youtube-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Drogen waren für Ede wie Balsam
Auch die zweite Textzeile erklärt er noch einmal genauer. "Vor 60.000 im Bundesligaspiel, manchmal zugeballert." Stand Ede während der Spiele unter Drogeneinfluss?
Ede erklärt: "Zum einen ist es wirklich so, wie es aufgefasst wurde.“ Es geht also tatsächlich um Drogen. "Teilweise auch synthetisch. Manchmal hat man so krass den Anschluss zur Realität verloren und wollte allem gerecht werden, dass das zum Balsam wurde. Ja, dann spielst du auch mal auf deinen Restdrogenwerten."
Ede weiter: "Zum anderen meine ich aber auch die Tatsache, ständig auf Schmerzmitteln gespielt zu haben. Bei Verletzungen wurdest du dazu gedrängt, wieder früher anzufangen, als es wirklich gut für deinen Körper war."
Heute weiß er, was gut für ihn ist. Ede wohnt wieder in Berlin, genießt die Zeit mit seiner Familie und geht einer neuen Leidenschaft nach: der Musik.