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FC Bayern verliert gegen Gladbach: Gibt es ein Mentalitätsproblem?


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Nach Pleite in Gladbach
Deshalb haben die Münchner ihren Bayern-Dusel verloren


Aktualisiert am 08.12.2019Lesedauer: 4 Min.
Ratlos: Bayerns Müller, Kimmich und Thiago (v. li.) nach der Niederlage in Gladbach.Vergrößern des Bildes
Ratlos: Bayerns Müller, Kimmich und Thiago (v. li.) nach der Niederlage in Gladbach. (Quelle: Team 2/imago-images-bilder)
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Der FC Bayern kassiert in der Bundesliga bereits die vierte Saisonniederlage. In Gladbach geht schon wieder ein Spiel knapp verloren – durch eine Entscheidung kurz vor Schluss. Haben die Münchner etwa ihren Bayern-Dusel verloren? Eine Analyse.

Uli Hoeneß hatte angekündigt, nicht mehr zu Auswärtsspielen des FC Bayern zu fahren. Vielleicht auch besser so: Das 1:2 (0:0) der Münchner in der Bundesliga bei Immer-noch-Tabellenführer Gladbach hätte den 67-jährigen Ex-Präsidenten vor Ort sicher Nerven gekostet.

FC Bayern wird in der Bundesliga durchgereicht

Wo er sich das Spiel wohl angeschaut hat? Er musste in jedem Fall mitverfolgen, wie seine Bayern am Samstag, zwischen Viertel vor Fünf, zu diesem Zeitpunkt führten sie nach einem Tor von Ivan Perisic (49. Minute) noch 1:0, und kurz vor halb neun Uhr abends, Bayer Leverkusen hatte den FC Schalke 2:1 geschlagen, Platz um Platz durchgereicht wurden.

Gladbachs Ramy Bensebaini hatte die zweite Pleite des Double-Gewinners (nur sieben Siege) in Folge mit seinem Doppelschlag (60./90.+2, Foulelfmeter) besiegelt. Am Ende eines turbulenten Tages blieb in der Bundesliga Rang sieben. Wäre die Saison nach 14 Spieltagen vorüber, der FC Bayern würde nicht mal international spielen.

Elfmeter kurz vor Schluss, Spieler, die vom Platz fliegen, Chancen, die fahrlässig plötzlich nicht mehr reingehen – wo ist nur der viel bemühte Bayern-Dusel hin? t-online.de begibt sich auf Spurensuche.

Der FC Bayern redet seine Probleme klein

Ja, der Start unter Interimscoach Hans-Dieter Flick war verheißungsvoll: zwölf Punkte und 16:0-Tore aus vier Spielen. Doch: Die Bayern gewannen gegen ein schwaches Olympiakos Piräus (2:0) und bei einem sehr schwachen Roter Stern Belgrad (6:0) sowie bei einem wankenden Fortuna Düsseldorf (4:0), das in der Bundesliga nur zwölf Punkte aus 14 Spielen geholt hat.

Das 4:0 gegen Borussia Dortmund beeindruckte auch in der Art und Weise, keine Frage. Von außen drängt sich aber der Eindruck auf, dass die Bayern ihre tiefer gehenden Probleme verharmlosen: Zum Beispiel, dass die Abwehr nach der Verletzung von Niklas Süle (Kreuzbandriss) leicht zu verunsichern ist.

FC Bayern: Hansi Flick verharmlost, Leon Goretzka beschwichtigt

Auch die Pleite in Gladbach zeigte, dass Back-up Jerome Boateng deutlich an Handlungsschnelligkeit eingebüßt hat. Danach verharmloste selbst Interimscoach Flick: "Von draußen habe ich gar nicht gedacht, dass das ein Elfmeter ist. Einige haben gesagt, es war kein Elfmeter."

Die Spieler beschwichtigen schon seit Wochen. "Wir wussten, wie wir die Konter verteidigen wollen, haben es in dem Moment nur nicht gut umgesetzt. Aber das wird in den nächsten Spielen anders laufen", hatte Nationalspieler Leon Goretzka vor der Partie in Mönchengladbach mit Blick auf die Gegentore gegen Bayer Leverkusen (1:2) "t-online.de" gesagt. Am Niederrhein funktionierte die Absicherung wieder nicht.

Der FC Bayern hält nicht am Bewährten fest

Was tun? Ex-Trainer Niko Kovac hatte in der Vorsaison vorgemacht, wie Hauruck geht: Indem der Kroate sich auf eine Mannschaft, ein Spielsystem (4-2-3-1) und eine Taktik (defensive Kompaktheit mit Nadelstichen) festgelegt hatte.

Am Anfang dieser Saison versuchte Kovac es plötzlich mit Pressing, was davor nie Teil seiner Spielphilosophie war – es ging schief. Jetzt lässt Flick noch höher pressen, gegenpressen und extrem hoch verteidigen. Gegen Gladbach zog das 60 Minuten lang gnadenlose Dominanz nach sich (Ballbesitz 63 Prozent).

Flick beordert Kimmich nach rechts hinten – Hamann kritisiert

Laut TV-Experte Dietmar Hamann beging Flick diesmal aber einen Fehler in seiner Aufstellung, weil der 54-jährige Badener nicht an Bewährtem festhielt: Joshua Kimmich als strategischer Sechser in der Zentrale. Der deutsche Nationalspieler musste stattdessen rechts hinten ran, als das Spiel kippte, zog der Schwabe vereinzelt eigenwillig nach innen.

"Natürlich haben sie mit ihm auf der rechten Seite sehr viel Offensivkraft. Aber das hatten sie auch mit Benjamin Pavard. Ich muss sagen: Ich verstehe es nicht wirklich. In den Räumen zwischen der Viererkette und dem Mittelfeld lassen sich ein Plea, ein Thuram oder Embolo immer wieder fallen", hatte Hamann bei "Sky" gesagt: "Da braucht es auf Bayern-Seite einen Spieler, der organisiert und dagegenhält: Kimmich."

Der FC Bayern hat seine Unbesiegbar-Mentalität verloren

Wurde der Bayern-Dusel vor dem Tor zuletzt durch Leichtfertigkeit ersetzt, muss sich die Mannschaft auch die Mentalitätsfrage gefallen lassen. Früher versetzte sie Gegnern, die sie beherrschte, den Punch. Das gelingt ihr in engen Spielen (2:2 gegen Hertha BSC, 1:1 gegen RB Leipzig, 2:2 gegen den FC Augsburg) nicht mehr.

In Gladbach ließ sich Javi Martinez zudem zu einem mindestens unglückliches Vergehen gegen Marcus Thuram im Strafraum hinreißen. Manuel Neuer nannte es ein "dummes Foul, das zum Elfmeter führt". Thomas Müller sagte: "Es war ein unnötiger Elfmeter, bei dem wir mitgeholfen haben."


Deutlicher wurde "Aggressive Leader" Kimmich. "Es ärgert mich unendlich, ich könnte durchdrehen", meinte der 24-Jährige wütend: "Die Alarmsignale mussten schon vor dem Spiel an sein. Wer es jetzt noch nicht begriffen hat, ist komplett auf dem falschen Weg. Wer glaubt, dass es wieder so wird wie letzte Saison, ist fehl am Platz." Hat der FC Bayern nicht nur seinen viel zitierten Dusel verloren, sondern sogar ein Mentalitätsproblem?

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